Abo Wer ist zuständig für die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse, die Honigbienen jagt, um die eigenen Larven zu ernähren? In der Theorie ist die Sache geregelt, in der Praxis scheint es mancherorts zu hapern. Die Problematik summt Machen die Behörden zu wenig für die korrekte Bekämpfung der Asiatischen Hornisse? Friday, 20. June 2025 Schädlingsbekämpfer Josua Sommer von der Kammerjägerei Kam-So GmbH in Worben BE sieht in seiner Schutzmontur aus wie ein Astronaut auf dem Mond. Er macht sich bereit, um im bernischen Epsach im Schopf von Hans Helbling ein Nest Asiatischer Hornissen zu beseitigen. Für diese Bekämpfung reicht ein normaler Schutzanzug, wie ihn Imker tragen, nicht. Denn der Stachel der Asiatischen Hornissen sei mit sechs Millimetern länger als derjenige der heimischen Europäischen Hornisse und könne durch einen Pulli hindurchdringen, erklärt er. Er trägt neben dem Schutzanzug auch eine -brille, da es den Tieren möglich ist, Gift durch das Netz des Kopfschutzes in Richtung Augen zu sprühen. Die Umstehenden halten daher einen grossen Sicherheitsabstand ein.

Andere Bekämpfungsmöglichkeiten, als mit Gift, sind Absaugen durch einen Industriesauger, Kälte oder auch Aktivkohle. «Im Wald darf zur Bekämpfung kein Gift eingesetzt werden», erläutert Renate Sommer, die ebenfalls im Familienunternehmen tätig ist.

Ausrotten nicht möglich

Die Asiatische Hornisse, ursprünglich von Asien über Frankreich in die Schweiz eingeschleppt, ist gekommen, um zu bleiben. Darüber sind sich Fachleute einig. Eine Ausrottung des Bienenschädlings sei nicht mehr möglich. Für die Bekämpfung seien die Kantone selbst zuständig, bedauern sowohl Maria Corpataux, Koordinatorin der Kantone beider Basel, als auch Marianne Tschuy, Koordinatorin des Kantons Bern. In letzterem wurden im vergangenem Jahr 50 Nester entfernt. Heuer sind es bereits zwischen 52 Nester – und die Saison beginne gerade erst.[IMG 2]

Noch erschreckender präsentiert sich die Zahl in den beiden Basel. 2024 wurden 52 Nester gefunden, heuer sind es bereits 123. Maria Corpataux rechnet für das laufende Jahr mit 300 bis 400 Nestern, nächstes Jahr mit über 1000 Nestern und so weiter. Solange die Eindringlinge genügend Insekten finden, sind die Bienen nicht in Gefahr. Doch im Herbst ändert sich das, und die Asiatischen Hornissen finden vor den Bienenständen quasi ein Fastfood-Lokal vor. Ein Volk Asiatischer Hornissen vertilgt pro Jahr 11 Kilogramm Insekten, weiss Josua Sommer.

Zwei Nester

Asiatische Hornissen bauen zwei Nester. Die Primärnester werden im Frühling, meist im Siedlungsgebiet, bis zwei Meter ab Boden und wettergeschützt (unter einem Vordach, im Gebüsch oder auf dem Estrich) erbaut, heisst es in einem Infoblatt des Kantons Bern. Jetzt im August baut die Vespa velutina das Sekundärnest. Dieses wird oftmals hoch oben in Baumkronen angelegt.

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Jede Sichtung melden

«Sichtungen sind über die offizielle Meldeplattform www.asiatischehornisse.ch zu melden», schreibt Apisuisse. Dort können Fotos oder Videos hochgeladen werden. Jede Meldung wird von Fachleuten überprüft und bei entsprechender Bestätigung den jeweiligen kantonalen Koordinationspersonen für die Einleitung der weiteren Schritte gemeldet.

Für Maria Corpataux aus dem Baselbiet ist klar: «Die Asiatische Hornisse ist nicht nur das Problem der Imkerei.» Auch der Berner Schädlingsbekämpfer Josua Sommer fordert von der Bevölkerung Mithilfe. Es solle der Blick vermehrt für die Natur offengehalten werden. Und ganz wichtig sei bei Sichtungen: «Melden, melden, melden! Dies hilft uns, die Ausbreitung zu verlangsamen.» Würden in einem Gebiet vermehrt Sichtungen über einzelne Individuen oder auch Nester eingehen, werde der Kanton Bern aktiv und intensiviere von seiner Seite her die Suche (siehe Kasten). Das bestätigt Marianne Tschuy. Renate Sommer wünscht sich, dass bei Waldspaziergängen öfters «Hans-Guck-in-die-Luft» gemacht werde, also der Blick in die hohen Baumkronen schweife, um allenfalls ein Nest zu entdecken.

Weitere Informationen finden Sie hier und hier

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Kurse besuchen und Hecken schneiden

Die Suche nach Nestern geschieht mit dem Besendern einzelner Hornissen oder mittels Messverfahren Triangulation. Stark vereinfacht gesagt, werden dabei die Tiere mit Dochtgläsern und einem Nahrungsangebot angelockt und markiert. Durch Berechnung der Distanz vom Dochtglas zum Nest werden die Zeiten zwischen Abflug und Wiederankunft an den Dochtgläsern gemessen – und die Nestsuche kann örtlich stark eingegrenzt werden.

Imker und Private ausbilden
In den beiden Basel werden Kurse für Privatpersonen angeboten, um genügend Ressourcen für die zeitaufwändige Suche zu generieren. Denn der Eindringling stelle ein Problem für die gesamte Gesellschaft dar, betont Maria Corpataux. Und: «Wir müssen die Leute erreichen!» Im Kanton Bern wurden bislang lediglich Imker zur Suche ausgebildet, erklärt Marianne Tschuy.

Vorsicht beim Hecken schneiden
Vorsicht sei beim Schneiden von Hecken geboten, weiss Josua Sommer. Bereits das Vibrieren der Heckenschere lasse die Tiere aggressiv werden. Der Fachmann rät vor dem Schneiden während einer Viertelstunde zu beobachten, ob Flugverkehr herrscht. Auf keinen Fall soll mit einem Besenstiel oder ähnlichem in der Hecke herumgefuchtelt werden. Bei einer Sichtung ist ein Sicherheitsabstand von fünf Metern zu wahren. Zwar seien Stiche der Asiatischen Hornisse nicht gefährlicher als solche von einheimischen Wespenarten oder Bienen, heisst es bei Apisuisse. Aber: «Für Menschen mit Insektengiftallergien besteht ein erhöhtes Risiko durch anaphylaktische Schocks.»