Im Dezember ist bekannt geworden, dass die Axa als einzige Anbieterin ihre Seuchenversicherung einstellen wird. Die Gründ dafür sind das zu hohe Risiko und die Schwierigkeit, einen Rückversicherer zu finden. Die ersten Verträge laufen Ende 2022 aus. Wer erst 2020 abgeschlossen hat, kann noch bis 2025 Schutz von Axa in Anspruch nehmen, da die Verträge üblicherweise auf fünf Jahre abgeschlossen werden.

Grosser Unmut bei den betroffenen Tierhaltern

Abo Eine korrekte Abzäunung der Schweineausläufe ist eine der wichtigste Schutzmassnahme gegen Seuchen, eine entsprechende Versicherung fällt nun aber weg. Versicherung Das letzte Sicherheitsnetz ist weg: Axa stellt Tierseuchen-Angebot ein Friday, 17. December 2021 Der Rückzieher hat die betroffenen Schweine- und Geflügelhaltern stark verärgert. «Der Unmut ist extrem gross», sagt Markus Kretz. Der Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) kennt die Stimmung an der Basis. Die Berufskollegen sind schwer enttäuscht über das abrupte Ende der Seuchenversicherung. «Wir haben jetzt jahrelang bezahlt, und sobald eine Gefahr auftaucht, wird der Stecker gezogen», sagt Markus Kretz, der als Schweinezüchter und Versicherungsnehmer selber betroffen ist. Der Tenor ist klar: Ein blöderer Moment als der jetzige ist fast nicht möglich. Schweinehaltern droht die Afrikanische Schweinepest, Geflügelhaltern die Vogelgrippe, und die potenziellen Schäden sind massiv.

Deshalb arbeitet man hinter den Kulissen mit Hochdruck an einer Nachfolgelösung. Wenn man sich ein bisschen umhört, scheint aber eine Art Schockstarre zu herrschen. Zwar finden Gespräche statt, aber eine Alternative ist nicht in Sicht, denn diesen grossen Schuh wolle sich keiner gerne freiwillig anziehen, sagt Markus Kretz.

Kombination mit Spezialkulturen?

Sowohl Peter Kopp vom Schweizer Bauernverband wie auch Hanspeter Flückiger, Leiter Produkt- und Vertriebsmanagement bei Agrisano, erklären, es sei noch zu früh, um irgendwelche Aussagen bezüglich einer Nachfolgelösung zu machen. Laut Kopp hat ein Austausch mit den wichtigen Branchenverbänden stattgefunden, namentlich Suisseporcs, Gallosuisse und LBV. Gleichzeitig führen diese Verbände auch untereinander Diskussionen, wie Markus Kretz erklärt. Er werde sich demnächst mit Suisseporcs unterhalten.

Innerhalb der nächsten paar Wochen sollen diese Verbände dann Angaben liefern, wie viele Produzenten betroffen sind und was die Erwartungen an eine allfällige Nachfolgelösung sind. Sobald sich etwas Spruchreifes abzeichne, werde man informieren.

Offenbar wird auch darüber diskutiert, ob eine solche Versicherung zusätzlich Wetterrisiken von Spezialkulturproduzenten umfassen könnte. Das hätte den Vorteil, dass das Klumpenrisiko reduziert werden könnte: Es würden mehr Produzenten einzahlen, um allfällige Schadensereignisse abzudecken.

«Ein Stück weit enttäuscht»

Markus Kretz ärgert sich einerseits über das Verhalten der Versicherung. Andererseits sei er auch von einigen Berufskollegen «ein Stück weit enttäuscht». Es werde in Sachen Biosicherheit immer noch viel zu wenig gemacht: «Es ist mir im ganzen Kanton kein Labelmaststall mit doppelter Umzäunung bekannt», sagt der Landwirt.

[IMG 2] Die Doppel-Umzäunung gilt als wichtige Sicherheitsmassnahme im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP). Diese soll den direkten Kontakt der Hausschweine mit potenziell virustragenden Wildschweinen verhindern. Zwar gebe es im Kanton Luzern nur einige streunende Keiler, aber das Risiko sei auch wegen der Autobahn-Wildübergänge grösser geworden. Mangelhaft sei auch die Einhaltung der Quarantäneregeln bei Tierverstellungen. Im Prinzip müssten Tiere, die neu auf den Betrieb kommen, zu Beginn in einem separaten Stall untergebracht werden. Hier sieht Kretz in Sachen Sensibilisierung auch den Schweinegesundheitsdienst in der Pflicht. 

Lösungen gäbe es laut dem LBV-Präsidenten auch für die Absicherung bei Wildübergängen. Hier diskutiere man über niedere Elektrozäune, welche die Wildschweine von der Querung abhalten und vom Rotwild ohne grössere Schwierigkeiten übersprungen werden könnten.[IMG 3]

Obacht mit Speiseresten

Besser sensibilisieren müsse man auch beim Faktor Mensch. Von diesem gehe die grösste Gefahr aus, denn Speisereste mit infiziertem Fleisch können zur Übertragung von ASP führen, wie Markus Kretz in Erinnerung ruft. Die kürzlich bekannt gewordenen Fälle in Italien und Belgien seien auf diese Weise ausgelöst worden. «Diese hätten gerade so gut die Schweiz treffen können». Hier gelte es vor allem die Saisonarbeiter aus Ost­europa auf die Gefahren aufmerksam zu machen.