Mit den Schafen in ihrem Leben fing es 2012 an: Jessica und Marc Bolli erhielten zur Hochzeit drei Lämmer. Obwohl die Frischvermählten damals auf einem reinen Ackerbaubetrieb mit Lohnunternehmen lebten, durften die drei Schwarzbraunen Bergschafe bleiben. Nach und nach kamen durch die eigene kleine Zucht weitere dazu. 

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Melken war nie ein Thema

2018 übernahm das Ehepaar den Betrieb von Marcs Mutter im schaffhauserischen Opfertshofen und nannten ihn fortan Bolli’s Määhfarm. «Der Name verweist zum einen auf die Schafe und zum anderen auf unser Lohnunternehmen, welches Dienstleistungen wie das Mähdreschen anbietet», erklärt der Landwirt. Heute halten Bollis rund 180 Mutterschafe, die in vier verschiedenen Herden leben. Dabei setzen sie weiterhin hauptsächlich auf das Schwarzbraune Bergschaf. «Dies, weil es robust ist, ganzjährig ablammt und gute Klauen hat», sagt Marc Bolli. 

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«Zu Beginn hätten wir nie gedacht, dass sich die Tiere dereinst zu einem wichtigen Betriebszweig entwickeln», erinnert sich Jessica Bolli. Dabei stehe das Fleisch im Zentrum. «Melken ist dagegen nie ein Thema gewesen, da Absatzkanäle für Schafmilchprodukte in unserer Gegend rar sind.» Doch auch für das Fleisch seien die Kundinnen und Kunden nicht gleich Schlange gestanden. Zunächst sei es nötig gewesen, die eigenen Produkte bekannt zu machen, beispielsweise an Weihnachtsmärkten. 

Viele Leute sind positiv überrascht

«Eine kritische Einstellung gegenüber Lammfleisch ist hierzulande verbreitet», sagt Marc Bolli. «Doch viele Leute sind positiv überrascht, wenn sie die Gelegenheit zum Degustieren er-halten.» Für den Geschmack sei es etwa entscheidend, dass die Fütterung stimmt und die Fettschichten vom Metzger fachmännisch entfernt werden. Zudem komme es darauf an, ob es sich um Lammfleisch handle oder um Schaffleisch. Ersteres sei sehr fein und zart, Letzteres kann geschmacksintensiver sein. Es «böckelt» dann, wie es landläufig heisst.

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Pro Jahr werden auf dem Betrieb rund 200 Lämmer geboren, saisonale Schwankungen gibt es kaum. Bollis bringen diese im Alter von etwa vier bis acht Monaten zu einem ihrer Metzger zum Schlachten. 

Das ganze Tier verwerten

«Das Fleisch kommt anschlies­send sofort zu uns in die Tiefkühlzelle, damit die Qualität erhalten bleibt», sagt Jessica Bolli. Die Vermarktung laufe vor allem über den Hofladen, der inzwischen viele Stammkunden zählt. Zum Verkauf kommen Einzelstücke wie die Edelstücke, Gehacktes, Fleischkäse, Würste oder Mostbröckli. «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir, auch ohne Fleischpakete anzubieten, das ganze Tier verkaufen können.» Die Gesamtheit aller Kundenwünsche habe sich mit der Zeit gut eingependelt. Auch die Wolle der Schafe, die einmal jährlich geschoren werden, hat einen Verwendungszweck. Sie kommt zum Sozialunternehmen Fiwo in Amriswil TG, wo sie je nach Qualität zu Duvets, Isola­tionsmaterial oder Dünger verarbeitet wird. «Der Gedanke der Kreislaufwirtschaft ist uns wichtig. Wenn auch der Erlös für die Wolle kaum die Kosten für das Sortieren und den Transport abdeckt», räumt Jessica Bolli ein. 

Auch für die Landschaftspflege 

Als die Familie mit der Schafhaltung begann, merkte sie schnell, dass die Tiere auch eine wichtige Rolle als Landschaftspflegerinnen übernehmen und auch deshalb gut zum weitläufigen Landwirtschaftsbetrieb passen: «Viele unserer Grünflächen sind mit Maschinen kaum befahrbar», stellt Marc Bolli fest. Die vier Schafherden wechseln im Rotationssystem regelmässig die Weiden. Das Futter entspricht einer extensiven Haltung und besteht aus Gras, Grassilage, Heu und Emd. Die Lämmer während der Mast wie auch die Mutterschafe im Winter erhalten zur Eiweissergänzung hofeigenen Triticale. Ein Futtermischer im Stall sorgt dafür, dass die Rationen möglichst homogen sind. Dies, weil die Schafe wählerisch seien und gerne aussortieren würden, so der Bauer.

Schafe und Ziegen
Die BauernZeitung besucht für die diesjährige Sommerserie verschiedene Ziegen- und Schafbetriebe in der Region Ostschweiz/Zürich. Zum Beispiel Jessica und Marc Bolli, die in Opferts­hofen SH Schwarzbraune Bergschafe halten

Abo Natalie Müller züchtet gemeinsam mit ihrem Mann Engadinerschafe und Skudden. Hier mit der gemischten Bockherde in Oberweningen.  (Bild Alexandra Stückelberger) schafe Müllers vermieten Schafe erfolgreich als Rasenmäher Wednesday, 7. April 2021 Eine der vier Herden dient in erster Linie der Nachzucht und wird daher von einem Schwarzbraunen Bergschafbock begleitet. Bei den drei weiteren Herden läuft je ein Bock der französischen Fleischrasse Charollais mit. «Diese wirkt sich positiv auf das Wachstum der Lämmer aus», so Marc Bolli. Sie hätten auch schon andere Rassen eingekreuzt. Texel beispielsweise, ebenfalls eine beliebte Fleischrasse, habe oftmals Lämmer mit grossen Köpfen hervorgebracht, was beim Ablammen für die Mütter beschwerlich, wenn nicht sogar gefährlich sei.

Auch Mutterkühe und Kälber

Die Gesundheit der Tiere ist laut der Bäuerin eine ständige Herausforderung. Manchmal kommt es etwa vor, dass ein Lamm auf die Welt kommt, das zu schwach ist, um zu gedeihen. Woran es liegt, tritt in den seltensten Fällen zutage. Zudem: Schafen merke man es häufig erst spät an, wenn sie ernsthaft krank sind. Oft sei es dann schon zu spät. 

Dem Betriebsleiterpaar ist es anzumerken, dass ihm die Schafe am Herzen liegen: «Für uns sind sie nicht nur ein wirtschaftliches Standbein, sondern auch eine Leidenschaft», sagt Jessica Bolli. Das einstige Hochzeitsgeschenk in Form von drei Lämmern hat bei Bollis definitiv die Neugier auf die Tierhaltung geweckt: Vor einiger Zeit sind zu den Schafen einige Mutterkühe und ganz neu auch Kälber dazugekommen.

Website

Das Schwarzbraune Bergschaf
Das Schwarzbraune Bergschaf (SBS) wird als temperamentvoll, mittelgross und sehr fruchtbar beschrieben. Dabei handelt es sich um eine alte Schweizer Rasse, die aus verschiedenen regionalen Landschlägen hervorgegangen ist. Das SBS hat eine gute Milch- und Fleischleistung und diente ursprünglich zur Produktion von feiner Wolle von hoher Qualität.
Erscheinungsbild: Der Kopf des Schwarzbraunen Bergschafs ist hornlos, mittellang, mit breitem Maul und gerader Nasenlinie. Die Ohren sind mittellang und getragen, Kopf und Beine unbewollt, je nach Farbschlag glänzend schwarz oder braun behaart. 
Widerristhöhe: Bock 75 bis 90 cm, Aue 66 bis 80 cm.
Gewicht: Bock 90 bis 120 kg, Aue 70 bis 95 kg.