«Wenn ein Gärtner Wasser nicht schon vor 20 Jahren auf dem Radar hatte, ist er kein Gärtner.» Thomas Käser, Betriebsleiter der Gemüse Käser AG, nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Lage ist ernst und mit den Jahren verschärft sie sich weiter: Die Sommer werden trockener – versiegen die Wasserquellen, drohen Ernteausfälle, «denn ohne Wasser geht nun mal nichts im Gemüsebau», weiss Käser. Deshalb legte der Gemüsegärtner bereits vor 17 Jahren einen Weiher an, ein zweiter folgte sieben Jahre später. Denn das Regenwasser soll nicht ungenutzt in die Kanalisation fliessen, sagt er, sondern von den Dächern der Gewächshäuser gesammelt und bei knappen Wasserressourcen im Sommer genutzt werden können.
Gemüse Käser AG
Name: Thomas und Doris Käser mit Sohn Roman
Ort: Birmenstorf AG
Produktionsform: Konventionell mit reduziertem Herbizideinsatz
LN: 43 ha, 2,8 ha Folienhäuser ohne Beheizung, 0,6 ha beheizbares Gewächshaus; Ökoflächen mit Blumenwiesen und Hochstammbäumen
Gemüsesorten: 30 verschiedene, darunter Rucola, Kohlrabi, Salatspinat, Bundzwiebel, Freiland-Nüsslisalat, Weisskabis, italienische Petersilie, Federkohl, Asia-Salate
Mitarbeiter: Etwa 20 Festangestellte und 40 saisonale Mitarbeiter
Sonstiges: Produktion von Solarstrom auf Ökonomiegebäuden für 70 Einfamilienhäuser
Website: www.gemuese-kaeser.ch
2022 war die Niederschlagsmenge vom gesamten Jahr zwar normal, jedoch schlecht verteilt. So brauchte Käser im Juli und August ausserordentlich viel Wasser. «Die doppelte Menge eines Durchschnittsjahres», wie der 54-Jährige sagt. Anders sah es 2021 aus: «Der Sommer war richtig nass, dafür mussten wir aber im Herbst bis Oktober bewässern.»
Neuer Standort
Am Rande von Birmenstorf AG liegt das Familienunternehmen Gemüse Käser AG. Thomas Käser ist auf einem Obstbaubetrieb aufgewachsen. Er entschied sich allerdings, eine andere Laufbahn einzuschlagen, und machte eine Ausbildung zum Gemüsegärtner.
Vor über 20 Jahren hatte er die Möglichkeit, zusammen mit seiner Frau die Gemüsegärtnerei seines Vorgängers an den Dorfrand auszusiedeln. Gebaut wurde ein Wohnhaus, eine Rüst- und Maschinenhalle sowie ein 0,6 Hektaren grosses Gewächshaus. Nach und nach entstand dann der heute 43 Hektaren grosse Betrieb. Es kamen weitere Folienhäuser (1,8 ha) und ein Gewächshaus dazu. Im Familienbetrieb eingebunden ist auch seine Frau, die in der Administration und im Verkauf arbeitet, und sein 25-jähriger Sohn Roman, der einmal den Betrieb übernehmen wird. Beschäftigt werden rund 20 Festangestellte und je nach Saison bis zu 40 saisonale Mitarbeiter.
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Kein Anbau ohne Wasser
Käser baut insgesamt 30 verschiedene Gemüsesorten an. Dazu zählen Rucola, Kohlrabi, Salatspinat, Bundzwiebeln, Freiland-Nüsslisalat und weitere verschiedene Salate, deren Anbau ohne Wasser nicht möglich ist. «Wir säen eine Kultur alle drei bis vier Tage aus. Wir können nicht erst auf Regen warten, sondern müssen direkt nach der Saat je nach Witterung alle drei Tage bewässern, damit die Keimlinge nicht verdorren», betont der Betriebsleiter. Für eine effiziente und rasche Bewässerung sorgen 20 km unterirdische Bewässerungsrohre und 12 km Transportleitungen. So wird das Gemüse immer zum richtigen Zeitpunkt mit Wasser gut versorgt.
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Er möchte aber klarstellen, Wasser werde hier nicht verschwendet: «Das Wasser, das verwendet wird, kommt aus dem Boden und gelangt unverschmutzt wieder dorthin zurück.» Das müsse er vorbeigehenden Passanten immer wieder erklären.
Überlegter Wassereinsatz
Auch werde nur in der Nacht bewässert: «Zum einen reduziert man damit die Verdunstung am Tag, zum anderen brauchen Pflanzen acht bis zehn Stunden Zeit, um sich mit Wasser vollzusaugen. Wenn man sie erst tagsüber bewässert, vertragen sie den zusätzlichen Hitzestress nicht. Ausserdem bewältigen Pflanzen die Hitze am Tag besser, wenn sie bereits mit Wasser gesättigt sind», begründet Käser.
Um den Wasserverbrauch zu regulieren, setzt er zudem auf eine spezielle Pflanzmaschine mit elektronischer Wassergabe, in die er vor zwei Jahren investierte: «Mit dieser wird 1,5 dl Wasser ins Setzloch gegeben. Rund um den Wurzelballen bleibt der Boden dann drei bis vier Tage feucht.» Diese Maschine kam vor allem im letzten Sommer zum Einsatz, als das Wasser eingeteilt werden musste und auf gewissen Flächen eine Bewässerung nicht möglich war.
Sorge um die Zukunft
Doch das Wasser aus den zwei Weihern sei begrenzt und reiche nicht für all seine Kulturen. Das Wassernetz der Gemeinden Birmenstorf, Fislisbach und Birrfeld müsste zusätzlich angezapft werden. Die Sommer werden aber immer heisser und das Wasser in den Quellen versiegt. Die Gemeinden reduzieren in Folge die Abgabe oder sprechen einen Bewässerungsstopp aus. Eine schwierige Situation für Gemüsebauern. Eine Versicherung gebe es nicht, die den Verlust übernehmen würde.
«Man hätte das Problem schon vor 10 Jahren angehen müssen.»
Thomas Käser über die Wasserproblematik im Gemüsebau.
Käser sorgt sich deshalb um seine Zukunft, aber auch um die seiner Mitarbeiter. «Können wir nicht mehr bewässern, haben mindestens 30 Mitarbeiter keine Arbeit mehr.» Er will deshalb nicht tatenlos stillsitzen und abwarten: «Ich als Gärtner muss schauen, dass es nicht zu solchen Situationen kommt. Es muss einen Weg geben, das kostbare Gut Wasser möglichst effizient und sparsam für unsere Schweizer Nahrungsmittel einzusetzen.»
Bedenklich finde er, dass sich die Bewohner der Gemeinden verdoppeln, aber nicht die Pumpstationen und Wasserreserven vergrössert werden. Man höre zwar jetzt von vielen Projekten, welche die Wasserknappheit angehen wollen, «aber dies wäre schon vor 10 Jahren nötig gewesen, um jetzt davon zu profitieren», beklagt er sich.
Nachfrage lenkt den Anbau
Und einfach trockenheitsresistente Kulturen anbauen? Nein, das ginge nicht so einfach, sagt er, weil der Gemüsebau stark von der Nachfrage abhängig sei. «Unsere Aufgabe ist es, der Schweizer Bevölkerung die Produkte zu liefern, wenn sie danach verlangt. Kein Konsument lässt sich vorschreiben, was er essen soll, sonst wird importiert.» Und wenn er nicht von Saisonstart bis -ende abliefert? Dann könne es schnell vorkommen, dass seine Abnehmer wie Grosshandel und Marktfahrer abspringen und zur Konkurrenz übergehen oder gleich auf Importware setzen. Auf Bewässerung sei Thomas Käser deshalb angewiesen – «unsere schöne Aufgabe ist es, Nahrungsmittel für die Schweizer Bevölkerung zu produzieren und unser Land zu ernähren. Dazu braucht es nun mal Wasser.»