Angesichts starker Ernte- und Verkaufsschwankungen sei es eine Herausforderung, ein Optimum zu finden, sagte Geschäftsführer Thomas Kurth am Freitag an der Generalversammlung im Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain in Sissach. Die IG Dinkel hatte 2023 erstmals seit Jahren die Lagerhaltung in den Fokus nehmen müssen. Sie werde auch 2024 ein Schwerpunkt sein, so Kurth. Positiv sei zu vermerken, dass der Getreideproduzentenverband die Überlagerung mit einem Beitrag aus dem Marktentlastungsfonds unterstützen werde. Ebenfalls positiv sei, dass die hohe Lagerhaltung für eine erhöhte Lieferbereitschaft sorge. Damit werde das Risiko für Auslistungen gesenkt.

Verschwindet ein Produkt aus den Regalen, ist das Comeback schwierig

Diese hatten die Dinkelproduzenten nach der schlechten Ernte von 2021 hart getroffen. Jene Produkte, die während der Zeit der Notmassnahmen nicht ausgelistet werden mussten, seien seither unverändert gut oder sogar mit wachsendem Absatz verkauft worden. Produkte, die mehrere Monate ausgelistet werden mussten, hätten es jedoch schwer, am Markt wieder Fuss zu fassen. «Wenn das Produkt nicht mehr im Regal ist, haben es die Kunden nach einem halben Jahr vergessen», erläuterte Kurth.

Abo Für pestizidfreien Urdinkel werden den Produzenten für die nächstjährige Ernte noch 86.– Fr./dt offeriert. Dinkel Billige Dinkelimporte drücken auf die Preise Saturday, 19. August 2023 Ein verregneter Sommer und starke Hagelschläge hatten im Sommer 2021 schweizweit Ernteverluste in der Höhe von rund 40 Prozent zur Folge gehabt. Die IG sah sich daraufhin gezwungen, die fehlende Menge an Dinkel aus alten Sorten teuer auf dem Importmarkt zu beschaffen. Dennoch gelang es nicht, alle Produkte auf dem Markt zu halten. 2022 machten der IG dann wegen der tiefen Zölle Importe zu schaffen.  

Resistentere Sorten entsprechen nicht der Marke

Die Zukunft des Urdinkel-Booms scheint nach diesen Erfahrungen nicht mehr so sicher wie auch schon. Durch den Klimawandel häufigere Wetterkapriolen und das Auftreten von Schädlingen und Krankheiten wie dem Gelbrost dürften die Liefersicherheit auch in Zukunft erschweren. Während andere Getreideproduzenten auf modifiziertes Saatgut hoffen, ist das beim Urdinkel kaum möglich.

Unter der Marke dürfen derzeit nämlich nur die beiden Sorten «Oberkulmer Rotkorn» und «Ostro» verkauft werden. Damit soll der Urdinkel scharf vom gewöhnlichen Weizen abgegrenzt werden, der in viele modernere Dinkelsorten eingekreuzt wurde. Mehrere Anwesende äusserten den Wunsch, künftig resistentere, aber ebenfalls möglichst alte Sorten als Urdinkel verkaufen zu dürfen. Andere warnten vor einer Ausweitung der Marke: Die Urdinkel-Kundschaft werde dies kaum akzeptieren. Diese sieht im Dinkel die gesunde Alternative zum hochgezüchteten modernen Weizen oder neueren Dinkelsorten, in die Weizengenetik eingekreuzt worden ist.

Forschungsprogramm Spelt-Base21: Überraschungen bei der Genetik

Agroscope-Forscherin Lilia Levy setzte dies in ihrer Präsentation der ersten Resultate des Genforschungs-Programms Spelt-Base-21 in Perspektive. Es gebe tatsächlich noch einige Sorten, die ihren Eigenschaften nach sehr nahe an den bisherigen Urdinkel-Sorten seien. Diese genetischen Analysen seien hilfreich, weil die Abstammung alleine keine klare Aussage zuliesse. So sei zum Beispiel der Rote Tiroler, der in Österreich als reiner Dinkel gelte und seinerzeit als Elternteil von Ostro verwendet wurde, in dieser Analyse im Umfeld von Kreuzungen mit Weizen anzutreffen.