1829 habe ein Tierarzt aus dem Freiamt die Zuger Kuh als die vorzüglichste Rasse beschrieben, erzählte Christoph Tschanz, der Ausstellungskurator des Museums Burg Zug, seinem Publikum. Die Zuchtstiere seien feurig, die Kühe schön zu melken und gefrässig gewesen. «Wieso gelten Kühe heute als Nahrungskonkurrentinnen von uns Menschen, wo sie doch Gras fressen sollten?», fragte Tschanz vor der Podiumsdiskussion.

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Grosse Einigkeit auf dem Podium

Im Zusammenhang mit dem 125-Jahr-Jubiläum von Braunvieh Schweiz realisierte das Museum Burg Zug die Sonderausstellung «Braun. Vieh. Zucht.». Und im Rahmen dieser Sonderausstellung fand auch die spannende Podiumsdiskussion zum Thema «Kühe, Konsum und Kalorien – Wie weiter mit dem lieben Vieh?» statt. Wer an dieser Debatte hitzige Diskussionen im «Arena-Stil» erwartete, wurde enttäuscht. Durch die krankheitsbedingte Absenz von Nationalrätin Meret Schneider fehlte auf dem Podium die ganz kritische Stimme. Man war sich ziemlich einig, dass die Wiederkäuer zukünftig die menschliche Ernährung nicht mehr konkurrenzieren dürfen. «Die optimale Kuh der Zukunft ist ganz klar graslandbasiert. Das heisst, wir können mit ihr Milch und Fleisch aus Futtermitteln produzieren, die für den Menschen direkt nicht zugänglich sind», betonte Lucas Casanova von Braunvieh Schweiz.

Abo Viehzucht «Heute ist das Genetikangebot beim Braunvieh sehr breit» Monday, 12. December 2022 Viehzüchter Adrian Annen vom Chollerhof in Zug unterstützte dieses Votum. Das Braunvieh sei auf einem guten Weg. Er selber bevorzuge nicht die Hochleistungsmilchkuh, sondern ein massiges und robustes Tier mit einer hohen Grundfutteraufnahme. Den Grundfutterverzehr versucht er unter anderem mit modernen Technologien zu steigern. «Mit dem Einsatz eines Futterschiebe-Roboters konnte ich die tägliche Grundfuttermenge bei meinen 60 Kühen gesamthaft um 300 kg erhöhen und so die Kraftfuttermenge reduzieren», so Annen. Für Anet Spengler Neff vom FiBL sollte die Fütterung der Wiederkäuer in Zukunft möglichst wenig fossile Brennstoffe benötigen: «Da drängt sich die Weidewirtschaft mit sehr wenig Kraftfutter geradezu auf.»

Für das Klima sei es entscheidend, auf importierte Futtermittel, für welche teils noch Tropenwälder abgeholzt würden, zu verzichten. Dadurch könne die ausgestossene Menge an CO2 reduziert werden. Weniger bedeutend fürs Klima sei der Methanausstoss, für welchen die Wiederkäuer immer wieder an den Pranger gestellt würden: «Neuere Forschungsarbeiten zeigen, dass auch die Methanmenge nicht zunimmt, wenn der Rindviehbestand weltweit nicht ansteigt, da Methan ja relativ schnell abgebaut wird.» Das entkräfte das Argument, dass Hochleistungskühe besser fürs Klima seien. Mit dieser Aussage war Lucas Casanova nicht ganz einverstanden. «Indien ist weltweit der mit Abstand grösste Milchproduzent. Die durchschnittliche Leistung liegt dort aber bei nur rund 1000 kg pro Tier und Jahr.» Da sei es offensichtlich, dass pro Liter Milch sehr viel mehr Methan produziert werde als bei Kühen mit hohen Jahresmilchmengen.

Positiver Einfluss von Rindern aufs Klima

Es sei ein Fehler, wenn die Diskussionen rund um Kuh und Klima nur auf einzelne Punkte wie beispielsweise auf den Methanausstoss reduziert würden, betonte Historiker Peter Moser. Dadurch vergesse man die vielen positiven Auswirkungen der Rinderhaltung auf das Klima wie beispielsweise den Humusaufbau und die Kreislaufwirtschaft. Die Zucht der Kuh wird in Zukunft laut Moser weniger von den Tierhaltern selber beeinflusst, sondern dadurch, was die nichtbäuerliche Bevölkerung über die Kuh denkt.