Betroffen sind fünf Bauernbetriebe in Mörschwil, Eggersriet, Untereggen, Goldach, Altenrhein und St. Margrethen. Bei ihnen wurden im Fleisch von einigen Kühen und Rindern wie auch im Boden und im Quellwasser erhöhte oder zu hohe PFAS-Werte gemessen. Auch entsprechende Milchproben von Kühen weisen erhöhte PFAS-Werte auf. Für die betroffenen Betriebsleiter ist das katastrophal.
Aber alle Landwirte in diesen Gemeinden sind aufs Höchste beunruhigt. So organisierte das Amt für Umwelt zusammen mit dem St. Galler Bauernverband diese Woche einen Informationsanlass für die dortigen Bauernfamilien.
Regierung will Härtefallfonds
Gemäss Regierungsrat Beat Tinner setze sich die Regierung für eine Härtefallvorlage ein, um die betroffenen Landwirtschaftsbetriebe zu unterstützen. Peter Nüesch, Präsident des St. Galler Bauernverbands, insistierte, dass die Bauernfamilien entschädigt werden müssen: «Sie sind schuldlos in diese Situation geraten.» Man müsse vonseiten des Kantons alles tun, damit die Produktionsgrundlagen erhalten blieben, so Peter Nüesch – obwohl zum jetzigen Zeitpunkt niemand wisse, wie man diese Flächen sanieren könne oder wie man verhindern könne, dass PFAS in Fleisch oder Milch gelangen. Für Entschädigungen steht zurzeit kein Härtefallfonds zur Verfügung. «Die gesetzlichen Grundlagen für A-fonds-perdu-Beiträge fehlen», sagte Bruno Inauen, Leiter Landwirtschaftsamt und Geschäftsführer der landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaft. «Die einzige Möglichkeit, die es von unserer Seite zurzeit gibt, sind Rückzahlungen für bestehende Investitionskredite zu stunden und die klassischen Betriebshilfedarlehen», so Inauen. Und weiter: «Solche Massnahmen können zur Liquiditätssicherung in Einzelfällen sinnvoll sein.»
Kantonsräte fordern Antworten
Lösungen sucht auch die Politik. «Wir Parlamentarier sind daran», versichert Peter Nüesch. [IMG 2] Er ist Präsident des landwirtschaftlichen Clubs, der aus bäuerlich-bürgerlichen Kantonsräten besteht. Diese Woche traf sich der Clubvorstand, um Interpellationen vorzubereiten, die am 16. September, zu Beginn der Herbstsession, eingereicht werden sollen. Am Freitag und Samstag treffen sich die Fraktionen. Auch dort werden die PFAS und die Interpellationen Thema sein. Die Parlamentarier fordern Antworten auf die Fragen, wie die landwirtschaftliche Produktion aufrechterhalten werden kann und wie die Bauernfamilien für den Schaden entschädigt werden. Zudem soll man Lösungen für eine mögliche Sanierung der belasteten Böden anpacken.
Kein Höchstwert für Milch
Inzwischen zieht die PFAS-Diskussion weitere Kreise – vom Fleisch zu Milch. Laut Regierungsrat Beat Tinner ist der Milchkonsum unbedenklich. Nichtdestotrotz fragten Detailhändler und Käser bei ihren Erstmilchkäufern nach, ob deren Milch von belasteten Standorten stammen könne. [IMG 3] Hanspeter Egli, Präsident der Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost, ist empört: «Zum einen gibt es keine Höchstwerte für Milch, zum anderen ist Milch gesundheitlich unbedenklich.» Egli erinnert daran, dass die Schweizer Milchproduzenten schon vor 20 Jahren darauf hingewiesen hätten, dass die PFAS-Belastung durch Klärschlamm zum Problem werden könne und dass man dafür Mittel bereitstellen solle. Gemacht wurde rein gar nichts. «Die Klärschlammausbringung haben damals Bund und Kanton sogar mit Beratungen unterstützt. Jetzt im Akutfall fehlen die Mittel, um die Bauern zu unterstützen», so Egli und weiter: «Die Stoffe kommen nicht aus der Landwirtschaft, sondern wurden durch den Klärschlamm in die landwirtschaftlichen Kreisläufe eingeschleust. Dafür muss die Allgemeinheit aufkommen.»
Aktuell kein Handlungsbedarf in den Kantonen Thurgau und Zürich
Stefanie Giger, Daniela Clemenz
Nach Befunden von erhöhten PFAS-Werten im Kanton St. Gallen stellt sich die Frage, wie es in anderen Kantonen aussieht. Martin Eugster, Leiter Amt für Umwelt Kanton Thurgau, gibt für den Moment Entwarnung. Bisherige Altlasten-untersuchungen hätten im Thurgau keine Hinweise auf PFAS-Belastungen auf Landwirtschaftsbetrieben ergeben. Allerdings sollen in der für 2025 geplanten Untersuchungskampagne auch landwirtschaftliche Flächen untersucht werden.
Aktuell werden im Kanton Zürich Böden analysiert. Bereits vorhandene Daten würden darauf hindeuten, dass auch landwirtschaftliche Flächen mit PFAS belastet seien. Ein unmittelbarer Handlungsbedarf habe sich aufgrund der vorliegenden Daten bisher nicht ergeben, teilt die Baudirektion mit. Auch seien keine Unter-suchungen aus dem Kanton bekannt, bei denen eine Überschreitung von Höchstwerten im Fleisch festgestellt wurde. «Eine flächendeckende Unter-suchung von Fleisch auf diese Rückstände macht nach heutigem Wissensstand auch keinen Sinn. Vielmehr müsste bei Verdachtsmomenten ge-handelt werden – genau so, wie dies in St. Gallen gemacht wurde», so die Baudirektion.
Im Kanton Schaffhausen wurden bisher keine systematischen Bodenuntersuchungen getätigt. Es sei noch nicht klar, wann und in welchem Umfang diese Untersuchungen getätigt würden, teilt der Kanton mit.
