Die Temperaturen sind momentan Fluch und Segen zugleich. Das herbstliche Wetter mit Temperaturen von über 20 Grad lässt die Rüben weiterhin wachsen. Allein im Oktober haben die Zuckerrüben nochmals stark an Gewicht zugelegt. Dies ist erfreulich und zeigt sich in den Ablieferungen deutlich. Aber leider sind die Zuckergehalte nach wie vor nur bedingt zufriedenstellend. Innerhalb einer Woche sind die durchschnittlichen Zuckergehalte der gelieferten inländischen Rüben in beiden Fabriken gesunken. In Aarberg betrug der Wochenschnitt noch 14,6 Prozent, in Frauenfeld 15,6 Prozent.

Es ist davon auszugehen, dass die Rüben aufgrund der Witterung an Gewicht zugelegt haben und deshalb der Zuckerertrag pro Hektare weitgehend konstant bleibt. Das Erfreuliche ist, dass die Zuckererträge hoch sind und somit das Endergebnis dennoch stimmt.

Es ist zu warm für die Rüben

Abo Im Idealfall lagern die Rüben eine Woche in der Miete und trocknen ab, bevor sie von einer Rübenmaus verladen werden. Landtechnik Roden mit dem Rübenvollernter: «Es sieht komplex aus und ist es auch» Friday, 4. November 2022 Ein Problem stellen die Erntearbeiten dar. Zwar sind die aktuellen Bedingungen gut und werden es die nächsten zwei Wochen voraussichtlich auch bleiben – leider sind aber die Temperaturen noch immer hoch. In der Langzeitprognose sind für die kommenden zwei Wochen Temperaturen von 10 Grad und mehr prognostiziert. Dies hat zur Folge, dass die Zuckerrüben nicht zu lang in der Miete liegen sollten. Einerseits, weil teilweise faule Rüben auftauchen und diese bei einer langen Lagerdauer den Haufen vernichten könnten, andererseits wegen der Zuckerverluste aufgrund der Veratmung.

Die Zuckerrüben leben als zweijährige Kultur in der Miete weiter und veratmen rund 100 g Zucker pro Tonne Zuckerrüben am Tag. Liegen die Zuckerrüben lange im Haufen, so wird ab dem Erreichen einer Temperatursumme von 300 Grad eine zusätzliche Veratmung aktiviert, die mit zunehmender Temperatursumme immer grösser wird. Diese 300 Grad werden natürlich bei den aktuellen Temperaturen rascher erreicht und können unter Umständen dazu führen, dass bis zu 250 g Zucker pro Tonne Zuckerrüben und Tag verloren gehen. Diese vermeidbaren Verluste müssen beim Rodetermin respektive beim Abfuhrtermin mit berücksichtigt werden.

10 000 Tonnen weniger

In der vergangenen Woche haben beide Fabriken weitgehend störungsfrei gearbeitet. In Aarberg werden – bedingt durch die tiefe Rübenqualität – weiterhin rund 9200 t pro Tag verarbeitet. Aufgrund eines Lecks in der Verdampfstation ist zudem am Dienstag, 8. November, ein Verarbeitungsunterbruch vorgesehen, um die notwendigen Reparaturen vorzunehmen. Die Rübenlieferungen werden deshalb nächste Woche um rund 10 000 t reduziert. Die Anpassungen der Lieferpläne auf Bahn und Strasse werden mit den betroffenen Verladeorganisationen rechtzeitig abgesprochen.

Zu wenig Pressschnitzel

Die vorherrschenden Bedingungen auf den Rübenfeldern wirken sich auch auf die Verfügbarkeit der Pressschnitzel aus. Durch den hohen Wassergehalt der Rüben fehlen pro Tag rund 200 bis 300 t Pressschnitzel im Vergleich zu anderen Jahren. Damit die hohe Nachfrage nach Pressschnitzeln dennoch befriedigt werden kann, wird derzeit die Leistung der Trocknungen reduziert.

Trotz dieser Massnahme müssen für November geplante Lieferungen in den Dezember verschoben werden. Gesamthaft werden die höheren Rübenerträge die tiefere Schnitzelausbeute wahrscheinlich nicht kompensieren können. Zusatzverkäufe sind daher derzeit nicht möglich.

6. Berichtswoche

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