Das Auto quält sich die steilen Strassen hoch. Man glaubt es kaum, dass man sich inmitten von Wäldern und tiefen Schluchten noch im Kanton Zürich befindet. Hier, an der Grenze zum Toggenburg, liegt auf 1000 Metern über Meer der Hof von Tamara und Jörg Stoller.
Das steile Gelände erfordert viel Handarbeit
Stollers bewirtschaften den Kantonsbetrieb seit drei Jahren in Pacht. Der Grünlandbetrieb umfasst 22 ha LN, welche sich auf über 40 verschiedenen Parzellen verteilen. Das schroffe Gelände diktiert die Bewirtschaftungsform.
Betriebsspiegel
Name: Tamara und Jörg Stoller
Kennzahlen: 22ha LN, Bergzone III, 1.5 SAK, über 60% BFF
Viehbestand: 10 Hinterwälder mit 10 Kälbern, 10 Pfauenziegen, 25 Hühner, 2 Maultiere, 1 Pferd
Der Mechanisierungsgrad ist tief. «Die wichtigste Maschine des Betriebs ist der Brielmaier-Mäher. Der zieht dich auch den Hang hoch, wenn du nur noch am Abschlittern bist», kommentiert Jörg Stoller die Maschine. Daneben verfügt der Betrieb über einen Traktor, einen Transporter und einen Mistzetter.
Die wenige Gülle, die hauptsächlich im Winter anfällt, wird im Lohn abgeholt und auf den wenigen flachen Parzellen ausgebracht. Gewirtschaftet wird mit viel Handarbeit und mithilfe der Tiere.
Diese sorgen auch dafür, dass die wertvollen Flächen erhalten bleiben – über 60 % des Betriebs sind als BFF-Flächen angemeldet, zahlreiche Orchideenarten und seltene Pflanzen wachsen auf ihnen.
Die Tiere helfen mit, die Weiden freizuhalten
«Es ist eigentlich ein Kampf gegen den Wald, denn dieser drückt von allen Seiten rein», meint Jörg Stoller lachend.
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Für die steilsten Flächen setzt man darum auf Pfauenziegen. Mit ihnen könne man die Brombeeren und Sträucher in Schach halten. Für die weniger steilen Flächen hält der Betrieb 10 Hinterwälder-Mutterkühe mit Kälbern. Mit diesen beweide man die 8 ha Dauerweiden des Betriebs.
Kompakt, langlebig und fruchtbar - die ideale Kuh für steile Lagen
Es seien die idealen Tiere für diese steilen Flächen, weil sie klein und kompakt seien und kaum Trittschäden verursachen. Die Kühe zeichnen sich zudem durch ihre Langlebigkeit aus; die älteste Kuh auf dem Betrieb sei 15-jährig, der Herdendurchschnitt betrage 10 Jahre. Gerühmt wird auch die hohe Fruchtbarkeit der Tiere. «Der Stier muss nur einmal zwinkern und die Kuh trägt schon», bemerkt lachend Jörg Stoller.
Die Tiere werden von ihnen auf Robustheit und Sanftmütigkeit gezüchtet. «Wir haben in den ersten Jahren die Kühe aussortiert, welche Anstalten gemacht haben, uns anzugreifen. Auch verbringen wir in den Wintermonaten viel Zeit mit den Tieren im Stall. Das sieht man an ihrem Gemüt», sagt Tamara Stoller zum Temperament der Tiere.
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Ein Stier fehlt noch; aktuell besamt man die Kühe künstlich. Für die Zukunft überlegt man sich wieder, sich einen eigenen anzuschaffen respektive anzumieten. Von den jährlich 10 Kälbern werden 4 als Tiere verkauft und 6 gemetzget.
Hohe Wertschöpfung mit der Direktvermarktung
Die Schlachtung und Verarbeitung findet in der Region statt. Sämtliche Produkte werden ausschliesslich im Direktverkauf vertrieben. Einen grossen Teil der Kundschaft haben Stollers vom Vorgänger übernommen, es seien jedoch auch neue Kunden hinzugekommen. Das zentrale Element der Vermarktung ist die Betriebs-Website. Diese wurde mit dem webbasierten Hilfsprogramm «Wix» erstellt. «Uns war es wichtig, dass das Ganze Gattung macht. Wir haben darum eine professionelle Fotografin für die Bilder engagiert. Und das Ergebnis lässt sich sehen», meint Tamara Stoller zum Auftritt im Internet.
Die Nachfrage nach dem Fleisch sei hoch. Wer welches möchte, muss es vorbestellen. Bei Bestellung wird geliefert oder man gönnt sich einen Ausflug und holt es persönlich auf dem Betrieb ab.
Hier geht es zur Betriebswebsite
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Das Hinterwälderrind
Ursprünglich aus dem deutschen Schwarzwald ist es die kleinste Rinderrasse Mitteleuropas. Anfang des 20. Jahrhunderts zählte die Rasse in Deutschland noch deutlich über 30 000 Tiere. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft sanken diese Zahlen dramatisch.
In der Schweiz
Anfang der 1980er-Jahre kamen die ersten Tiere in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Specie Rara in die Schweiz. Die Rasse hat sich in den vergangenen dreissig Jahren erholt, der Erhalt scheint gesichert.
Einige Merkmale
Aussehen Rinder: Ledergelb bis rot, gescheckt/gedeckt. Kopf und Beine stets weiss. Lange Mittelhand, trockene, feine Gliedmassen. Sie tragen eine auffällige nach aussen geschwungene Behornung.
Widerristhöhe Kühe: 115–125 cm
Widerristhöhe Stiere: 130 cm
Gewicht Kühe: 350–450 kg
Gewicht Stiere: 600–800 kg
Leistungsmerkmale:
Sehr gut geeignet für steile Hang- und karge Futterlagen. Sie gelten als langlebige, trittsichere und gute Rauhfutterverwerter mit einer hohen Vitalität. Für Mutterkuhhaltung geeignete Zweinutzungsrasse. Die Jahresmilchmenge von Herdebuchkühen beträgt 3800 kg mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiss.
Organisation
Schweizerischer Hinterwälder Zuchtverein (SHZ).
Hier geht es zum zur Website vom SHZ

