Der Anbau von Feldgemüse ist dieses Jahr eine besondere Herausforderung. In Bezug auf die Ertragssicherheit sind konventionell produzierende Betriebe im Vorteil. Sie können Unkraut und Schaderreger mit deutlich weniger Durchfahrten in Schach halten, als dies bei Biobetrieben möglich ist.

Muskelkraft statt Maschinen

Wenn alle Traktoren stillstehen, ist Handarbeit gefragt. Roman Dünner kennt sich damit aus: «Wir hätten durchaus Interesse an praxistauglichen Geräten. Aber schlagkräftige Maschinen zur Unkrautbekämpfung sind sehr schwer, kostspielig und kompliziert zu bedienen. Zudem sind es oft Prototypen, die nicht für unsere schweren Böden konstruiert wurden», erklärt er. «Für einfache Arbeiten finden wir genügend Personal. Qualifizierte Mitarbeiter für das Führen von Teams oder teuren Maschinen sind hingegen schwierig zu finden», schiebt er nach.

Zusammen mit seinem Vater Urs führt Roman Dünner einen Biogemüsebetrieb in Neuwilen. Mit 67 Angestellten produzieren sie auf 115 ha Getreide und Lagergemüse. Ihre Spezialitäten sind Knoblauch, Wassermelonen und Süsskartoffeln.

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«Im Frühjahr für die Vlieskartoffeln und im Herbst für die Erntearbeiten brauche ich fix Personal. Auch wenn das Wetter Kapriolen macht, sind wir darauf angewiesen, sofort über genügend Arbeitskräfte zu verfügen, die wir einsetzen können», sagt Roman Dünner. «Unsere Mitarbeiter sind deshalb im Monatslohn auf einer Basis von 55 Stunden pro Woche angestellt.» Die Lohnkosten sind auch über den Sommer fix, obwohl er sein Lagergemüse erst im Herbst verkaufen kann.

Deshalb braucht es eine Alternative zum Acker- und Gemüsebau, die Dünners wichtigste betriebliche Standbeine sind. Also setzt der Betrieb mit personellen Lohnarbeiten für andere Betriebe einen weiteren Schwerpunkt. So lassen sich Arbeitsspitzen brechen, die Liquidität übers ganze Jahr verbessern und die Folgen der Wetterabhängigkeit vermindern.

Mitarbeiter anders einsetzen

Der Betrieb führt seit acht Jahren also auch auf anderen Betrieben personelle Lohnarbeiten aus. Diese umfassen: Jäten von Kulturen, Schneiden von Obstbäumen, Auspflück- und Erntearbeiten und immer mehr auch Blacken und Disteln stechen.

«Meldet sich ein Betriebsleiter, so schätzen wir ab, wie viel Personal er benötigt und wie dringend seine Arbeiten ausgeführt werden müssen», erklärt Roman Dünner den Ablauf. Die Grösse der Teams liegt zwischen fünf und neun Personen. «Nach dem ersten Arbeitstag nehmen wir mit dem Auftraggeber Rücksprache und schauen, ob Kosten und Leistung seinen Vorstellungen entsprechen», so der Betriebsleiter weiter. Abgerechnet wird nach Aufwand. Die Zeiterfassung erfolgt über die eigens dafür entwickelte App Agrotime.

Abwechslung reinbringen

«Wir sind uns bewusst, dass diese Arbeiten körperlich anstrengend sind. Deshalb versuchen wir, die Mitarbeitenden in verschiedenen Aufgabenbereichen einzusetzen», so Dünner. «So kommt etwas Abwechslung in den Alltag. Wir haben viele mehrjährige Angestellte. Manche ziehen nach der Saison zur Olivenernte nach Spanien weiter», ergänzt er.

Ab und zu erhalte er negative Rückmeldungen von Unbeteiligten, wenn seine Leute bei sehr heissem oder nassem Wetter am Jäten seien: «Viele Konsumenten verhalten sich widersprüchlich. Sie fordern das Verbot von Pflanzenschutzmitteln und wünschen biologisch produzierte Lebensmittel. Die Arbeit, die auch bei widrigen Bedingungen dahintersteckt, möchten sie aber nicht sehen.»

Gerechte Entlöhnung

Bei Roman Dünner fällt niemand durch die Maschen. Nach den Abzügen für Miete, Betriebsauto, Krankenkasse und Sozialleistungen zahlt er einen rechten Lohn, denn, so Dünner: «Für den Mindestlohn will auch bei uns niemand mehr arbeiten.» Die meisten seiner Angestellten stammen aus Polen, Rumänien, Ungarn und der Slowakei. «Der zwischenmenschliche Bereich und die Führung der Mitarbeiter sind herausfordernd. Der Umgangston manchmal ruppig. Nicht jeder will verstehen, dass im Umgang mit Lebensmitteln ein absolutes Rauchverbot gilt», gesteht Dünner ein.

In diesem Jahr sind die Erntefenster eng, sodass die Felder oft innert kürzester Zeit abgeräumt werden müssen. Roman Dünner erklärt die weiteren Arbeitsschritte: «Um lagerfähiges Gemüse zu erhalten, müssen Steine, Erdklumpen und Unkraut aussortiert werden. Diese Dienstleistung können wir, wetterunabhängig, auch anderen Gemüsebauern anbieten.» Im neuen Kühlhaus mit Befeuchtungsanlage werden vor allem Karotten gelagert. Durch die Befeuchtung kann Roman Dünner den Lagerschwund minimieren. Zudem werde die Verwendung von Plastik in den Paloxen überflüssig.

Ausfall von Arbeitsstunden

«Dank der breiten betrieblichen Aufstellung sind dieses Jahr erst 2500 Arbeitsstunden ausgefallen. In Anbetracht der Umstände ist das wenig», sagt Roman Dünner.

Trotz aufwendiger Pflege der Kulturen mussten auch in Neuwilen einige Felder aufgegeben werden. «Wenn das Beikraut beseitigt ist, fallen die Schädlinge über die gestressten Pflanzen her. Heuer zeigt sich deutlich, weshalb der höhere Preis für Biogemüse gerechtfertigt ist», so die Meinung von Roman Dünner. «Wir rechnen aber über einen Zeitraum von zehn Jahren. Jahre wie dieses kommen immer wieder vor.»

In Bezug auf den Arbeitskräftemangel, von dem auch die Landwirtschaft betroffen ist, äussert auch Roman Dünner Bedenken: «Die jungen Leute sind immer besser ausgebildet. Die Arbeit auf den landwirtschaftlichen Betrieben ist höchstens ein Sprungbrett für sie. Es wird immer schwieriger, das Personal zu halten. Ich frage mich, wen wir in Zukunft noch anstellen sollen.»

Dünner Bio AG

Name: Roman Dünner zusammen mit Vater Urs Dünner
Ort: Neuwilen
LN: 115 ha
Kulturen: Getreide und Lagergemüse sowie Knoblauch, Wassermelonen und Süsskartoffeln
Angestellte: 67 Mitarbeitende