«Sind Legehennen ähnlich intelligent wie andere Tiere?» Diese Frage stellte sich Lena von Aarburg für ihre Maturaarbeit, die sie am 2. März 2024 in Gähwil an der Delegiertenversammlung der St. Galler Bäuerinnen vor­stellte. Darin untersuchte sie das ­Erinnerungsvermögen und die Mustererkennung von Hühnern. 

Mit der Zeit wurden die Hühner zahm

Intelligenz wird unter anderem durch Fähigkeiten wie abstraktes Denken, Erinnerungsvermögen und räumliches Vorstellungsvermögen bestimmt. Um diese anhand verschiedener Faktoren zu erfassen, stellte Lena von Aarburg vor einem Jahr im Rahmen ihrer Arbeit sechs verschiedene Versuche zusammen. Dabei kamen ihre eigenen Hühner zum Einsatz, insgesamt 17 junge Legehennen der Rasse Brown Nick. «Wobei sich schnell herausstellte, dass eine davon partout nicht mitmachen wollte», erzählte die Bauerntochter aus Kaltbrunn schmunzelnd. Schliesslich standen also 16 Versuchstiere zur Verfügung, welche während zwei Monaten in Abständen fleissig am Versuchsprogramm teilnahmen. 

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Damit ihnen die Motivation nicht ausging, wurden die Hennen bei jedem Durchgang mit ein paar Körnern belohnt. Voraussetzung dafür war, dass die Tiere zunächst lernen mussten, aus einem Becher, den die Versuchsleiterin hielt, Futter zu picken. «Anfangs sass ich dafür lange im Gehege, es brauchte viel Geduld», so von Aarburg. «Doch mit der Zeit lernten sie schnell und wurden richtig zahm.» 

Können sie Rot und Grün unterscheiden?

Abo Marc (links) und Fritz Herren brauchten sehr viel Geduld, bis der neue Stall stand. Ihren Humor haben sie nicht verloren. Betriebsporträt «Unsere Legehennen sind kleine Spitzensportlerinnen» Thursday, 30. June 2022 Ein erster Versuch galt der Farb­erkennung: Dabei hatten die Versuchstiere einen roten und einen grünen Becher (beide sonst identisch) zu unterscheiden. Der rote war es, den sie bereits als Futterbecher kannten. Ob sie nun diesen zielstrebig aufsuchen würden? Lena von Aarburg beobachtete, dass ihre Hennen tatsächlich mehrheitlich auf den roten Becher zusteuerten. Sie mussten ihn wohl farblich unterscheiden können. «Das setzt ­voraus, dass sie sich eine Farbe einprägen können», so die Maturandin. Sie stiess dabei auch auf wissenschaftliche Studien, die Hühnern eine bessere Farbunterscheidung attestieren als Menschen. 

In einem zweiten Versuch wollte sie herausfinden, ob die Tiere fähig sind, zwischen einem gut gefüllten und wenig gefüllten Behälter zu differenzieren. Diesmal verwendete von Aarburg Gläser, damit die Körner darin sichtbar waren. Auch hier waren die Ergebnisse eindeutig: Die Hennen bevorzugten in den meisten Fällen das bessere Angebot, also das grosszügig gefüllte Glas. 

Ein bestimmtes Huhn war herausragend

Das räumliche Unterscheidungsvermögen testete die Schülerin, indem sie die Hennen in ein Harassen-Labyrinth schickte, welches sich y-förmig in zwei Richtungen teilte. Am rechten Ende befand sich bei jedem Durchgang eine Belohnung in Form von Körnern. Damit wollte Lena von Aarburg herausfinden, ob die Tiere sich orientieren können. «Es zeigte sich, dass einzelne Tiere den Weg zum Futter fanden und somit links und rechts unterscheiden können», stellte sie fest. 

Zwischen den Versuchstieren gab es grosse Unterschiede

Als schwierigste Aufgabe baute sie für die Hühner einen Harassen-Parcours. Ziel war es, dass die Tiere lernten, sich mit Futterbelohnung hindurch führen zu lassen. Wie sich herausstellte, eigneten sich vor allem zwei Tiere dafür. Eines der beiden war besonders schnell. Es war auch dasjenige, welches links und rechts am besten zu unterscheiden lernte.

In ihrer Arbeit schlussfolgerte die St. Gallerin, dass Legehennen offenbar in der Lage sind, Muster zu erkennen. Und mehr noch: Eine gewisse Intelligenz ist vorhanden, sodass sie mit anderen Tieren wie Hunden oder Raben verglichen werden können. Zweierlei hat sie dabei überrascht: «Ich habe nicht erwartet, dass die Hennen so schnell lernen.» Auch dass sich so grosse Unterschiede zwischen den Individuen gezeigt hätten, sei erstaunlich.