Die beiden Swiss Fleckviehstiere Semino und Saron haben etwas gemeinsam: sie gehören zurzeit nicht nur zu den besten Stieren ihrer Rasse, ihre Mütter sind auch beides Töchter von Stier Alfredo. Um mehr über Alfredo zu erfahren, müssen wir nach Schangnau ins Emmental reisen. Dort, bei der Züchterfamilie Bernhard und Daniel Hadorn, ist Alfredo am 1. März 2009 auf die Welt gekommen.
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«Es war ein wunderschöner, roter Stier mit gutem Fundament», erinnert sich Daniel Hadorn. Alfredo war nicht nur schön, sondern seine Abstammung war auch vollgepackt mit bekannten Schaugrössen. Über Voltaire Armenia (55 55 98/EX-92) geht er auf Hadorns berühmte Pickel-Tochter Arosa zurück, welche 2003 an der Bernischen Eliteschau zur Miss BEA gekürt wurde.
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Töchter mit dem Maximum
Auch über seinen Vater Tom, den Hadorns im Natursprung einsetzten, geht Alfredo wiederum auf Pickel Arosa zurück. «Es war schon eine besondere Kuh für uns», sagt Bernhard Hadorn. Drei ihrer Töchter wurden mit 55 55 98 punktiert, Arosa selbst hatte das Maximum und wurde sogar mit EX-94 linear beschrieben. «Wir haben immer an Alfredo geglaubt», sagen Vater und Sohn Hadorn am Küchentisch. Denn weiter hinten in Alfredos Abstammung findet sich ihre Stammkuh Artois Amarillis wieder. «Diese Kuh prägte unsere Zucht markant», so Bernhard Hadorn. Neben Pickel Arosa hatte sie auch mit Coeur Alpina eine weitere Tochter, die für Furore sorgte.
Den Miss-BEA-Titel
So ist Alpina unter anderem auch die Grossmutter einer anderen bekannten Pickel-Tochter und zwar von Azzura. Die Top-Kuh, die in ihrem Leben über 100 000 kg Milch leistete, holte im Jahr 2004 auch den Miss-BEA-Titel für Hadorns. In ihrem Stall gehen heute alle SF-Kühe ausser einer auf die beiden BEA-Siegerinnen zurück. «Es ist wichtig, dass man die eigenen Kuhfamilien kennt, um die Anpaarungen dementsprechend zu kombinieren», hält Bernhard Hadorn fest.
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Alte Genetik
Noch heute setzt er ab und zu noch alte Genetik ein. «Wenn eine Kuh vor zehn Jahren schon 9000 kg Milch gegeben hat, warum soll sie es heute nicht mehr tun, obwohl ihr Vater vielleicht jetzt in der Zwischenzeit im Minus beim Zuchtwert Milch ist?», fragt er sich. Auf jeden Fall haben Hadorns den knapp einjährigen Stier Alfredo dann am Thuner-Zuchtstiernmarkt präsentiert und ihn zu 50 % an Rolf Dummermuth aus Fahrni b. Thun verkauft. Die restlichen 50 % blieben in ihrem Besitz.
Ein schöner Stier
Bei Dummermuth stand Alfredo dann im Natursprung im Einsatz, woraus Sarons-Mutter Alfredo Saina von Michael Oesch aus dem Eriz entstand. Der SF-Stier Saron wird von der Züchterschaft noch heute stark nachgefragt. Er vererbt viel Milch, gute Inhaltsstoffe und ein starkes Exterieur. Vom Stall Dummermuth ging Alfredo dann in die KB-Station nach Mülligen zu Swissgenetics, um ein Samendepot anzulegen. «Der Stallwärter sagte mir einmal, dass Alfredo einer der schönsten Stiere war, den sie hatten», weiss Daniel Hadorn noch.
Alfredo Somalia
Im Alter von zwei Jahren suchte Swissgenetics dann einen Platz für Alfredo. So kam der Schützling zu Peter Steffen nach Ortschwaben. «Wir haben ihn in unserem Stall massiv eingesetzt», sagt Steffen. Auch Alfredo Somalia (55 55 98/EX-94), die Mutter vom Stier Semino, stammte aus dem Natursprung und steht bei ihnen immer noch im Stall. «Aktuell hat die 12-jährige Somalia eine Lebensleistung von 95 000 kg Milch und ist in bester Verfassung», so der Züchter.
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Sie war in all den Jahren eine unproblematische Kuh und hat bisher viermal Zwillinge auf die Welt gebracht. «Diese Mehrlingsgeburten sind nicht spurlos an ihr vorübergegangen», sagt Steffen. Doch Somalia steuert auch in der aktuellen Laktation eine Milchleistung von über 10 000 kg Milch an.
Ein Segen für die Zucht
Ihr Sohn Roxel Semino ist für die Fleckviehzucht ein Segen. Mit einem Iset von 1339 führt er das Klassement der SF-Stiere weiterhin an. Vor allem sein Milchgehalt, seine Fitnesswerte und sein Exterieur geben der Rasse einen mächtigen Schub. Übrigens stammte auch Semino, der kürzlich im stolzen Alter von sechs Jahren abgegangen ist, aus dem Natursprung, denn seinen Vater Roxel hielten Steffens auch einige Jahre in ihrem Stall.
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Ein hoher Iset
Leider hatten die Alfredo-Töchter aus dem Natursprung einen negativen Zellzahlwert, und das Samenlager von Alfredo wurde deswegen von Swissgenetics nie freigegeben. Ob das gut war oder nicht, über das kann man sich streiten. Den 16 Jahre später hat Alfredo immer noch einen Iset von 1197 mit positiven Inhaltsstoffen und einer Milchleistung von +170 kg. Leider liegt aber auch sein Zellzahlwert von 82 weit unter dem Rassenschnitt von 100. Auf jeden Fall lebt das Alfredo-Blut über seine Grosssöhne Semino und Saron weiter.
Die IG Swiss Fleckvieh feiert ihr 25-jähriges Bestehen
Am Samstag, 1. Februar, führt die IG Swiss Fleckvieh in der Turnhalle Bumbach in Schangnau ihre Hauptversammlung durch. An der HV wird auch das 25-jährige Bestehen der IG gefeiert. Auch die Wahl der SF-Kuh des Jahres 2024 ist ein Höhepunkt. Am Nachmittag öffnet dann die Familie Bernhard und Rita Hadorn in Schangnau ihre Stalltüren für eine Betriebsbesichtigung. Schon vor 20 Jahren waren die SF-Züchter zu Gast bei Hadorns. Ihre Zuchterfolge waren schon damals grossartig. Geändert hat sich bis heute nichts daran.
Die IG wurde gegründet, weil die Kühe durch die Einkreuzung immer grösser und schärfer wurden. Mit der Gründung der IG wollte man wieder Kühe mit mehr Substanz züchten. 2014 wurde die Rasse als eigenständig erklärt und das Herdebuch geschlossen.