Das positive vorneweg: Obwohl weltweit der Zuckerpreis unter Druck gerät, soll hierzulande der Richtpreis für Zuckerrüben für die Ernte 2025 bei 61 Franken pro Tonne unverändert bleiben. Auch der Flächenbeitrag von 2100 Franken pro Hektare soll über das Jahr 2026 hinaus gesichert sein. «Der Flächenbeitag ist beim Bund noch in der Vernehmlassung, doch wir sind guten Mutes, dass der Beitrag auch in Zukunft unumstritten ist», sagt Martin Flury, Präsident vom schweizerischen Verband der Zuckerrübenpflanzer. Er ermutigte die Landwirte, in Regionen, wo es möglich ist, wieder vermehrt auf den konventionellen Anbau zu setzen.
«Der Absatz des Label-Zuckers der IP-Suisse war zuletzt nicht mehr gegeben», bedauert er. «Unser Ziel ist es, wieder auf 20 000 Hektaren Anbaufläche zu kommen», so Martin Flury. Nicht nur wegen des Selbstversorgungsgrades, sondern auch, weil die Zuckerrübe eine wichtige Kultur für die Landwirtschaft und die Ökologie sei.
Leicht gestiegen
An der Jahresversammlung der Freiburgischen Vereinigung der Zuckerrübenpflanzer in Muntelier FR war nicht nur der Flächenbeitrag ein Thema, sondern auch, wie es mit dem Zuckerrübenanbau in der Schweiz weitergehen soll. «Die Anbaufläche dürfte dieses Jahr mit rund 17 300 Hektaren leicht über dem letztjährigen Niveau von 16 794 ha liegen», sagt Lukas Aebi, Leiter Rübenmanagement der Schweizer Zucker AG zufrieden.
Das sei einerseits erfreulich, doch andererseits sei der Zuckergehalt in den vergangenen Jahren um rund zwei Prozent gesunken. Die letzten Jahre seien zum Vergessen gewesen. Schlechter geht fast nicht. «Um die gleiche Menge Zucker produzieren zu können, benötigen die Landwirte heute deutlich mehr Anbaufläche als noch vor einigen Jahren», bestätigt er. «Obwohl die Erträge mit rund 68 Tonnen reinen Rüben pro Hektare recht stabil sind, verlieren wir wegen der sinkenden Zuckergehalte massiv an Effizienz», sagt Aebi.
Die Swissness-Regeln
Ein weiteres Problem sei der Selbstversorgungsgrad: So wirke sich die tiefere Produktion auch auf die Swissness-Regeln aus. Weil gemäss den neuesten Berechnungen der Selbstversorgungsgrad für Zucker unter die Marke von 50 % gefallen ist, können die Swissness-Regeln nun bereits erfüllt werden, wenn nur 40 % des Zuckers in einem Produkt aus der Schweiz stammt. Solange der Selbstversorgungsgrad über 50 % gelegen hatte, mussten 80 % aus der Schweiz stammen. «Das birgt natürlich die Gefahr, dass die Industrie vermehrt auf Importzucker setzt», warnt Lukas Aebi.
Mit guten Ernten kann der Wert allerdings rasch wieder über die 50 % klettern. «Unser Ziel muss sein, dass wir den Selbstversorgungsgrad wieder steigern können», stellt Lukas Aebi klar. So gebe es auch einen Finderlohn: «Wenn jemand einen neuen Produzenten findet, bekommt er von uns 100 Franken pro Hektar», bestätigt er.
Auch Martin Blaser, Präsident der freiburgischen Zuckerrübenpflanzer präsentierte eine besorgniserregende Entwicklung: «Der durchschnittliche Zuckergehalt bei meinen Rüben ist in den letzten sieben Jahren um 3,7 % gesunken», hält er fest. Während 2018 bei seinen Rüben noch 18,6 % Zucker gemessen wurden, lag der Wert 2024 nur noch bei 14,9 %. «Um mein Kontingent erfüllen zu können, brauche ich laufend mehr Fläche», bedauert er. Sinke der Zuckergehalt weiter, könne dies in Zukunft nicht mehr rentabel sein. «Der Anbau bleibt eine Herausforderung, nur schon um die Qualität erreichen zu können», hält Blaser fest.
Zuckergehalt ist ein Problem
«Seit dem Jahr 2015 ist der Zuckergehalt der Rüben rückläufig: «Eine Mischung von nicht mehr bewilligten Pflanzenschutzmitteln wie auch der Ausbreitung von Cercospora und anderen Blattkrankheiten wie SBR (Syndrome Basses Richesses) sind die Hauptgründe dafür», bilanziert Lukas Aebi. Den SBR führe zu Gelbfärbungen und Deformationen der Zuckerrüben-Blätter sowie zu einer deutlichen Verringerung des Zuckerertrags. Der Erreger wird durch die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) übertragen, die sich in Rübenfeldern ansiedelt und deren Larven dort von einem Jahr zum nächsten Überleben, indem sie sich von den Wurzeln der Winterkulturen ernähren. «Derzeit gibt es keine wirksamen Methoden zur Bekämpfung dieser Krankheit», sagt Aebi. Der Schlüssel zur Zukunftssicherung liege hier in der Wahl von robusten Sorten.
Gaucho bleibt verboten
Auch Luzi Schneider, Geschäftsführer der schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenanbau bestätigt die Aussage und fügt hinzu: «Es wird ununterbrochen an neuen toleranten Sorten geforscht», hält er fest. Um SBR eindämmen zu können, empfiehlt der Fachmann folgendes: «Die Fruchtfolge ist wichtiger denn je. Sät nach Zuckerrüben keinen Weizen an», sagt er. Um aber hohe Zuckergehalte erreichen zu können, seien die Conviso-Sorten auch nicht immer die Lösung. «Heute haben wir so viele Krankheiten im Zuckerrübenanbau, dass die Züchtung auf mehr Leistung, meistens auf Kosten des Zuckergehaltes geht», warnt Schneider. Obwohl jährlich mehrere Sorten auf SBR geprüft werden, bleibe die Krankheit eine grosse Herausforderung. «Wir dürfen nicht riskieren, dass wir frustrierte Produzenten haben und deswegen die Anbaubereitschaft plötzlich wieder sinkt», so Schneider. Und eines stehe fest: «Zur Bekämpfung der Virösen Vergilbung, bleibt die Verwendung von Gaucho im Zuckerrübenanbau allemal verboten», sagt Schneider.
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