Abo Kichererbsen brauchen ein warmes Klima und viel Sonne, um gut zu gedeihen. In der Schweiz ist keine Impfung für das Saatgut zugelassen. Der Absatz bleibt ein Knackpunkt Hülsenfrüchte sind immer noch eine Nische – jetzt gibt es Anbaustopps Tuesday, 18. February 2025 Er habe einmal Bio-Linsen im Lohn gedroschen, erinnert sich René Ritter. «Die Kultur hat mich angesprochen und ich wollte das auch ausprobieren.» Mittlerweile baut der Landwirt und Lohnunternehmer aus Wenslingen BL zusammen mit seinem Geschäftspartner Andreas Gass seit sechs Jahren Linsen an, vor fünf Jahren kamen Kichererbsen dazu.

Bewusste Standortwahl

Mit etwas Erfahrung gelinge es ihm heute besser, die Körnerleguminosen in die Fruchtfolge des Leimenhofs zu integrieren. «Wir sind hier nicht in einem superintensiven Ackerbaugebiet und bauen z. B. weder Kartoffeln noch Zuckerrüben an, sondern verschiedene Getreidearten und Raps», gibt René Ritter zu bedenken. Für Linsen und Kichererbsen, die er und Andreas Gass in Reinsaat produzieren, wählen sie die besten Böden und Flächen ohne starken Unkrautdruck. Das bedeute vor allem auch, schwere Böden zu meiden und nach Süden ausgerichtete Parzellen zu bevorzugen. «Linsen sind etwas weniger heikel als Kichererbsen», beobachtet Ritter.

«Mir ist egal, ob jemand Fleisch isst oder nicht.»

Landwirt René Ritter betont die Co-Existenz von tierischen und pflanzlichen Proteinquellen.

Der Leimenhof wird von den Familien Gass und Ritter als Gemeinschaftshof geführt und umfasst 65 ha Ackerland und Grünflächen. Diese Betriebsform gebe mehr Spielraum bei der Anbauplanung, so Ritter. Um Probleme mit Leguminosenmüdigkeit zu vermeiden, achte er auf möglichst fruchtfolgeneutrale Gründüngungen. «Die kommen bei uns allerdings eher selten zum Einsatz, über den Winter bauen wir in der Regel Zwischenfutter an.»

Lieber Hummus als Tofu

Bisher hat René Ritter nur ein gutes Kicherebsenjahr erlebt. Die anderen Jahre waren entweder zu nass, der Regen kam zur falschen Zeit oder er verzeichnete wegen der Baumwollkapseleule Totalausfall. Soja wird schon seit Jahrzehnten in der Schweiz gezüchtet und gilt als besser an das hiesige Klima angepasst. «Im Dorf produziert ein Landwirt Futtersoja, das scheint gut zu funktionieren», bestätigt Ritter. Selbst habe er aber nie Soja angebaut, da er die Bohnen nicht selbst vermarkten könnte. «Wir verkaufen Linsen und Kichererbsen als Ganzes bzw. als Hummus. Das ginge mit Sojabohnen nicht.» Eine eigene Tofuproduktion wollte der Baselbieter nicht aufziehen, denn mit Hummus (Kichererbsenmus) spreche er eine breitere Kundschaft an und die Herstellung sei einfacher.

Die Kundschaft des Leimenhofs beschreibt der Landwirt als bunte Mischung aus Privatpersonen und Gastronomie. Körnerleguminosen gibt es auch in 5 kg-Säcken, was für den Betrieb weniger Verpackungsaufwand bedeutet und womit sich auch Private einen Vorrat anlegen.

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Auch Tiere

Die Familien Ritter und Gass verkaufen aber nicht nur Linsen und Kichererbsen, schliesslich ist die Tierhaltung für sie nicht weniger bedeutend als der Pflanzenbau. Die Herde mit knapp 30 Wagyu-Mutterkühen liefert Natura-Beef, das als Mischpaket verkauft wird. «Für mich ist die Co-Existenz von Fleisch- und pflanzlicher Produktion wichtig», betont René Ritter. Er bezeichnet sich als leidenschaftlicher Tierhalter, sieht in pflanzlichen Proteinquellen aber eine zusätzliche Möglichkeit zur Diversifizierung eines Betriebs. «Mir ist egal, ob jemand Fleisch isst oder nicht, man sollte aber definitiv Schweizer Produkte kaufen.»

Dass Ritter und Gass auf verschiedene Betriebszweige und Kulturen setzen, gibt ihnen mehr Möglichkeiten. René Ritter denkt längerfristig und ergänzt, dass gute Jahre die Misserfolge mit Kichererbsen und Linsen ausgleichen würden.

Keine zu grossen Flächen

«Ein Betrieb muss sowas aushalten können und wir haben nicht gezielt in Körnerleguminosen investiert», erklärt René Ritter. Er drischt die Kulturen selbst und baut keine allzu grossen Flächen damit an, sondern beschränkt sich aufs Ausprobieren. Was es bisher an Kichererbsen und Linsen vom Leimenhof gab, fand via Direktvermarktung einen Abnehmer.

Das sei aber kein Selbstläufer, macht René Ritter klar. «Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen.» Über vier Jahre hinweg hat er auf den sozialen Medien den Leimenhof als Marke aufgebaut und will in seinen Posts und Videos zeigen, wie die Realität auf einem Landwirtschaftsbetrieb aussieht. «Das geht nur, wenn jemand seinen Kopf in die Kamera hält und dem Ganzen ein Gesicht gibt», ist Ritter überzeugt. Die Einblicke in den Alltag im Stall, der Werkstatt, auf Weide oder Acker haben dazu beigetragen, dass Ritter und Gass nun auf eine breite Kundschaft für ihre Produkte zählen können.

Damit es auch ausserhalb der Direktvermarktung und mit grösseren Mengen Schweizer Körnerleguminosen klappt, werde es noch einige Zeit dauern, glaubt René Ritter. «Unsere Essgewohnheiten haben wir von unseren Müttern, Vätern und Grosseltern übernommen. Handel, Gastronomen und jeder Einzelne selbst muss da einen Schritt nach vorne gehen.»

Es fehle in der öffentlichen Diskussion um Pflanzen-Hypes und Ernährungstrends einfach die Geduld. «Wir wissen alle, dass zu einer gesunden Ernährung Fleisch dazugehört, ebenso Hülsenfrüchte und Gemüse», sagt der Baselbieter. Wenn das wieder in den Mittelpunkt rückte, werde es auch besser funktionieren mit dem Absatz einer breiten Palette von Schweizer Produkten.

Für Erfolg dranbleiben

Bleiben noch die Hürden im Anbau zu überwinden. Trotz bisher mehrheitlichem Pech mit Körnerleguminosen hat René Ritter jedes Jahr wieder Linsen und Kichererbsen angebaut. Weil er das Risiko mit seinem Gemeinschaftshof ausbalancieren, die Ernte direktvermarkten und geeignete Flächen dafür auswählen kann. Und weil er davon überzeugt ist, dass der Anbauerfolg nur durch Dranbleiben kommt. Da seien Hülsenfrüchte vergleichbar mit Extenso-Kulturen.

«Dieses Jahr kommt es gut», sagt Ritter zuversichtlich – wie er es auch schon die letzten Jahre getan hat und ohne die Freude an diesen Kulturen zu verlieren.