100 Teilnehmende schalteten sich bei der Bio-Ackerbautagung zu. Das Interesse am Online-Event schien ebenso gross wie dasjenige, welches man aus Marktforschungsdaten rauslesen oder sogar bereits spüren kann: Der Biomarkt wächst.

Seit dem Jahr 2015 verzeichnet die totale Biofläche ein Wachstum von rund 10 % pro Jahr und liegt aktuell (Stand 2020) bei über 26 000 Hektaren. Fatos Brunner, Produktmanagerin bei Bio Suisse, ist zuversichtlich, was diesen Aufwärtstrend anbelangt, denn in Zukunft soll Coop beispielsweise 100 % seines Jogurt und Konfitüre-Sortiments mit inländischem Biozucker versüssen. Ein ähnliches Projekt ist im Getreidesektor geplant, wo ebenfalls das gesamte Bio-Brotsortiment aus inländischem, biologischen Getreide hergestellt werden soll, so Brunner.

«Umstellerbrote» und Co.

Trotz den guten Ab- und Aussichten bezüglich Bioabsatz betonten die Referentinnen und Referenten die Wichtigkeit, Absatzkanäle für Bioware weiter auszubauen. Besonders bei Brotgetreide aus Umsteller-Betrieben bestünde hier ein Problem, wie Fatos Brunner sagt. «Für Umsteller-Brotgetreide gibt es ausser bei Mahlweizen keinen Markt», so die Produktmanagerin. Auch Christian Rytz von der Rytz Mühle macht auf diese Problematik aufmerksam: «Der Markt verlangt mehr Fläche, die Umstellung gestaltet sich aber als wenig attraktiv», so Rytz. Er schlägt vor, Umsteller-Ware zu einem gewissen Prozentsatz in vollwertigen Knospeprodukten zu tolerieren. «Das würde der Branche sicher helfen, ist jedoch aus Label-technischer Sicht wohl schwer lösbar», sieht Rytz ein.

90 % geringere Roggenernte

Unberechenbar wie der Markt war letztes Jahr bekanntlich die Witterung. Dies zeigt sich in den veröffentlichten Zahlen der Bio Suisse. Folgend die Erntemengen im Vergleich zu 2020:

90 % weniger Roggen

24 % weniger Weizen

34 % weniger Dinkel

49 % weniger Körnermais

12 % weniger Futterweizen

9 % weniger Hafer

50 % weniger Eiweisserbsen

11 % weniger Mischsaaten

Die an der Tagung anwesenden Mühlenvertreter bestätigten die Reduktion der Mischkulturflächen. Die Bereitschaft zum Anbau habe abgenommen, dabei sei es für die Inlandversorgung von Eiweisserbsen zentral, solche Mischkulturen weiterzuführen. Die Eiweisserbse in Reinkultur funktioniere praktisch nicht und sei von der Gerste im Mischanbau abhängig, so die Experten.

Zudem vermeldetet die Biobranche für das vergangene Jahr rund 4000 Tonnen Auswuchs-Biogetreide. Auch die Futtergetreide-Ernte ist gesamthaft um knapp 20 % geringer ausgefallen, wie Bio Suisse berichtet.

Soja überraschte positiv

Bei allen biologisch produzierten Kulturen verzeichnete die Branche eine Abnahme der Erntemenge im Vergleich zum Jahr 2020 – gesamthaft um rund 30 %. Ausser bei der Lupine und Futtersoja. Das bestätigen auch die anwesenden Vertreter von vier Schweizer Biomühlen. Andreas Rohner von der Fenaco GOF beispielsweise: «Speisesoja stellte sich im letzen Jahr trotz den Umständen als eine ertragstarke Kultur heraus. Die Vertragsmenge wurde erreicht, der Proteingehalt war hoch», so Rohner. Auch Christian Rytz ist erfreut über die positive Sojaernte letztes Jahr. Das warme Herbstwetter habe die Kultur gerettet, so Rytz. Und: «Die Nachfrage nach Futtersoja ist ungebremst und diejenige beim Speisesoja sieht auch gut aus». Aber auch Rytz ist bezüglich den Erbsen- und Roggenerträgen enttäuscht. «Wir verzeichneten eine Auswuchsrate beim Roggen von 100 %», so Rytz.

Bedingungen führten teils zu Unterversorgung

Die Ertragsmengen der Eiweisserbse, der Ackerbohne und der Sonnenblume fielen «enttäuschend» aus, was bei den Kunden teils zu einer Unterversorgung geführt hatte, so Andreas Rohner. Zudem wurde rund 50 % weniger Mais abgeliefert.

Bei den Ölsaaten konnte im vergangenen Jahr der Bedarfan biologisch produzierter Ware ebenfalls teils nicht gedecktwerden. Bioraps und Bio-Schälsonnenblumen seien aktuellgesucht, für Speisesoja sei das Anbaupotenzial aktuell grösser als die Nachfrage, so Fatos Brunner. Interessierte Produzenten und Produzentinnen könnten sich für den Speisesoja-Anbau bei der Mühle Rytz melden, für den Anbau von Bioraps und -sonnenblumen bei der Biofarm oder Fenaco.