Die Arbeitsgruppe Anbau und Qualität (AGA) von Swisspatat hat die wichtige Aufgabe, die Herausforderungen der Kartoffelbranche mit neuen Forschungsprojekten anzugehen. Sie hat allerdings ein Finanzproblem, wie dem Geschäftsbericht von Swisspatat zu entnehmen ist: der entsprechende Fonds sei praktisch leer. Um für genügend finanzielle Mittel zu sorgen, wurde daher diese Arbeitsgruppe mit jener für die Sortenprüfung (AGS). Zusammengeführt. Die Themen der AGA behandle nun ein Projektausschuss, finanziert via den AGS-Fonds.
Chips-Kartoffeln zusätzlich knapper
Mit dieser – vorerst provisorischen – Lösung geht der neue Projektausschuss unter anderem die Thematik Verticillium an. Die von verschiedenen Pilzen verursachte Welkekrankheit ist laut Swisspatat in der Ernte 2022 erstmals grossflächig bei Industriekartoffeln aufgetreten. Der ohnehin bereits rare Chips-Rohstoff wurde durch zurückgewiesene Chargen weiter verknappt. Denn beim Backtest wiesen die infizierten Knollen Verfärbungen im Bereich der Gefässe auf.
Betroffene Kartoffeln nicht lagern
Die pilzlichen Erreger der Verticillium-Welke überleben nach Angaben von Agroscope im Boden auf organischen Rückständen und Unkräutern. Über Wurzeln oder Stolonen werden die Kartoffelpflanzen infiziert, es kommt zu Störungen im Gefässsystem und als Folge davon zum Verwelken. «Trockenes und heisses Wetter begünstigt die Symptome und die Ausbreitung in der Kultur», heisst bei Agroscope. Die Knollen aus betroffenen Feldern sollten nicht gelagert werden, da der Pilz nach der Ernte aktiv bleibe und damit eine Braunfärbung der Gefässbündel hervorrufen könne. Manchmal würden auch rosa-braune Nekrosen an den Augen der Kartoffeln auftreten.
Verschiedene Risikofaktoren bekannt
In Israel führe Verticillium regelmässig zu Ertragseinbussen und Qualitätsverlusten. Die Krankheit scheint häufiger in kürzeren Fruchtfolgen kombiniert mit Zuckerrüben und in sehr heissen Sommern aufzutreten, so Agroscope. Bislang sei unklar, ob die Infektion einer Parzelle via Bewässerung erfolgen kann.
«Der Boden ist sicher ein wichtiger Vektor für diese Krankheit, da der Erreger lange darin überdauern kann», schreiben die Forschenden. Grosse Hitze und Trockenstress wirken begünstigend. Als weitere Faktoren werden anfällige Sorten oder mit Verticillium infiziertes Pflanzgut genannt.
Forschen bis 2028
Welche Sortenempfindlichkeiten und mögliche Bekämpfungsmethoden es gibt, damit wird sich der AGS-Projektausschuss vom Swisspatat künftig beschäftigen. Ausserdem werden in diesem Projekt Agroscope und die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) das bisherige Wissen zusammentragen und die Entstehung der Verticillium-Welkekrankheit erforschen. Die Projektdauer ist bis 2028 vorgesehen.
Verfärbungen wegen SBR?
Statt Verticillium ist 2023 mit Arsenophonus phytopathogenicus der Erreger des Syndrome Basses Richesses (SBR) als Verursacher schlechter Backtests bei Kartoffeln in den Fokus gerückt. Als Vektor agiert die Glasflügelzikade, die auch in Kartoffelparzellen beobachtet worden sei. «Das deutet darauf hin, dass sich diese Zikade an Kartoffelpflanzen angepasst hat», schreibt Agroscope in der diesjährigen Kartoffel-Sortenliste. Die Auswirkungen des Bakteriums A. phytopathogenicus in Kartoffelkulturen seien allerdings noch sehr schlecht beschrieben. Sowohl bei Pflanzen mit Symptomen als auch gesunden habe man den Erreger feststellen können.
«Die vorläufigen Ergebnisse von Agroscope legen derzeit keinen direkten Zusammenhang mit A. phytopathogenicus nahe», heisst es weiter zu der in einigen Regionen zunehmenden Anzahl Chips-Kartoffel-Chargen, die wegen Verfärbungen zurückgewiesen werden. Einerseits würden nämlich durch die Infektion nicht unbedingt Verfärbungen auftreten, andererseits kämen ebensolche auch bei nicht-infizierten Knollen auf derselben Charge vor. Die Forschungsarbeit geht nun in die Richtung, die Auswirkungen dieses Bakteriums zu bewerten, nach anderen Erklärungsfaktoren für die 2023 aufgetretenen Qualitätsprobleme zu suchen und unter Berücksichtigung verschiedener Sorten SBR bzw. mit A. phytopathogenicus bei Kartoffeln weiter zu untersuchen.


