«Bereits ab Temperaturen von 20 Grad leiden Kühe, je nach Leistung, unter der Wärme», sagte Eduard Zentner. Der Fachmann für Tierhaltungssysteme war Gastreferent am Strickhof-Fachabend zur Reduktion von Hitzestress, der vor einer Woche online stattfand. Mit dem Klimawandel, so Zentner, würden die Hitzeperioden zunehmen. Mit Konsequenzen für die Tierhaltung: Steigt die innere Körpertemperatur an, reagieren Kühe unter anderem mit verringerter Futteraufnahme.
Wärme bewirkt mehr Ammoniakemissionen
Gemäss Eduard Zentner sinken nicht nur der Milchfettgehalt und der Milcheiweissgehalt, sondern auch die Milchleistung sowie die Fruchtbarkeitsraten. Dagegen steigen die Abortraten, es kommen öfters kleinere und schwächere Kälber zur Welt und Stoffwechselerkrankungen treten häufiger auf. Doch nicht alleine die Hitze macht den Tieren zu schaffen, sondern auch die daraus erfolgende Zunahme von Schadgasen wie Ammoniak im Stall. «Eine um ein Grad erhöhte Stalltemperatur verursacht 10 Prozent mehr Ammoniak», gab Zentner zu bedenken.
Um dem entgegenzutreten, empfahl Zentner unter anderem die Behebung von baulichen Mängeln. So solle etwa geprüft werden, ob die Isolierung des Stalls und die Bedachung geeignet sind. Die Strahlungswärme der Dachkonstruktion macht laut dem Fachmann viel aus. Empfehlenswert ist etwa eine isolierte Dachkonstruktion mit Hinterlüftung. Ein Sandwich-Paneel beispielsweise bewirkt tiefere Stalltemperaturen als Eternit-Wellplatten. Auch auf die farbliche Gestaltung des Dachs ist zu achten: Hellere Ziegel etwa wärmen sich weniger auf als dunkle.
Auch den Warteraum nicht vergessen
Um Hitzestress zu vermindern, ist es zudem notwendig, die warme Luft aus dem Stall zu schaffen. Dazu braucht es eine geeignete Lüftung. «Wichtig ist dabei, die grösstmögliche Körperoberfläche anzublasen», meinte der Luzerner Fachmann Thomas Jenni. Im Liegebereich sei die Kühlung besonders wichtig, damit die Kühe möglichst nicht vom Wiederkäuen abgehalten würden.
Aber auch der Fressbereich und die Abkalbebox seien bei der Lüftung miteinzubeziehen. Speziell erwähnte Thomas Jenni den Melkstand, in dem naturgemäss eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Nicht zu vergessen sei auch der Warteraum, wo die Kühe jeweils zusammenstehen, was alleine schon für Stress und Unruhe sorgt. «Stehen die Kühe ausserdem in Grüppchen an einer windigen Stelle im Stall, weist dies darauf hin, dass sie nicht abliegen können», so Jenni. Weitere unmittelbare Anzeichen von Hitzestress seien eine erhöhte Atemfrequenz und ein sichtbares Augenweiss.
Vorsicht mit Wasser
Jenni empfahl, die Lüftung ganzjährig kontinuierlich laufen zu lassen und auf diese Weise für frische Luft zu sorgen. Im Sommer komme nebst der Wärme die Fliegenplage dazu: Mit einer grossflächigen Lüftung (mind. 1,5 m/s) lasse sich die Entwicklung von der Made zur Fliege vermindern. Thema war auch der Einsatz von Wasser: «Dabei ist darauf zu achten, dass die Luftfeuchtigkeit nicht zunimmt», so Jenni. Dazu eigne sich eine Kuhdusche, welche das Wasser fein vernebelt, das direkt auf die Tiere gelangt. Der Wasserstrahl sollte dagegen nicht auf die Spaltenböden gelangen. Ansonsten fällt unnötig Gülle an und die Matten werden rutschig.
