Abo An diesem vorher landwirtschaftlich genutztem Standort entsteht ein Amphibientümpel. Vorher stand dort ein kleiner, nicht mehr genutzter Schopf, der abgerissen wurde. Naturschutz Drainageunterhalt wird zum Bumerang Sunday, 10. December 2023 In der BauernZeitung vom 8. Dezember 2023 berichteten wir über wiedervernässte Flächen in Diessenhofen. Daraufhin meldete sich ein aufmerksamer Leser mit einigen Fragen. Wir haben diese an Tobias Schmid vom Departement für Bau und Umwelt gerichtet. Er ist Projektleiter Naturschutz beim Thurgauer Amt für Raumentwicklung.

Maschineneinsatz hielt sich in Grenzen

Die Frage, wie viele Jahre Biodiversität die im Artikel genannten drei Hektaren liefern müssten, um den ökologischen Fussabdruck des Vernässungsprozesses (Maschineneinsatzes) auszugleichen, sei schwierig zu beantworten, sagt Tobias Schmid. Die ­Berechnung des ökologischen Fussabdruckes sei komplex. Faktoren wie die Kohlenstoffbilanz, der Rückhalt von Wasser in der Landschaft und die Artenvielfalt würden dabei nicht berücksichtigt. «Das Projekt bei Diessenhofen beeinflusst  alle diese Faktoren positiv. DerMaschineneinsatz war überschaubar, da keine grossen Erdbewegungen notwendig waren», erklärt Schmid.

Eine grobe Aufnahme von Fauna und Flora vor der Vernässung sei gemacht worden, bejaht er die zweite Frage unseres Lesers. «Nur an wenigen Stellen wurden ökologisch besonders wertvolle Pflanzenarten gefunden.» Mit Schnittgutübertragungen bringe man seltene Arten, die vor der Entwässerung wahrscheinlich dort vorkamen, in das Gebiet zurück.

«Welche Arten sich langfristig durchsetzen werden, wird sich zeigen. Eine Erfolgskontrolle soll nach einigen Jahren durchgeführt werden.»

Tobias Schmid zu den Erwartungen der ökologischen Aufwertung

Es werde jedoch Jahre bis Jahrzehnte dauern, bis sich die einstige Rietvegetation aus Zeiten vor der Entwässerung wieder einigermassen einstelle.

Wünsche des Bewirtschafters wurden berücksichtigt

Da in Diessenhofen kein Bodenabtrag notwendig war, fiel kein Humus an. Tobias Schmid hebt hervor, dass die Wiedervernässungsprojekte im Thurgau eng mit den Grundeigentümern und Bewirtschaftern geplant und umgesetzt werden. «Besonders wichtig ist, frühzeitig an die spätere Bewirtschaftung zu denken», sagt Schmid. In diesem Projekt seien beispielsweise Überfahrten nach Wünschen der Bewirtschafter gebaut worden. Die Bewirtschaftung des Wassergrabens wurde mit dem Pächter und dem kantonalen Tiefbauamt geklärt und der Verschluss der Drainagen wurde mit Rücksicht auf die verschiedenen Teilflächen geplant. 

«Dem Kanton Thurgau ist es wichtig, dass positive und negative Effekte transparent mit den Betroffenen besprochen werden.»

Tobias Schmid betont die Bemühungen des Kantons

Als positiven Aspekt der Wiedervernässung nennt er den Kohlenstoffspeicher, den Wasserrückhalt und die Förderung der Artenvielfalt. Nachteilig seien die erschwerte Bewirtschaftung und der Minderertrag. «Beides wird finanziell abge­golten», sagt Schmid. Die Wie­dervernässungen würden auf Grenzertragsflächen mit ­wenig Ertrag stattfinden und ­seien für die Grundeigentümer freiwillig.