In den letzten Jahren sind vermehrt Probleme mit ungenügender Backqualität bei Verarbeitungskartoffeln aufgetreten. Die Ursachen für diese Mängel sind bisher unklar. Drei Schaderreger werden als mögliche Ursache diskutiert: der Pilz Verticillium sowie die Bakterien Stolbur und Candidatus Arsenophonus. Letzteres Bakterium verursacht in Zuckerrüben die Krankheit Syndrome Basses Richesses (SBR).
Bakterium nachgewiesen
Im Rahmen eines Forschungsprojektes in Zusammenarbeit mit Agroscope und der Kartoffelbranche hat die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) vierzig Kartoffelproben der Ernte 2023 genetisch auf das Bakterium Arsenophonus(Erreger von SBR bei Zuckerrüben) und Verticillium untersucht. Dabei wurde das Bakterium in vielen der dreissig Proben, die aus dem Verbreitungsgebiet von SBR in Zuckerrüben stammen, nachgewiesen. Nicht aber in den zehn Proben aus der Ostschweiz, wo das Problem ungenügender Backqualität bisher nicht auftrat.
Das Bakterium Arsenophonus wird hauptsächlich durch die Schilf-Glasflügelzikade (SGFZ) übertragen. Untersuchungen aus Deutschland zeigen, dass diese Zikaden Kartoffeln als Wirtspflanzen angenommen haben und dort ihren Lebenszyklus abschliessen können. Das legt nahe, dass sie eine Rolle im Zusammenhang mit der ungenügenden Backqualität spielen.
Zwölf Betriebe im Monitoring
Daher wird 2024 ein Monitoring auf zwölf Betrieben im Mittelland durchgeführt. Dabei interessiert, ob die Zikade in Kartoffelfelder einfliegt und wie sich der Verlauf dieses Einflugs entwickelt. Zudem soll untersucht werden, ob die Zikadennymphen z. B. von der Vorkultur Zuckerrüben im Boden bis zu den Kartoffeln als allfälliger Nachkultur überleben können. Dafür werden die Kartoffelfelder mit Klebefallen bzw. Zeltfallen überwacht und auf Krankheitssymptome beobachtet.
Erste Einflüge registriert
Die Auszählungen der Klebefallen der Kalenderwoche 21 zeigen bereits erste Einflüge der SGFZ an den Standorten Vallon , Gampelen, Hagneck, Ruppoldsried und Vechigen. Bei einem möglichen Befund ist es wichtig, dass die SGFZ nicht mit anderen Zikaden verwechselt wird, die in Kartoffeln auftreten und bei der Übertragung von SBR keine Rolle spielen. Diese sind aber gut voneinander zu unterscheiden. Leider gibt es aktuell keine Bekämpfungsmöglichkeiten. Untersuchungen aus Deutschland haben gezeigt, dass selbst bis zu zehn Insektizidbehandlungen nicht den gewünschten Erfolg bringen.
Hoffnung auf resistente Sorten
Das Ziel des Projektes ist es, die Ursache der ungenügenden Backtests definitiv zu identifizieren und praktikable Massnahmen abzuleiten. Etwas Hoffnung machen Analysen der Ernteproben 2023 verschiedener Sorten. Die Sorte Innovator trug in den Proben das Bakterium auch häufig, trotzdem gibt es bei ihr gemäss Frigemo kaum Beanstandungen des Backtests. Zudem ist noch der Einfluss verschiedener Zwischenkulturen auf die Überlebensfähigkeit von Zikadennymphen zu untersuchen.

