«Der grüne Teppich ist ein Erfolgsmodell, aber wir sind noch nicht am Ziel», sagt Pierre-André Pittet, Vizedirektor Schweizer Milchproduzenten (SMP) und Leiter Wirtschaft und Internationales. Viele der Ziele habe man erreicht, wie zum Beispiel eine Basis für die Positionierung in Form einer Differenzierung gegenüber dem Ausland über Mehrwerte.
Das Ziel war es, die Massenbilanzierung Ende 2023 aufzuheben
Genanntes Ziel war unter anderem, Ende 2023 die Massenbilanzierung aufzuheben. Es zeige sich jetzt aber, dass das Ziel, bis Ende 2023 alle auf dem grünen Teppich zu haben, «etwas sportlich ist». Fakt ist, dass Ende 2023 nicht alle auf dem grünen Teppich sein werden. Das mittelfristige Ziel sei aber klar: «Wir müssen alle auf dem grünen Teppich haben», so Pittet. Es sei weltweit fast einzigartig, dass man sich freiwillig zu diesem höheren Standard bekannt habe.
Weiter wertet Pittet es als grossen Erfolg, dass die Migros ihr Nachhaltigkeitsprogramm Milch NHM aufgegeben hat. Im Bereich Trinkmilch löste die IP-Suisse-Wiesenmilch NHM in den Gestellen des Detailhändlers ab.
Die vierjährige Übergangsfrist des grünen Teppichs hatte nicht gereicht
Der grüne Teppich war im September 2019 eingeführt worden. Ziel war, alle Produzenten innert vier Jahren auf den Branchenstandard umzustellen. In dieser vierjährigen Übergangsfrist wurde erlaubt, dass die Milch auf dem grünen Teppich im gleichen Tank wie Milch ohne grünen Teppich gesammelt werden darf. Bereits nach Überschreiten der Halbzeit war klar: Diese vier Jahre Übergangsfrist werden nicht reichen. Die Branchenorganisation Milch (BOM) beantragte deshalb bereits Mitte 2021 eine Verlängerung dieser Frist bis am 31. Dezember 2023 zuhanden ihrer Delegiertenversammlung.
Mindererlös und Mehrkosten. Wie geht das auf?
Ab dem 1. Januar 2024 soll es dann aber definitiv ernst gelten und die Sammlung muss getrennt stattfinden, falls die Milch ohne den grünen Teppich überhaupt noch vermarktet werden kann. Den Produzenten, die derzeit nicht am grünen Teppich teilnehmen, bleibt noch gut ein Jahr Zeit, sich anzumelden.
Wie es für Betriebe weitergeht, welche ab 2024 die Anforderungen nicht erfüllen, bleibt ungewiss. Im Vordergrund steht die Logistik als ein ungelöstes Problem. So ist unklar, ob die getrennte Abholung überhaupt machbar sein wird. Eine solche Sammlung der Milch würde in jedem Fall zu höheren Kosten führen und müsste den jeweiligen Produzenten in Rechnung gestellt werden. Hinzu kommt, dass auch mit einem tieferen Milchpreis für Milch ohne grünen Teppich zu rechnen ist. Weiter ist noch ungewiss, ob es für diese Milch überhaupt noch einen Absatz gibt.
11'800 grüner-Teppich-Betriebe aber fehlende Käsereibetriebe
Die Phase eins wird demnach bald abgeschlossen sein. Obschon das Ziel der vier Jahre Übergangsfrist bei der Massenbilanz nicht eingehalten werden konnte, ist die SMP mit 11'800 Betrieben auf dem grünen Teppich zufrieden. Diese Zahl entspricht 85 % der Molkereimilch und 24 % der Käsereimilchmenge. Gerade bei den Produzenten silofreier Milch besteht also noch deutlich Luft nach oben. Hoffnung mache der Umstand, dass das Programm RAUS sinnvollerweise auf 4 Aren «reduziert» wurde. Weiter arbeitet die BOM an einer neuen Kompensationsmöglichkeit für RAUS. Dort spielen Sömmerung, Eingrasen sowie das in der Pipeline liegende Gesundheitsprogramm eine entscheidende Rolle.
Zweite Runde wurde eingeläutet
Ab 2024 folgt die zweite Phase des grünen Teppichs. Dies, obschon nicht alle Ziele der ersten Phase erreicht wurden? «Wir ernten hier nicht überall Applaus. Wir wissen, die Branche muss mitkommen, ohne geht es nicht», sagt Pierre-André Pittet. Die Handlungsachsen in der Weiterentwicklung ab 2024 sind bekannte Grössen. Es wird um Biodiversität, Klimaschutz und den Absenkpfad Stickstoff gehen. Ebenso eine entscheidende Rolle werden Tierwohl und Tiergesundheit spielen. Hier befindet sich ein Basisgesundheitsprogramm von Rindergesundheit Schweiz und Bestandestierärzten in Arbeit. Einen wichtigen Stellenwert sollen zudem die Energie, Soziales und die Öffentlichkeitsarbeit erhalten.

