Wenn ein Landwirt in seiner Berufskarriere während 30 Jahren ununterbrochen Milch von bester Qualität abgeliefert hat, weist das auf eine enorme Professionalität und vor allem Kontinuität hin. Amara und Xaver Dober-Föhn aus Küssnacht SZ schafften dieses Kunststück. Für diese beeindruckende Leistung wurden sie von der Produzentenorganisationen ZMP geehrt.

Sofort reagieren

Doch was ist das Geheimnis der Küssnachter Bauernfamilie? Ein entscheidender Faktor ist für Xaver Dober, bei Euterproblemen schnell zu reagieren. Das heisst, bei Entzündungen den betroffenen Euterviertel sofort und häufig ausmelken, dazu wird schnell das passende homöopathische Mittel verabreicht. Vor allem bei akuten Fällen habe er damit grossen Erfolg, insbesondere auf Bryonia würden seine Tiere gut ansprechen. «Während der Laktation setze ich bei Euterproblemen mittlerweile keine Anti-biotika mehr ein», so der leidenschaftliche Küher. Und auch die Anzahl antibiotischer Trockensteller kann bei rund 40 Milchkühen an einer Hand abgezählt werden. Vor dem Ergalten verabreicht er hingegen jeder Kuh Phytolacca, ein homöopathisches Mittel, das dazu beiträgt, dass die Milchmenge zurückgeht.

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Homöopathische Mittel

Auch Eutersalben findet man im Stall keine mehr. «Viele enthalten Kampfer, was die Wirkung von homöopathischen Mitteln negativ beeinflusst», so Xaver Dobers Begründung. Seit 1997 wendet er Homöopathie an. Damals seien zwei Kühe von Staphylococcus aureus befallen gewesen, die antibiotische Behandlung habe keine positiven Resultate gezeigt.

Kurse und Selbststudium

«Ich kam damals mit dem Urner Homöopathen Wendelin Gisler in Kontakt. Ohne Stallbesuch verschrieb dieser meinen betroffenen Kühen ein homöopathisches Mittel, der Erfolg war überzeugend.» Entsprechend gross war die Begeisterung für diese alternative Behandlungsmethode. Mittels Kursen und Selbststudium erwarb sich das Ehepaar mittlerweile die nötigen Kenntnisse, so dass die beiden die meisten Krankheitsfälle heute selber behandeln können. Das wirkt sich entsprechend positiv auf die Buchhaltung aus. Im Jahr 2022 lagen die Tierarztkosten der rund 70 Tiere bei 3000 Franken. «Das kann sich aber natürlich auch schnell ändern, dieses Jahr hatten wir eine hartnäckige Kälbergrippe im Stall, da wird diese Kennzahl wohl um einiges höher liegen», so Xaver Dober. Man müsse auch die Grenzen der Homöopathie erkennen.

Hygiene ist entscheidend

Ein weiterer Punkt für einwandfreie Milchqualität sei die Hygiene. Neben einer sauberen und regelmässig gewarteten Melkanlage wird beim Melkvorgang selber alles Machbare umgesetzt: Handschuhe, genaue Zitzenreinigung mit Einwegtüchern, Vormelken, Dippen und Zwischendesinfektion der Melkaggregate, auf diese Punkte achtet sowohl der Betriebsleiter, welcher am Morgen melkt, wie auch der Auszubildende, der am Abend für das Melken zuständig ist.

Kuhkomfort verbessert

Nach der monatlichen Einzeltierkontrolle werden alle Tiere, welche über 100 000 Zellen aufweisen, homöopathisch behandelt. Im Liegebereich der Tiere wird versucht, mittels Kalkstrohmatratze den Keimdruck zu reduzieren und den Tierkomfort weiter zu erhöhen. Dazu wurden in den Boxen flexible Bügel installiert und die Frontmauer entfernt. «Dadurch haben die Kühe beim Aufstehen im Kopfbereich genügend Platz, was sich auch positiv auf die Anzahl verletzter Zitzen auswirkt.»

Hohe Fitness-Zuchtwerte

Ganz entscheidend für gesunde Euter sei auch die Tier-Genetik. «Hohe Fitness-Zuchtwerte, tiefe Zellzahl-Indexe und ein nicht zu schneller Melkfluss sind für mich entscheidende Anpaarungskriterien», so der erfolgreiche Braunviehzüchter. Dass sich diese Zuchtstrategie langfristig bewährt, zeigen nicht nur die hohe Milchqualität, sondern auch die Zuchterfolge. Mit XDober’s Elevation Enrico (Zuchtwert Zellzahl 112 bei 1771 Zuchttieren) und XDober’s Umberto Udoro (Zuchtwert Zellzahl 115 bei 706 Zuchttieren) kommen zwei KB-Stiere aus seinem Stall, welche in der Eutergesundheit sehr positiv vererben.

Udoro stammt aus der Ausnahmekuh Glenn Gladiola. Diese ist nicht nur Stierenmutter, sondern mit 91 Punkten auch eine erfolgreiche Zuchtfamilienkuh, aktuell stehen von ihr zudem auch noch fünf Generationen im Stall. Trotz 118 000 kg Milch Lebensleistung präsentiert sich Gladiola auf der Weideimmer noch sehr jugendlich. Überragend sind auch die tiefen Zellzahlen von der mit Exzellent 93 beschriebenen Gladiola: 36 Zellen im Schnitt von 10 Laktationen.

Hornlos-Genetik

Aktuell arbeitet Xaver Dober viel mit genetisch hornlosen Stieren. «Diese überzeugen vielfach auch mit guten Fitnesseigenschaften. Dass man die Kälber nicht mehr enthornen muss, ist natürlich ein sehr positiver Nebeneffekt.» Die Familie Dober schätzt euterstarke und breite Kühe und nimmt auch an Viehschauen teil. Xaver Dober relativiert aber: «Entscheidend ist, dass meine Kühe 364 Tage im Jahr gesund sind und gute Milch produzieren. Wenn sie am 365. Tag, also am Viehschautag, auch noch überzeugen, ist das ein schöner Nebeneffekt.»