Das Jahr 2021 mit viel mehr Regen als üblich sorgte auch für mehr Gewässerverunreinigungen als üblich. Verunreinigungen wegen Hochwasser entlang von Seen und Bächen, und wegen des vielen Meteorwassers überlastete Abwasserleitungsnetze und Abwasser-Reinigungsanlagen. An vielen Regentagen gelangten deshalb Siedlungsabwässer in Gewässer.

Weniger Fischsterben

Zwar sind diese stark verdünnt, gleichwohl enthalten sie nicht nur organische Stoffe, sondern für Flora und Fauna in Gewässern viel problematischere Mikrostoffe, Hormone, Medikamentenrückstände und mehr. Diese Verunreinigungen tauchten aber in der letzte Woche vom Kanton publizierten Jahresstatistiküber Gewässerverunreinigungen nicht auf.

Abo Wegen überwiegender Interessen des Naturschutzes gelten am Baldeggersee teils stark erweiterte Gewässerräume. Die Festlegung gibt im Kantonsrat zu reden. Gewässerschutz Überwiegende Interessen bei Luzerner Gewässerräumen Tuesday, 26. October 2021 Im Fokus standen viel mehr wieder Gülleunfälle, die wetterbedingt gegenüber dem Vorjahr von 19 auf 31 zunahmen. Insgesamt blieben die statistisch erfassten Verunreinigungen mit 92 auf dem Niveau der Vorjahre. Die Gewässerverunreinigungen mit Fischsterben gingen stark zurück, von 16 im Vorjahr auf neun, davon vier mit landwirtschaftlicher Ursache (Vorjahr acht).

Menschliche Ursache

Franz Stadelmann von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) führt die vergleichsweise geringe Anzahl Fischsterben im Vergleich zur gestiegenen Anzahl Verunreinigungen aus der Landwirtschaft auf die hohen Niederschlagsmengen zurück, so dass die Bäche viel Wasser führten. Zum Verdünnungseffekt beigetragen habe auch weniger nährstoffreiche Gülle, ebenso witterungsbedingt wegen des vielen Wassers von Laufhöfen. Für die Verunreinigungen aus der Landwirtschaft wird von der Luzerner Polizei vor allem menschliche Ursache (in 21 Fällen), vor materiell-technischen Ursachen (fünf Fälle) aufgeführt.

Das bedauert Stefan Heller, Geschäftsführer LBV. Die spezielle Witterung werde in der Statistik zu wenig gewürdigt.

«Von menschlicher Ursache zu sprechen, finden wir in Anbetracht des häufigen Regenwetters und den so schwierigen Ausbringverhältnissen für Gülle etwas fragwürdig.» Er betont, dass die Bauern in den letzten Jahren, auch dank verstärkter Information durch den Verband, viel sensibler geworden sind und wissen, wo die heiklen Bereiche sind. So beim Umpumpen, bei Fehlmanipulationen oder bei ungenügender Überwachung der Anlagen. «Güllen muss Chefsache sein», betont Heller. Auf luzernerbauern.ch seien zudem viele Informationen und Dokumente zum Thema aufgeschaltet.

Der Kanton hat in den letzten Jahren bereits die Hälfte aller Landwirtschaftsbetriebe zum Thema Gewässerschutz kontrolliert. In den nächsten zwei Jahren werden die restlichen überprüft, so dass bauliche Mängel als Ursache von Verunreinigungen wohl immer seltener werden.

Noch mehr informieren

Die Echos zur aktuellen Statistik von Verunreinigungen fielen gegenüber der Landwirtschaft teils recht harsch aus. So titelte die «Luzerner Zeitung»: «Gülleunfälle bei Gewässern steigen stark an», und erst im Kleingedruckten wird auf die speziellen Witterungsverhältnisse hingewiesen. Von einem «katastrophalen Rekordjahr» sprach der kantonale Fischereiverband. Der Rückgang bei den Fischsterben sei kein wirklicher Lichtblick. «Fakt ist, dass einfach zu viele Fische sterben und zu viele Lebensräume kaputt gehen», meinte Präsident Markus Fischer. Der Verband erwarte von der Landwirtschaft, dass die Sensibilisierungs- und Informationsbemühungen zusätzlich verstärkt würden, während des ganzen Jahres.