Doch eher unverhofft wurde der Luzerner Stefan Wicki 500. Mitglied der Interessengemeinschaft Swiss Fleckvieh (IG SF). Ein paar Mal sei er von Mitgliedern der IG an einer SF-Schau in Thun angefragt worden, Mitte März hat er den Talon als Beitrittserklärung dann mit Überzeugung ausgefüllt. Der Vorstand um Präsident Daniel Seematter (siehe Nachgefragt unten) und Geschäftsführerin Daniela Schmutz haben nachgezählt und nun ist der Junglandwirt offiziell das 500. Mitglied der IG.

Entlebuch und Emmental

Abo IG Swiss Fleckvieh SF-Präsident: «Wir wollen Substanz und Robustheit» Friday, 14. April 2023 Stefan Wicki arbeitet auf dem Betrieb seiner Eltern Agi und Walter Wicki und wird, so ist es angedacht, den Hof in ein paar Jahren übernehmen. Dieser trägt den mythischen Namen Dürrenbachtempel und liegt in Wiggen, Gemeinde Escholzmatt, in ein paar Hundert Metern Entfernung zum Emmental und damit zum Kanton Bern. Am «Tempel» im Hofnamen hätten sich bereits mehrere Interessierte versucht, bislang ohne Erfolg, berichtet Walter Wicki mit einem Schmunzeln. Herkunft und Bedeutung bleiben unbekannt.

«Der Milchpreis war gut, das Einkreuzen interessant.»

Walter Wicki kreuzte seine Simmentaler vor Jahrzehnten mit Red Holstein ein.

Stotziger Betrieb

Der Betrieb ist ziemlich stotzig, die Tiere müssen hier weidetauglich sein. Seit bald zehn Jahren ist auf dem Heimbetrieb aber vor allem noch das Jungvieh am Weiden. Laktierende Kühe befinden sich auf dem zugepachteten Betrieb Grosshaus in ein paar Kilometern Distanz. «Rund 40 Stück Vieh sind es insgesamt», erzählt Walter Wicki. Er arbeitet als Kundenmetzger, häufig gemeinsam mit Sohn Urs. Ob für Direktvermarkter oder Selbstversorger werde vom «Güggeli bis zum Rind alles verarbeitet», sagt Wicki über seinen Nebenerwerb. Daneben ist er zuständig für Aufzucht und Galtvieh im Dürrenbachtempel.

Milchbetonte Rasse wurde für den Betrieb zu teuer

Hofnachfolger Stefan Wicki ist meist auf dem Pachtbetrieb und somit auch der Melker der gut 20 SF-Kühe. Am Sonntag wird innerhalb der Familie ausgeholfen. Die Flächen befinden sich allesamt in der BZ II, und zwar von 820 bis auf 910 m ü. M. Von den 26 ha LN, alles Grünland, sind deren 6 ha reine Weide, der grosse Rest wird als Mähwiese bewirtschaftet. Vor allem auch der Pachtbetrieb. Mit kurzer Weide am Morgen und Verfütterung von Gras im Stall erzielten sie mit ihren Strukturen bezüglich Milchleistung und Futterbau die besten Erträge. Einfacheres Düngen und konstanteres Futterangebot sprechen laut Wickis für dieses System. Im Herbst wird dann ganztags geweidet.

Walter Wicki hatte den Betrieb bereits als 19-Jähriger übernommen, sein Vater verstarb früh. Bald schon wurden die Simmentaler mit Red Holstein eingekreuzt. Der Anteil von RH stieg auf 70 bis 80 %, erinnert sich Wicki. Und sogar einzelne Holsteins standen im Stall. «Der Milchpreis war damals gut, was das Einkreuzen zusätzlich interessant machte», so Wicki weiter. Mit den sinkenden Preisen wurden die Rechnungen für das zugekaufte Futter gesalzener, so der Eindruck. «Eine milchbetonte Rasse ist für unseren Betrieb teuer», sagt Wicki. Vater und Sohn Wicki sind heute überzeugt von der Zweinutzungskuh.

SF-Stier Roxel vererbte Vorzüge in Fundament, Euter und Gehalt

Jungzüchter Stefan Wicki redet bei der Anpaarung mit. Rund zwei Drittel des Bestandes wird rassenrein mit SF besamt. Der Rest mit Fleischrassenstieren. Hoch im Kurs bei Stefan Wicki ist aktuell SF-Stier Roxel. «Er vererbt gute Fundamente, schöne Euter und ist gut im Gehalt.» Bei Fett und Eiweiss wolle man keine Abzüge beim Milchgeld, ergänzt er. Leistungsmässig starten Jungkühe in der Regel mit gut 5500 Kilo und erreichen ausgewachsen 6500 bis 7000 Kilo. Fett ist aktuell bei 4,35 %, Eiweiss bei 3,3 %.

Nicht zu vernachlässigen der Rahmen. Nicht über 150 cm Widerrist müssen die Kühe sein, lieber ein wenig kleiner, obwohl auf dem Pachtbetrieb grundsätzlich auch etwas grössere Kühe funktionieren würden. «Eine Kuh muss auf einen Betrieb passen», so die Erfahrung von Wicki zusammengefasst. Und jeder Betrieb sei nun mal anders. Im «Flachland» hätte er vielleicht eine andere Rasse.

Mit Rind Senta in Thun

Wickis kaufen selten Tiere zu und gehen nur mit eigens gezüchteten an die Schauen. Zum Programm gehören meist die Schau ihres Viehzuchtvereins Escholzmatt oder die Amtsschau Marbach. Und Stefan Wicki geht ab und zu nach Thun. Natürlich auch dieses Wochenende. Er wird mit dem eineinhalbjährigen Rind Swat Senta (Bild) an der Jubiläumsschau der IG SF in Thun teilnehmen. Seine Freude sei wohl genauso gross wie die Konkurrenz.

Informationen zur Jubiläumsschau: www.swissfleckvieh.ch

 

Betrieb Dürrenbachtempel
Betriebsleiter: Walter und Agi Wicki
Ort: Wiggen LU, Gemeinde Escholzmatt
Flächen: 26,5 ha LN, Grünland, BZ II
Viehbestand: Rund 40 Stück Rindvieh, gut die Hälfte davon Milchvieh, Rest Nachzucht. Milch: jährlich ca. 135 000 kg, an Bergkäserei Marbach.
Nebenerwerb: Kundenmetzgerei
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Sohn Stefan (Landwirtschaft), aushilfsweise Sohn Urs (Metzgerei)