«Um die braune Kuh weiterzubringen, ist es nicht mehr angebracht, bei der Milchleistung beziehungsweise der Leistungssicherheit Kompromisse einzugehen»: Diese klare Aussage machte Fredi Diethelm, Präsident des Viehzuchtverbandes des Kantons Schwyz, an der letzten Delegiertenversammlung des kantonalen Viehzuchtverbandes. Da der Stier die halbe Herde sei, appellierte Fredi Diethelm sowohl an Braunvieh Schweiz als auch an die Genetik-Anbieter, dass bei der Auswahl der Stiere die Leistungssicherheit konsequent berücksichtigt werde.
Leistung muss beachtet werden
An seinem Küchentisch auf dem Betrieb Eichholz in Tuggen konkretisiert Fredi Diethelm seine Aussage: «Eine schöne Kuh bringt dem Bauer schlichtweg nichts, wenn sie zu wenig Milch gibt.» Seine grosse Leidenschaft für das Braunvieh sei der Hauptgrund, warum er sich um die Zukunft der Schweizer Rasse sorge. Seit 1999 führt er den Betrieb Eichholz. Im Anbindestall steht eine rassenreine Braunvieh-Herde mit 37 Kühen und rund 40 Stück Jungvieh. Er selbst – und auch schon sein Vater Alfred Diethelm – haben der Leistungsbereitschaft und Funktionalität grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Von dieser konsequenten, langjährigen Zuchtarbeit könne er heute noch profitieren. Diese Leistungssicherheit fehle aber teilweise. «In verschiedenen Braunvieh-Gebieten in der Talregion beobachte ich, dass Jungkühe aus hoch gehandelten Genomstieren in der Leistung nicht überzeugen», erklärt Fredi Diethelm. «Muss dann eine Erstmelk-Kuh infolge zu geringer Leistung abgetan werden, wird diese nicht selten durch eine Holsteinkuh ersetzt.»
Züchter haben es in der Hand
Fredi Diethelm sieht aber nicht nur den Zuchtverband und die Besamungsorganisationen in der Pflicht. «Jeder Züchter hat es selbst in der Hand und kann auf ausgewertete und leistungsstarke Braunvieh-Stiere setzen.» Auf dem Betrieb Eichholz liegt der Anteil an ungeprüften Stieren bei nur rund zwanzig Prozent. «Wenn wir dann einen Jungstier einsetzten, muss eine langlebige und leistungsstarke Kuhfamilie im Hintergrund sein», so der 22-jährige Junior Michael Diethelm. Wie sein älterer Bruder Andreas ist auch er sehr an der Zucht interessiert und hat die Ausbildung zu Landwirt EFZ abgeschlossen. Michael ist zu rund 30 Prozent bei seinem Vater angestellt. Zudem arbeitet er tatkräftig im Besamungsunternehmen seines Bruders Andreas mit und unterstützt dazu mehrere Lohnunternehmen in der Region.
Reinrassig anpaaren
60 Prozent der eigenen Tiere werden auf dem Eichholz rassenrein angepaart, zwei Drittel davon mit gesextem Samen. Die Anpaarungen werden meist gemeinsam diskutiert. «Ich habe mich während 30 Jahren mit dem Stieren-Angebot beschäftigt, mittlerweile haben meine Söhne aber den besseren Überblick über das schnell wechselnde Angebot. Früher hatten wir leistungsstarke Stiere wie Collection, Zoldo oder Jupiter, mit welchen wir jahrelang arbeiteten», erinnert sich Fredi Diethelm zurück. In den letzten Jahrzehnten habe man im Management in vielen Bereichen wie Futterbau, Fütterung oder Tierkomfort grosse Verbesserungen gemacht, die Milchleistung hingegen habe sich nicht im gleichen Masse verbessert. «Wir hatten schon vor 30 Jahren leistungsstarke Kühe mit guten Eutern.»
Kuhfamilie Jardot Zeisi
Als Beispiel für eine langlebige und leistungsstarke Kuh nennt er seine Stammkuh Jardot Zeisi. Mit Jahrgang 2000 wies sie in zwölf Laktationen einen Schnitt von fast 9000 Kilogramm Milch auf und erreichte eine Lebensleistung von über 130 000 Kilogramm Milch. Von Zeisi konnte die Familie Diethelm im Jahr 2016 sechs Generationen präsentieren. Die Kuhfamilie überzeugt nicht nur mit einer hohen Leistungssicherheit, sondern auch mit sehr starken Eutern. Schon Zeisis Grossmutter, die Ibikus-Tochter Zita, hatte eine Euternote von 98 Punkten und war 1996 an der kantonalen Leistungsschau Schöneutersiegerin. Aber auch unter Zeisis Nachkommen sind sehr leistungs- und euterstarke Kühe zu finden. Ihre Tochter Alfonso Zora war ebenfalls eine 100 000-er Kuh, die Grosstochter Blooming Zumba ist mit Exzellent 94 eingestuft und weist eine Höchstleistung von über 12 800 kg Milch auf.
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Hohe Leistungssicherheit
Ebenfalls aus der Linie von Jardot Zeisi stammt die Glenwood-Tochter Vanessa. Sie hat soeben die dritte Laktation mit 11 300 kg Milch abgeschlossen und wurde mit der Gesamtnote EX 95 eingestuft. «Da die Funktionalität und die Leistungssicherheit in dieser Kuhfamilie über Generationen verankert sind, wagten wir es auch schon, auf diese Zuchtlinie Jungstiere einzusetzen», erklärt Fredi Diethelm. Aus einer Paarung mit Blooming Zumba entstand die Aldo-Tochter Zamira, die in der zweiten Laktation mit 9500 kg Milch projektiert ist.
Traditionelle Schwyzer Schauen
Die braune Kuh und die Viehzucht hätten im Kanton Schwyz eine jahrhundertelange Tradition, zu welcher Sorge getragen müsse, so der Präsident des Schwyzer Viehzuchtverbands überzeugt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Tradition seien auch die jährlichen Bezirksviehschauen, welche jeweils gegen Ende September stattfinden würden. «Auf den fünf Schauplätzen werden gesamthaft rund 3000 Stück Grossvieh ausgestellt», betont Fredi Diethelm nicht ohne Stolz. An den Bezirksviehschauen könne nicht nur der Stand der eigenen Zucht verglichen werden. Ausstellungen seien auch bedeutende Anlässe, um mit der nicht-bäuerlichen Bevölkerung in Kontakt zu kommen.
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Braunvieh wird sich bewähren
Auch die Familie Diethelm fährt mit rund 30 Tieren an die Bezirksviehschau March in Galgenen. Im letzten Jahr holten sie, neben dem Schöneutertitel von Anibal Hanna, mit Aldo Zamira den Reserve-Champion-Titel. Zudem wurde Glenwood Vanessa Mention Honorable. Bei den Rindern wurde Rocky Kelly Vize-Miss. Kelly kalbte mittlerweile ab und wurde im Euter mit 87 Punkte eingestuft. Das aktive Engagement an Viehschauen unterstreicht die Leidenschaft der Familie Diethelm für Tradition und die braune Kuh. Ihr Fokus liegt klar auf der Leistungssicherheit, der Funktionalität und der Euterqualität. «Ich bin überzeugt, dass sich die Braunviehrasse mit konsequenter und zukunftsorientierter Zuchtarbeit im Kanton Schwyz auch zukünftig bewähren wird», so Fredi Diethelm optimistisch.
Betriebsspiegel Eichholz
Lage: Tuggen SZ, Voralpine Hügelzone auf rund 480 m ü. M.
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Vreni und Fredi Diethelm, Sohn Michael Teilzeit, Sohn Andreas mit Andrina bei Arbeitsspitzen.
Fläche: 30 Hektar LN, davon 2.5 Hektar Mais, rund 5 Hektar Kunstwiese und 2 Hektar Streue, Rest Naturwiesen.
Viehbestand: 37 Kühe und rund 40 Stück Jungvieh
Fütterung: Mischration mit Silomais, Grassilo, Heu und Emd. Maximal 4,5 kg Ergänzungsfutter und Teil-Weide.
Aktuelle Stiere: Doboy, JJ P, Brice, Palmer, Bender und Owen.