Er gilt als eines der grössten Schwingtalente im Kanton Bern: der 19-jährige Michael Moser aus Arni bei Biglen BE. Letzten Samstag holte er am Emmentalischen Schwingfest in Burgdorf seinen ersten Kranzfestsieg in seiner Laufbahn. Im Schlussgang traf er auf Adrian Walther. Trotz eines Gestellten reichte es Moser für den Tagessieg. «Ich bin immer noch überwältigt von diesem Erfolg, man weiss in diesem Moment gar nicht, was man sagen soll», sagt Moser auf Anfrage der BauernZeitung. Auch am Abend bei der Siegerehrung hatte der Publikumsliebling noch einmal Gänsehaut: «Wenn man da mitten durchs Zelt Richtung Bühne läuft und alle klatschen einem zu – das war neben dem Kranzfestsieg der zweite grosse Höhepunkt an diesem Samstag», sagt der Landwirt dankbar.

Ausdauer und Schnelligkeit

Obwohl man an einem Schwingfest schon sehr früh – in Burgdorf war es kurz nach sieben Uhr – vor Ort sein muss, kann sich Michael Moser immer schon im ersten Gang voll motivieren und sich sehr gut auf den Wettkampf einstellen. «Ich trainiere vier- bis fünfmal in der Woche, und ich weiss, wofür ich das tue, deshalb ist es für mich auch kein Problem, mich schon im ersten Gang voll zu konzentrieren», erzählt er. Seine Stärken liegen sicher in der Ausdauer, in der Schnelligkeit und in der Beweglichkeit. «Irgendwie muss ich ja mein Körpergewicht kompensieren», sagt der 19-Jährige lachend. Obwohl ihm der Siegerpreis, der schöne SF-Stier Adrio von der Metzg, sehr gut gefiel, verzichtete Moser auf den Lebendpreis und nahm dafür das Preisgeld in die Hand.

Ein begeisterter Jungzüchter

«Eigentlich sind wir zu Hause für einen solch grossen Stier sehr gut eingerichtet im Stall», sagt der Schwinger. Doch irgendwie habe es nicht gepasst, meint er. Sein Herz schlage halt für die rote und schwarze Holsteinkuh. «Meine Eltern halten 52 Kühe, davon sind je 50 % Red- und Holsteintiere», sagt der begeisterte Jungzüchter. Für Michael Moser muss eine Kuh nicht nur schön sein, sondern sie muss auch leistungsmässig etwas hergeben können, und ganz wichtig: Sie muss alt werden. «Die Langlebigkeit hat bei uns eine grosse Priorität», hält Moser fest. Das beste Beispiel sei ihre legendäre Guido Helvetia (55 55 98/EX-91), geboren 2008, mit einer aktuellen Lebensleistung von 144 446 kg Milch. «Solche Kühe lieben wir, leistungsstark, unproblematisch und mit einer langen Nutzungsdauer», so der Jungzüchter. Und: Helvetia ist wieder frisch in die Laktation gestartet und immer noch sehr gut zwäg. Wenn eine Kuh noch ein schauwürdiges Exterieur hat, nimmt Michael Moser gerne mit ihnen auch an Ausstellungen teil. «Neben unserer Viehschau, die jetzt in Arni und nicht mehr in Biglen stattfindet, sind es auch die Emmentalische Starparade, die RH-Night, das Schaufinale auf dem Schwand oder die Junior Expo in Thun, an denen wir gerne teilnehmen», erzählt er. Bestimmt ein grosses Highlight war für ihn der Reserve-Championtitel an der Junior Expo in Thun mit seiner Hänni Farms Chief La Cheffe.

Die RS in Magglingen

Jeden Herbst zählt für die ganze Familie jedoch die Viehschau zu den besonderen Höhepunkten im Jahr. «Da nehmen wir alles mit, was laufen kann, und die Kühe werden dann für den Heimweg mit Treicheln und Blumen geschmückt», sagt der Jungzüchter stolz.

Diesen Sonntag wird Michael Moser wieder in die Schwingerhosen steigen, und zwar am Berner Kantonalen, das auch in Burgdorf stattfinden wird. «Natürlich gebe ich wieder alles», so der Landwirt. Doch planen könne man das eben nie. Ist die Saison dann vorbei, wird Moser, der im Juli seine Ausbildung als Landwirt EFZ erfolgreich abgeschlossen hat, in Magglingen die Winter-RS in Angriff nehmen. «Neben Romain Collaud und Matthieu Burger bin ich der dritte Schwinger, der die Sportler-RS in Magglingen absolvieren darf», sagt Michael Moser dankend.

«Eine grosse Ehre für uns»

Ein Schwingfest ohne Preise ist kein Schwingfest. Vor allem die Lebendpreise – besser gesagt, der Siegermuni – ziehen immer wieder alle Blicke auf sich. Am Emmentalischen Schwingfest hiess der Siegermuni Adrio von der Metzg und die beiden Jugendfreunde Adrian Gygax von der Metzgerei Gygax AG in Lützelflüh-Goldbach und Claudio Stauffer von der Stauffer’s Landmetzg AG in Kernenried haben ihn gesponsert. «Ich habe immer gesagt, etwas Verrücktes müssen wir noch zusammen tun», sagt Stauffer lachend, der dieses Jahr mit seiner Metzgerei das 70-jährige Jubiläum feiern darf.

«Uns war es eine grosse Ehre, dass wir den Siegermuni sponsern konnten», ergänzt Adrian Gygax. Dass ein Emmentaler und ausgerechnet noch ein Landwirt das Fest gewinnen konnte, freut sie umso mehr. «Gut, als Sumiswalder hätte ich es auch Matthias Aeschbacher gegönnt», meint Gygax neckisch. «Es hat ganz klar der Beste gewonnen. Und dass es jetzt mit Michael Moser noch ein junger Schwinger ist, das ist fantastisch», hält Stauffer fest. Natürlich sei so ein Sponsoring schliesslich eine Win-win-Situation, denn beide Metzgereien konnten im Gegenzug verschiedene Produkte aus ihrem Hause für das Schwingfest liefern. «Wir haben grosse Sympathien für den Schwingsport, sonst hätten wir das nicht gemacht», sagen beide klar und deutlich. «Wie gesagt, so einen Lupf macht man nur einmal im Leben», meint Stauffer. Für Adrian Gygax hat das Sponsoring nicht nur mit der Regionalität zu tun, sondern: «Für den Metzgerberuf und den Nachwuchs ist das eine sehr gute Werbeplattform», ist er überzeugt.

Bei der Familie Linder

Den Lebendpreis, den gut dreijährigen Muni Adrio von der Metzg oder Regor, wie er mit richtigem Namen heisst, hat Michael Moser also nicht nach Hause genommen. Doch wer meint, der Stier sei jetzt auf der Schlachtbank gelandet, liegt falsch. «Er steht wieder bei uns im Stall», sagt Jakob Linder aus Heimisbach. Jakob und Brigitte Linder und ihr Sohn Roland haben den formschönen Swiss-Fleckvieh-Stier für das Schwingfest parat gemacht. «Er bekam all die letzten Monate noch ein paar Streicheleinheiten mehr, sodass der Stier fast handzahm wurde», hält Linder bescheiden fest. So einfach ist es aber nicht: Einen dreijährigen Stier im Stall zu halten, ist nicht jedermanns Sache. «Wir sind es gewohnt, mit alten Stieren umzugehen, der älteste in unserem Stall, der Stier Everest, wurde sogar zehn Jahre alt», so der Landwirt. Zusammen mit seinem Sohn Roland habe er dann Adrio von der Metzg am Schwingfest präsentieren dürfen.

Der Stier wurde ersetzt

Gezüchtet hat den Florino-Sohn die bekannte Züchterfamilie Bruno und Sandra Beyeler aus Plaffeien. Adrio von der Metzg ist ein Sohn der bekannten Stierenmutter Ringgeler’s Lennox Orchidee. Über Adrian Eggimann aus Wyssachen gelangte er dann in den Stall der Familie Linder. «Für uns war es eine grosse Ehre, den Siegermuni am Emmentalischen zur Verfügung stellen zu dürfen», so Vater Linder.

Adrio von der Metzg war aber eigentlich die zweite Wahl: «Ja, das stimmt. Im letzten Frühling bekam der zuerst auserkorene Stier Wachstumsstörungen», hält Jakob Linder fest. Auch dieser Stier war in ihrem Stall. «Wir wussten nicht, ob er noch wachsen wird oder nicht, und wir gingen auf Nummer sicher und wechselten ihn dann mit Regor aus», so Linder. Seit gut einem Jahr steht Adrio von der Metzg nun in ihrem Stall und wurde auf den grossen Tag vorbereitet. So war es nicht verwunderlich, dass letzten Samstag der wunderschöne Stier viele Blicke auf sich zog. Jetzt steht der Muni wieder für den Natursprung bereit – bereit bei der Swiss-Fleckvieh-Züchterfamilie Linder im Heimisbach.