Hunde- und Kinderspielzeug, McDonalds-Verpackungen ... Alles mögliche findet Landwirt Ueli Kuhn aus Bisikon ZH auf seinem Land, das an eine Hauptstrasse grenzt. Aber das schlimmste seien Aludosen, «ein Riesenproblem», sagt er. Auch er, der durch eine Erfindung die Verunreinigung mit Müll im Futter etwas reduzieren konnte, ist hier ratlos. In seinem Futterwagen hat er nämlich einen Magneten installiert, um metallene Gegenstände aus dem Futter herauszufischen, doch Alu ist nicht magnetisch und deshalb nützt er nichts.
Warum sind Aludosen so schlimm?
Aludosen machen laut Interessengemeinschaft für eine saubere Umwelt (ISGU) 7 % des gesamten Litterings aus. Wenig, könnte man meinen, doch sie birgen eine hohe Gefahr für Nutztiere. Auf der Weide sind sie harmlos, die Kühe fressen sie nicht. Doch bleiben sie unbemerkt auf einer Wiese liegen, die später gemäht wird, werden sie zerstückelt und die spitzen Teile im Futter zu einer brutalen Waffe für die Verdauung der Kuh, die Erkrankungen oder sogar den Tod bedeuten.
So musste zum Beispiel Landwirt Urs Stettler aus Münchenbuchsee im Kanton Bern, den die BauernZeitung kürzlich porträtierte, die Milchviehhaltung aufgeben. Seine Tiere hatten unter anderem Fremdkörpererkrankungen, die in der Regel durch spitze Gegenstände, wie eben zerstückelte Teile von Aludosen, ausgelöst werden.
Blut im Mist
In den Medien wird immer wieder von Fällen der Fremdkörperverletzung bei Kühen berichtet, die von Aludosen ausgelöst werden. Auch hier ist das Problem: Sie sind nicht magnetisch. Wenn eine Kuh einen Nagel oder ähnliches eingenommen hat, kann man sie dazu bringen, einen Magneten zu schlucken, um die Teile zu fixieren. Das ist nicht möglich bei Aluschnipsel, die den Verdauungstrakt dann regelrecht verstümmeln. Blut im Mist ist ein Zeichen dafür.
Sieht Politik in der Pflicht
Trotz den möglicherweise tödlichen Folgen für die Tiere ist offensichtlich nicht jedem oder jeder bewusst, was Müll in der Natur anrichten kann. Ueli Kuhn hat eine Vermutung: Es seien immer die gleichen Leute, die die Dosen einfach ins Feld statt in den Mülleimer werfen, sagt er.
Ihm ist aufgefallen, dass jeweils am Freitagabend die Müllsünder besonders aktiv sind. Eine Lösung sei schwierig zu finden, ist auch ihm bewusst. Aber er ist sich sicher: «Es braucht mehr politischen Druck». Kuhn wünscht sich ein Depot auf Aludosen.
Keine konkreten Massnahmen aus Bundesbern
Das bleibt im Moment wohl ein frommer Wunsch. Zwar wurde im Jahr 2020 die Motion «Wirksame Massnahmen gegen Littering» vom Parlament angenommen. Sie verlangt, dass die Gesetzgebung so angepasst wird, dass «wirkungsvolle Fördermassnahmen gegen Littering» ergriffen werden können. Dies beinhalte jedoch keine konkrete Massnahme, wie Bunderätin Simonetta Sommaruga in der Debatte dazu sagte.
Ausserdem sind laut ihr in den letzten fünfzehn Jahren im Parlament bereits eine nationale Busse bei Littering und die Einführung eines Pfandsystems für Getränkeverpackungen, sowie eine nationale Sensibilisierungskampagne abgelehnt worden. Mehr dagegen tun könnten die Kantone, sagte sie damals.

