Abo Schon seit Jahren hält Walter Stucki Mastpoulets und ist IP-Suisse-Produzent. Mit der Umstellung der Migros hat er eine alte Weide vor der Poulethalle wieder reaktiviert. Umstellung auf IP-Suisse Das Migros-Poulet muss raus dürfen – so sieht das in der Praxis aus Friday, 1. September 2023 Rund 98 % aller Schweizer Poulets erfüllen dasProgramm «Besonders tierfreundliche Stallhaltung» (BTS) und haben damit Zugang zu einem Aussen-klimabereich. Während über 85 % der Schweizer Hühner zusätzlich Zugang zu einer Weide haben, sind es bei den Poulets aber weniger als 10 % der Tiere, die das RAUS-Programm erfüllen.

Dieser Unterschied fällt auf, lässt sich aber begründen. In der Eierproduktion unterscheiden sich die Bodenhaltung (BTS) und die Freilandhaltung (RAUS) praktisch nur im Weidezugang. Die Zuchtprodukte und die übrigen Produktionsparameter sind dieselben.

Langsam wachsende Zuchtlinien eingesetzt

Bei den Freiland-Mastpoulets hingegen verlangt das RAUS-Programm zusätzlich eine minimale Mastdauer von 56 Tagen, nach Bio-Suisse-Richtlinien sind es sogar 63 Tage. Dies ist bedeutend länger als beim Standard-Poulet, das je nach Vermarktungsform zwischen 30 und 37 Tage alt wird. Deshalb werden unter RAUS- und Bio-Bedingungen langsam wachsende Zuchtlinien eingesetzt.

Dies bedeutet gleichzeitig einen höheren Futterverbrauch pro Kilogramm Lebendgewicht, weniger Poulets je Stallplatz und Jahr (höhere Stallkosten) sowie höhere Arbeitskosten je Poulet. Am Schluss schlägt sich dies in einem markant höheren Ladenpreis für Freiland und Bio-Poulets nieder – und in einer limitierten Kaufbereitschaft. Im Jahr 2001 betrug der Anteil von Freiland-Poulets rund 27 %. Die Einführung der Mindestmastdauer im RAUS-Programm, welche die Produktionskosten weiter erhöhte, sowie die sinkende Nachfrage nach den teureren Freiland-Poulets führten dazu, dass die Produktion nach unten angepasst wurde.

Verzicht auf RAUS-Beiträge

IP-Suisse hat deshalb einen Zwischenweg gesucht: Ein Mastpoulet, das auf die Weide gehen kann und das mit einer Mastdauer von ungefähr 42 Tagen zwischen dem Standard- und dem bisherigen Freiland-Poulet liegt. Damit liegen auch die Produktionskosten dazwischen, aber es muss auf die RAUS-Beiträge verzichtet werden.

Da auch anderswo in Europa die Nachfrage nach langsamer wachsenden Hybriden steigt, führen die Zuchtorganisationen mittlerweile ein grosses Angebot an «alternativen» Poulet-Linien. In Freiland-Labels ist darüber hinaus auch wichtig, wie gut die Poulets die Weide effektiv nutzen. Denn dies ist entscheidend für die Glaubwürdigkeit gegenüber den Konsumenten. Das Aviforum durfte deshalb einen Praxisversuch durchführen, in welchem mehrere langsamer wachsende Hybriden verglichen wurden.

Eine weitere Wahlmöglichkeit

Neben den Leistungsdaten wurde mithilfe von Kameras zu mehreren Tageszeiten erhoben, wie viele Tiere sich auf der Weide befinden. Dabei konnten teils markante Unterschiede zwischen den Linien festgestellt werden, die ansonsten ähnliche Mastleistungen aufwiesen. Und es liegt auf der Hand, dass die aktivsten «Weidegänger» für dieses vierte Produktionssegment gewählt wurden.

Es ist grundsätzlich sehr begrüssenswert, wenn den Schweizer Konsumenten neben dem Standard-Poulet, dem RAUS-Freiland-Poulet und dem Bio-Poulet eine weitere Wahlmöglichkeit zur Verfügung steht. Im absatzorientierten Geflügelfleischmarkt entscheiden letztlich die Konsumenten, welche Produkte in welcher Menge produziert werden.

David Zumkehr ist Direktor des Kompetenzzentrums der schweizerischen Geflügelwirtschaft Aviforum.