Stefan Käser aus Oberflachs ist Präsident von Holstein Aargau. Und er ist sowohl nationaler wie auch kantonaler Züchter des Jahres 2021. Reichlich Grund zur Freude also – wenn da nicht das agrarpolitische Umfeld wäre. «Wo bleibt nur der gesunde Menschenverstand?», fragte er mit Blick auf die Massentierhaltungs-Initiative, die nach der Trinkwasser-Initiative die Bauern erneut auf Trab hält. Sorgen bereitet ihm auch die jüngst lancierte kantonale Gewässer-Initiative. Als Folge drohe ein Kulturlandverlust von 1000 Hektaren Kulturland.

Gut positioniert

An der Delegiertenversammlung standen allerdings die züchterischen Belange im Zentrum. Im Aargauer Verband sind 5444 weibliche Herdebuchtiere registriert. Die Milchleistung wurde vergangenes Jahr um 0,73 Prozent auf 9693 kg gesteigert. Im nationalen Vergleich liegt der Aargau damit an dritter Stelle hinter Zug (9918 kg) und Solothurn (9719 kg). Bei den sieben Vereinen des Kantonalverbands verzeichnet Habsburg mit 10'808 kg den höchsten Durchschnitt, gefolgt von Oberfreiamt (9831 kg) und Maiengrün (9796 kg). Laut Geschäftsführerin Louisa Brunner führen die beiden mitgliederschwachen Vereine Rohr und Fricktal Fusionsverhandlungen.

Exterieur und Leistung

Lob und Glückwünsche für die Aargauer gab es von Holstein-Switzerland-Präsident Hans Aebischer. Erfolgreiche Zucht basiere gleichermassen auf Exterieur wie auf Leistung, betonte er. Seit 2010 zeichnet der Dachverband jährlich fünf Schweizer Züchter des Jahres (von insgesamt rund 2000 Mitgliedern) aus. Der Bewertungszeitraum umfasst 16 Jahre. Stefan Käser ist bereits der siebte nationale Meisterzüchter aus dem Aargau. Nur Freiburg stellt ein grösseres Kontingent.

Die Aargauer ihrerseits küren seit zehn Jahren nach einem ausgeklügelten Verteilschlüssel ebenfalls einen Meisterzüchter. Auch hier schwang Käser mit 35 Punkten obenaus, vor Heinz Meier, Kyburg, mit 27,3 und Reto Villiger, Auw, mit 27.

Einen festen Platz im Jahresprogramm nehmen die Auktionen ein. «Mit den Elitetieren haben wir einen sehr guten Markt geschaffen», erklärte Vizepräsident Thomas Ender. Künftig wolle das OK den Bereich Nutztiere stärken. Als Anreiz gilt für Nutzkühe eine Provision von lediglich 1 statt 2 Prozent. Ausserdem wird das Anmeldeverfahren vereinfacht und der Online-Verkauf gefördert. Neu ist auch der Name: «Aargauer Auktion» statt «Auktion rot und schwarz».

Kein Stillstand

Beeindruckt von der Leistung der Holsteinzüchter zeigte sich Matthias Müller, Leiter Landwirtschaft Aargau: «Ihr seid extrem gut unterwegs.» Erfreulicherweise liege der Fokus vermehrt auf der Langlebigkeit. Die Sistierung der AP 22+ bedeute nicht Stillstand, führte er aus. «Ganz im Gegenteil. Was im Umwelt- und Ressourcenbereich vorangetrieben wird, birgt enorme Einschränkungen.» Die Absenkpfade PSM sowie die Stickstoff- und Phosphorreduktion könnten ganze Produktionszweige gefährden. Auch raumplanerisch stehe viel auf dem Spiel. Mit dem angedachten Stabilisierungsziel würde der Flächenbedarf für Gebäude eingefroren. «Ich setze mich vehement dagegen ein», versprach Müller.