Beim Original Braunvieh (OB) ist die Lage anders als bei den Simmentaler Reinzüchtern. Das Herdenbuch der braunen Zweinutzungsrasse ist geschlossen, das heisst, eine Rückkreuzung über noch so viele Generationen ist nicht möglich, auch wenn der Anteil über den 98,4 % liegt. Das ist die Marke, die bei Simmentalern für den Reinzucht-Code 60 gilt.
Drei Varianten im Gespräch
Erst kürzlich fand eine Sitzung zwischen Braunvieh Schweiz und dem OB-Verband sowie den OB-Jungzüchtern statt, wo über mögliche Lockerungsvarianten diskutiert wurde:
A: OB-Definition gemäss Tierzuchtrecht (87,5 % Blutanteil oder darüber).
B: Lösung analog Simmentaler (98,4 % oder darüber).
C: Bisherige Definition, aber unabhängig vom Geschlecht, das würde bedeuten, dass es neu auch Rückpaarung OB (ROB)-Stiere gibt.
Die Diskussion hat laut dem Magazin «CH-Braunvieh» gezeigt, dass die OB-Verantwortlichen keine Änderung wünschten. Der OB-Vorstand werde aber über die Variante C diskutieren. Bisher gibt es die Kategorie ROB nämlich nur für weibliche Tiere. Die Kategorie ROB umfasst Tiere mit einem OB-Blutanteil zwischen 87,5 und 100 %.
ROB-Stiere vom Vorstand noch nicht diskutiert
Wie Andres Anderegg vom OB-Verband erklärt, habe der Vorstand diese Woche getagt, die ROB-Frage für Stiere sei aber nicht traktandiert gewesen, so der Berner Oberländer. Aus seiner Sicht sind Änderungen am gegenwärtigen Herdenbuch-Reglement beim OB-Verband nicht mehrheitsfähig. Dies gelte übrigens auch für die OB-Jungzüchter. Das Verhältnis mit Braunvieh Schweiz sei aber sehr gut, so habe man an der Bruna eine «super Plattform» erhalten, sagt Anderegg. Das habe wohl auch damit zu tun, dass die OB-Herdebuchtiere jährlich um rund 1500 Stück oder 10 bis 20 % zulegen. Das Total liege bei rund 14'500 Tieren.
Braunvieh Schweiz würde eine leichte Öffnung des OB-Herdenbuchs begrüssen, sagt Vizedirektor Martin Rust. Ein solcher Schritt würde aus seiner Sicht die Optionen von Braunvieh im Zweinutzungsbereich erweitern. Er kommt auch auf das Thema Hornlosigkeit zu sprechen. Rust hält ein Enthornungsverbot bei Bio Suisse mittelfristig für «nicht unwahrscheinlich». Mit der aktuellen OB-Definition sei der Aufbau von Hornlosgenetik bei OB aber nicht möglich.
«Enthornungsverbot bei Bio liegt in der Luft»
Auch für Kaspar Tschümperlin aus Alberswil LU liegt ein Verbot des Enthornens bei Bio Suisse «in der Luft». Er züchtet seit über 20 Jahren genetisch hornlose ROB. Die hornlose OB-Genetik importierte er seinerzeit aus den USA, dort läuft diese unter dem Namen Polled Braunvieh. Unterdessen hat er über Generationen mit Schweizer OB-Stieren zurückgekreuzt und ein Grossteil seiner Zuchtkühe haben einen OB-Blutanteil von über 99 %. Im OB-Herdebuch gelten seine Tiere aber weiter als ROB. Am Zuchtstierenmarkt in Zug durfte er kürzlich eine Kuh und ihren Sohn präsentieren, das habe ihm neben Lob auch einige Kritik eingetragen, so Tschümperlin.
