Sie ist nicht partout einfach – die Beziehung zwischen dem Pferd und der Landwirtschaft. Spätestens seit Einführung der Unterscheidung in Heimtier und Nutztier hat die Frage, wie fest das Pferd im Sattel sitzt, wenn es um seine Wichtigkeit auf den Schweizer Bauernhöfen geht, eine gewisse Brisanz erhalten.
Pferdeland Schweiz mit über 100'000 Tieren
Als Arbeitstier vom Acker weitgehend verdrängt, nimmt das Pferd heute andere Aufgaben wahr. Wie Jean-Marc Chappuis, Stellvertretender Direktor beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) erklärt, weidet nach wie vor der grösste Teil der Pferde auf Landwirtschaftsland – nämlich über 80 000 Equiden. Gesamthaft leben etwas mehr als 110 000 Equiden in der Schweiz. Wie Chappuis an der Versammlung der Vereinigung Pferd Mitte April zudem sagte, ist der Anteil Heimtiere an der Gesamtpopulation seit Einführung der Differenzierung vor mehr als zehn Jahren heuer erstmals auf einen Wert von über 50 % angewachsen. Das heisst: mehr Heimtiere als Nutztiere. Und das heisst auch, dass die Hälfte der in der Schweiz lebenden Pferde am Ende des Lebens nicht geschlachtet und in den Lebensmittelkreislauf zurückgeführt werden kann, sondern euthanasiert und entsorgt werden muss.
Hier ist nicht das BLW zuständig
Für die Pferdeszene selbst scheint der Umstand, dass beim Verwendungszweck insbesondere aufgrund des Medikamenteneinsatzes differenziert wird, wenig erfreulich. So kam es jedenfalls am 11. April 2024 am Nationalen Pferdezentrum in Bern aus den Kreisen der Anwesenden herüber. Doch Jean-Marc Chappuis machte in seinen Ausführungen auch gleich klar, dass dies keine Angelegenheit des BLW sei, sondern in die Obhut des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) gehöre.
Denn, was das aktuelle Direktzahlungssystem angeht, werden alle Pferde als Nutztiere behandelt. Das heisst, es können Tierwohl-, Alpungs- und Sömmerungsbeiträge ausgerichtet werden.
Es soll einfacher werden
Wie Jean-Marc Chappuis ausführte, solle das Direktzahlungssystem grundsätzlich einfacher werden, als es sich heute präsentiert. Zudem sollen die Pferde auch weiterhin im Direktzahlungssystem berücksichtigt werden, allerdings ist Art und Höhe der Förderung noch offen.
Der Stellvertretende Direktor des BLW wurde von der Vereinigung Pferd eingeladen, um mögliche Pläne in Sachen Pferd und Landwirtschaft im Rahmen der AP 30+ zu erläutern. Auch schon war zu hören, dass insbesondere das Pferd als Heimtier womöglich bald einmal keinen Platz mehr in der Agrarlandschaft haben könnte. Diese Ansicht konnte Chappuis aber widerlegen – zur Beruhigung aller Anwesenden. Auch Tierarzt und Präsident der Vereinigung Pferd Beat Wampfler zeigte sich zufrieden.
Warmblutzucht durch Mindereinnahmen bedroht
Sein Engagement am Abend ging daher auch vielmehr in Richtung Erhalt der Zuchtbeiträge für die Warmblutpferde. Diese sollen bereits ab 2026 rund 260 000 Franken verlieren. Viel Geld für die Züchter, das da auf dem Spiel steht.
Der BLW-Mann machte am Abend aber keinen Hehl daraus, dass auch die bevorstehende Vernehmlassung nichts an diesen Plänen ändern dürfte. Der Bericht «Wirtschaftlichkeitsprüfung der Finanzhilfen an externe Organisationen» vom 25. Juni 2018 der Eidgenössischen Finanzkontrolle habe nämlich bestätigt, dass es fraglich ist, ob die Zucht von Sportpferden und der entsprechende Artikel der Bundesverfassung konvergent seien. «Sportpferdezucht trägt höchstens indirekt zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion und zur Ernährungssicherheit bei», so Chappuis. Nicht infrage gestellt werden hingegen die Zahlungen an die Freibergerrasse, die als Schweizer Rasse gilt.
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