Freilandhaltung von Schweinen ist eine Marktnische. Der Anteil von Schweinefleisch aus Freilandhaltung beträgt deutlich unter einem Prozent des Gesamtverbrauchs, wie Adrian Schütz, stellvertretender Geschäftsführer von Suisseporcs, erklärt. Schweizweit gibt es nur wenige Betriebe, die im grösseren Stil Freilandschweine halten. Einer davon ist die Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil in Gampelen.
Grosser Aufwand für Zäune
Alfred Burri ist Leiter des dortigen Landwirtschaftsbetriebs, auf dem seit Jahrzenten Freilandschweine gehalten werden. Um den Kontakt zu Wildschweinen zu verhindern, werden die Schweine aufwendig eingezäunt. «Die Gesamtparzellen werden mit einem Meter hohen Knotengitterzaun aus Metall eingezäunt», erläutert Burri. Ausserhalb dieses Zauns wird in 30 bis 40 cm Abstand zum Knotengitter ein weiterer Elektrodraht gespannt, um die Wildschweine abzuhalten. Innerhalb der Gesamtparzelle werden mit zwei bis drei stromführenden Litzen einzelne Koppeln abgezäunt, wobei hier mindestens ein Abstand von einem Meter zwischen den Litzen und dem Knottengitterzaun eingehalten wird. Der Aufwand für den Zaununterhalt ist dementsprechend hoch.
Sollte die Afrikanische Schweinepest (ASP) in der Region um die JVA Witzwil ausbrechen, wäre die Freilandhaltung der Schweine nicht mehr möglich. «Auch mit unserem schon sehr aufwendigen Zaunsystem können wir einen Kontakt zu Wildschweinen nicht zu 100 Prozent ausschliessen», ist sich Burrisicher.
Virus nicht herholen
Adrian Schütz erklärt, dass bei einem ASP-Ausbruch in der Seuchenzone aufwendige Untersuchungen durchgeführt und ungeschützte Schweine daraus entnommen würden. «Bis die Seuchenfreiheit nach Standard der Weltorganisation für Tiergesundheit nachgewiesen wird, ist die Freilandhaltung vermutlich sistiert.» Das Ziel ist, die Krankheit ASP gar nicht bis in die Schweiz zu holen. Falls das Virus doch da ist, muss alles dafür getan werden, um es möglichst schnell wieder zum Verschwinden zu bringen.
Dabei spielt das Wildschwein-Management der Kantone eine zentrale Rolle, um Kontakte zwischen Wild- und Hausschweinen zu verhindern. Zudem ist es sehr wichtig, kein Schweinefleisch aus Gebieten mit ASP in die Schweiz zu holen.
Gutes Image
Alfred Burri von der JVA Witzwil ist überzeugt, dass es aus Sicht des Tierwohls für die Schweine kein artgerechteres Haltungssystem als die Freilandhaltung gibt. «Die Schweine wühlen sehr gerne in der Erde und auch ihren natürlichen Bewegungsdrang können sie auf unseren grossflächigen Weiden voll ausleben.» Auch aus Image-Sicht steht die Freilandhaltung gut da.
Die «Schweineparzelle» der JVA ist immer eine Kunstwiese. Die Tiere bleiben sechs bis acht Monate darauf. Es wird zwischen Sommer- und Winterparzellen unterschieden. Sind die Schweine wieder weg, wird auf der Parzelle Mais, Wintergetreide oder eine Gründüngung angesät.
Das Thema Bodenschutz kann bei der Freilandhaltung problematisch werden. Im Herbst und Winter sind die Weiden nicht mehr grün und die Böden sumpfig. Tierschutz und Veterinäramt sehen das eher kritisch. Burri findet aber, dass sich die Tiere unter solchen Bedingungen trotzdem wohlfühlen, sofern ihnen genügend trockene Liegefläche zur Verfügung gestellt wird.
