Vor genau 150 Jahren kam die aus Asien stammende Sojabohne erstmals nach Mitteleuropa, im Rahmen einer Weltausstellung 1873 in Wien. Friedrich Haberlandt, ein österreichischer Agrarwissenschaftler, bemühte sich seitdem, die Sojabohne in Österreich und Deutschland als Feldfrucht einzuführen. Denn er erkannte früh deren grossen land- und ernährungswirtschaftlichen Wert für Europa. Ab 1875 begann er umfangreiche Anbauversuche mit Soja durchzuführen, auch in anderen europäischen Ländern. Allerdings nahm dies ein schnelles Ende, als er wenige Jahre danach verstarb.
Erst ab den 1950er-Jahren gewann die Sojaproduktion wieder an Bedeutung, vor allem mit der steigenden Nachfrage für die Fütterung. Was sich heute nicht verändert hat: Rund 75 Prozent des weltweit angebauten Soja wird für Tierfutter verwendet. Sojaschrot ist aufgrund des hohen Eiweissgehaltes und der günstigen Zusammensetzung von essenziellen Aminosäuren ideal für die Schweine- und Geflügelfütterung. 15 Prozent gehen in die Speiseproduktion, der Rest wird als Biodiesel oder industriell verwertet.
371 Mio Tonnen weltweit produziert
Die Produktion von Sojabohnen erreichte im Jahr 2021 371 Millionen Tonnen und ist damit die wichtigste Hülsenfruchtpflanze der Welt.
Soja wird vor allem in Nord- und Südamerika produziert. 2022 wurden 156 Mio Tonnen in Brasilien und 116 Mio Tonnen in den USA geerntet, so Donau-Soja am Weltkongress, welche sich für die nachhaltige, zuverlässige und europäische Proteinversorgung einsetzt.
Anbau von 10 Mio Tonnen in Europa
In Europa betrug die Erntemenge vergangenes Jahr 10 Mio Tonnen, das sind etwas weniger als 3 Prozent der globalen Produktion (siehe Grafik 1).
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Weil der Bedarf aber nicht abgedeckt werden kann, sind in Europa Importe nötig. 2022 waren es 34 Mio Tonnen, die über das Meer gingen (siehe Grafik 2).
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Soja-Produktion soll um 50 % gesteigert werden
In Europa werden derzeit rund 10 Mio Tonnen Sojabohnen angebaut. Das ist knapp eine Verdopplung gegenüber 2012 (siehe Grafik 3). Um den vermehrten Konsum von Soja im Speise-, aber auch Futtermittelsektor nicht mit Importen abdecken zu müssen, möchte man die Produktion in Europa mittelfristig um 50 Prozent auf 15 Mio Tonnen erhöhen.
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Soja-Anbau in der Schweiz
In Europa wird derzeit nur GVO-freies Soja produziert, das heisst gentechnisch unverändertes Soja – weil der Markt hierfür sehr gross ist und die Konsumenten es so fordern, sagt Matthias Krön von Donau-Soja. Dies ist auch der Fall in der Schweiz.
Rund 4000 t Sojabohnen (ohne Bio) werden hierzulande angebaut. Im Bio-Anbau sind es etwa 2000 t Biosojabohnen, die jeweils für den menschlichen Konsum und für die Viehfütterung geerntet werden.
Wegen einem grossen Defizid müssen jährlich 260'000 Tonnen Sojaschrot und 10'000 t Sojabohnen für die Fütterung importiert werden.
Produzenten gesucht
Für IP-Suisse und Suisse-Garantie-Soja beträgt die mögliche Übernahmemenge für das nächste Jahr 7500 t. Bisher ist gemäss dem Schweizerischen Getreideproduzentenverband eine Fläche von 1600 ha mit einer Erntemenge von 5200 t angemeldet. Wer Interesse am Anbau hat, kann sich über www.agrosolution.ch anmelden.
Für den Biobereich wurden die letzten zwei Jahre 2000 t Soja angebaut, 2023 auf einer Fläche von 1400 ha (geschätzt). Diese decken gemäss Fatos Brunner von Bio Suisse den Bedarf für den Konsum gut ab (1000 t). Für die Fütterung reichen 1000 t Soja allerdings bei weitem nicht aus. Das Defizit müsste mit 15'000–17'000 t Soja durch Importe gedeckt werden. Um den Anbau für die Produzenten attraktiver zu machen, fördere Bio Suisse Sojaproduzenten mit einem Förderbeitrag von Fr. 27.–/dt sowie einem Richtpreis von Fr. 141.–/dt, welcher zu den höchsten im Futteranbau gehöre. Abnehmer für den Biokanal sind Mühle Rytz AG und Fenaco.
Saatgut bestellen
Wer sich für den Anbau von Soja im nächsten Jahr interessiert, sollte bereits ab Januar 2024 sein Saatgut bestellen, empfehlen Matthias Klaiss von der FiBL sowie Diane François von UFA Samen, Fenaco. Das meiste Saatgut komme aus der Schweiz, wie François sagt. Die Saatgutproduktion sei witterungsbedingt aber nicht immer stabil. «Lässt sich in einem Jahr einmal weniger Saatgut produzieren, kann es sein, dass manche Sorten nicht mehr verfügbar sind und der Landwirt oder die Landwirtin dann auf eine andere Sorte wechseln muss.» Deshalb heisse es auch hier: «Der frühe Vogel fängt den Wurm.»
François beruhigt aber: «Das Saatgut wird nicht ausgehen. Wenn es fehlt, dann importieren wir.» Fenaco arbeitet dafür mit der Firma Saatbau Linz sowie mit Saatgutproduzenten aus Frankreich und Deutschland zusammen.
