Seit 1995 gehört die Pferdepensionshaltung zum Betrieb von Familie Schnider in Rothenburg LU. «Kurz vor dem Ausbruch des Rinderwahnsinns haben meine Eltern von der Munimast auf die Pferdepension umgestellt», erklärt Betriebsleiter Hanspeter Schnider. Neben den Pferden gehören heute 23 Milchkühe und ein Muni zum Hof. Anders als üblich: Nicht der Bauer kam durch seine Frau zu den Pferden, sondern umgekehrt. «Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Die Kühe waren mir vertraut, den Umgang mit den Pferden musste ich erst lernen», sagt Andrea Schnider lachend. Heute reitet sie und besitzt ein eigenes Pferd.

Rundkies für gesunde Hufe

Nach der Hofübernahme 2015 wurde der alte Innenboxen-Stall 2018 durch einen modernen Boxenauslaufstall mit 13 Plätzen ersetzt. Schniders packen gerne selbst mit an: Andrea zeichnete den Neubau vor, der so platziert wurde, dass der frühere Schnitzel-Paddock als Boxenauslauf dient. «Deshalb sind die Ausläufe grösser als gewöhnlich und unterschiedlich gross», erklärt sie. Die Holzschnitzel wurden durch Ecoraster und Rundkies ersetzt. «Rundkies ist laut Hufpflegern ideal für Barhufer. Er sorgt für Abrieb, ohne dabei den Huf zu schädigen und härtet diesen», sagt sie.

Im Neubau steckt viel Herzblut. Vor der Planung liess sich das Ehepaar von anderen Betrieben inspirieren. «Wir sind quer durch die Schweiz gereist», sagt Hanspeter. Systeme, die nicht perfekt passten, wurden passend gemacht. Viele Bauarbeiten erledigten sie selbst. «Während der Bauzeit sass Andrea des Öfteren auf dem Bagger. Die Boxen haben wir komplett selbst aufgebaut. Bei Schweissarbeiten half mein Onkel, der Schlosser ist», erzählt er.

Strom vom eigenen Dach

«Wir wollten einen hellen, offenen Stall, mit hohen Decken für eine optimale Luftqualität», erklärt Andrea Schnider und ergänzt: «Er sollte ideal für die Pferde sein, den Wünschen der künftigen Pensionäre entsprechen und trotzdem praktikabel sein. Schliesslich verbringen wir die meiste Zeit im Stall.» Die mindestens 16 m2 grossen Boxen sind mit einer Gummimatte ausgelegt und werden mit Sägemehl eingestreut. «Tiefstreu haben wir wegen der Boxengrösse nicht gewählt», sagt sie. Gemistet wird zweimal täglich, die Pferdeäpfel werden alle ein bis zwei Stunden entfernt. Ein Absaugsystem der Firma Villiger transportiert das nasse Sägemehl direkt auf den Misthaufen. «Diese Investition hat sich gelohnt, es erleichtert die Arbeit enorm», sagt Hanspeter.

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Um die Entstehung von Ammoniak zu reduzieren und die Verrottung zu fördern, wird der Mist monatlich mit Mikroorganismen behandelt. «So kann er auf den Weiden ausgebracht werden, ohne Rückstände zu verursachen. Auch mit sauren Böden, die eigentlich typisch für Sägemehlmist sind, haben wir kein Problem», erklärt Andrea. Vor zwei Jahren folgte die Installation einer Solaranlage (110 kWh). «Angesichts der jetzigen Strompreise versuchen wir, möglichst viel selbst zu nutzen. Ziel wäre zukünftig zudem ein Stromspeicher», so Hanspeter. Bei wenig Strom wird die Absauganlage morgens später eingeschaltet, damit die Melk- und Entmistungsanlage versorgt werden.

Jede Heuballe wird beschriftet

Neben dem Ehepaar hilft auch Mutter Erika Schnider auf dem Hof mit. Während Hanspeter morgens das Milchvieh versorgt, misten entweder Andrea oder Erika die Pferde. «Wenn ich oben fertig bin, helfe ich unten weiter», sagt Hanspeter. Abends melkt Erika und das Ehepaar versorgt die Pferde. Ihre Pensionspferde kennen die drei gut und die Gesundheit der Pferde ist ihnen wichtig. Die Heuration wird für jedes Tier individuell angepasst, zusätzlich werden die Tiere monatlich gewogen. «So sehen wir rasch, wenn etwas mit den Pferden nicht stimmt», erklärt Andrea. Das Heu stammt vom eigenen Betrieb oder von Nachbarn. Während das feinere Heu für die Kühe genutzt wird, ist das Gröbere perfekt für die Pferde. Das Spezielle: «Wir beschriften jede Balle nach Parzelle und Schnitt», so Hanspeter. So könne auf die verschiedenen Bedürfnisse der Pferde eingegangen werden. «Staubempfindliche Tiere füttern wir entweder mit selbstproduzierter Heulage oder Heu von sogenannten Blumenwiesen, für die ähnliche Vorgaben wie bei den Ökowiesen gelten. Das Heu ist grobstänglig und enthält weniger Feinstaub», erklärt Andrea.

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Die Weide dient nicht als Auslauf, sondern als Futterquelle. «Zur Pflege und Erholung des Wiesenbestandes lassen wir die Pferde nur von Frühling bis Herbst auf die Weide», erklärt Andrea. Als Pflegeweidegang lässt Hanspeter im Frühling zunächst die Kühe auf die Flächen. «Letztes Jahr habe ich zusätzlich eingegrast», sagt er. Zur optimalen Nutzung und zur Unkrautvermeidung werden die Weiden portioniert und an die Fressmenge der einzelnen Pferde angepasst.

«Klare Regeln sind wichtig»

Im Stall herrschen Ordnung und Sauberkeit, alles hat seinen Platz. «Wir mögen es aufgeräumt», sagt Hanspeter und lächelt. In der Sattelkammer hat jeder Pensionär einen Schrank und einen Sattelbock. Eine Kiste auf dem Schrank sei erlaubt, sie müsse aber verschlossen sein. «Sonst würde es irgendeinmal ausarten», sagt er augenzwinkernd. Schniders haben klare Regeln. «Es ist wichtig, konsequent zu sein und alle gleich zu behandeln», erklärt Andrea. Ausnahmen gebe es keine, denn: «Gibt man ihnen einen Finger, nehmen sie die ganze Hand», scherzt Hanspeter. Den Stallbesitzern ist wichtig, dass die Pferde regelmässig von den Besitzern bewegt werden. «Neben dem Reitplatz gibt es ein Roundpen und ein Laufband. So bleibt die Bewegung auch bei knapper Zeit nicht auf der Strecke», sagt sie und ergänzt: «Auch der grosse Auslauf und die Weide ersetzen die tägliche Bewegung nicht.» Das Paar hat gelernt, dass nicht jeder Pensionär zum Betrieb passt. Auch bei einer freien Boxe wird nicht der Erstbeste genommen. «Passt es schon beim Kennenlerngespräch nicht, lässt man es lieber. Meistens kommt schon kurz darauf ein Passender», weiss Hanspeter.

Mitmachen bei «Der Gute Stall»

Bereits zum zweiten Mal haben Schniders das Gütesiegel «Der Gute Stall» erlangt. Nach der Anmeldung erfolgt eine Betriebsbesichtigung durch eine Fachjury. Anhand eines Katalogs werden verschiedenen Kriterien beurteilt wie Grösse, Licht, Luft, Weide/Auslauf, Infrastruktur, Fütterung, Sozialkontakt, Beziehung zum Menschen sowie Beschäftigungs- und Bewegungsanreizen oder Hygiene. Wer mehr als 80 % der Maximalpunktzahl erreicht, wird mit einer Plakette ausgezeichnet. «Die Betriebsbesichtigung ermöglicht einen Austausch mit Fachpersonen», erklärt Andrea und sagt weiter: «Das ist sozusagen unser Qualigespräch.» Die Plakette mache ausserdem bei einigen Pferdebesitzern einen guten Eindruck. «Eine Pensionärin meinte sogar, die Plakette habe ihr deutlich gemacht, dass das der richtige Hof sei für sie», erzählt sie. Die Anmeldefrist fürs Gütesiegel läuft noch bis zum 30. Juni 2025.

Anmeldung und weitere Informationen: www.dergutestall.ch/anmeldung 

Betriebsspiegel Familie Schnider

Andrea und Hanspeter Schnider

Ort: Rotheburg LU
Ackerfläche: 17 ha, davon 1,5 ha Silomais, ansonsten Grünland.
Viehbestand: 23 Milchkühe und ein Muni
Pferdepension: 12 Pensionspferde und ein eigenes