Schon auf dem Weg von der Haltestelle zum Messegelände begegnet man den ersten Messebesuchern. Mit Kesseln links und rechts in der Hand nehmen einige von ihnen bereits wieder den Heimweg unter die Füsse. Ein sicheres Zeichen, dass man auf dem richtigen Weg zur Eurotier ist. Nach bestandener Sicherheitskontrolle und dem Vorweisen des Tickets steht man nun endlich in einer der besagten Messehallen der weltgrössten Fachmesse für Tierhaltung und -management.
Zuerst abschneiden und dann düngen
Die Dimensionen sind gigantisch, und trotz der beachtlichen Besucheranzahl fehlt jegliche Spur von Gedränge. «We innovate animal farming» (auf Deutsch: Wir revolutionieren die Tierhaltung) war das Thema der diesjährigen Veranstaltung. Aus der ganzen Welt sind die Aussteller angereist und präsentieren ihre innovativsten Ansätze und Strategien zur Steigerung der Effizienz, der Nachhaltigkeit und des Tierwohls in der professionellen Tierhaltung.
Unweit vom Eingang entfernt zeigte die Firma Lely imposant den wohl vielen bekannten, aber noch selten live gesehenen Lely Exos. Der Roboter gilt als erste autonome Lösung, die Gras mehrmals täglich und rund um die Uhr direkt von der Wiese ernten und den Kühen im Stall vorlegen kann. Zusätzlich kann der Roboter während des Mähens über zehn Auslässe direkt auch Flüssigdünger ausbringen. Dies ermöglicht eine bedarfsgerechte und rechtzeitige Düngung der Fläche.
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Boxenbügel und Lüftung in einem
Eine Halle weiter flatterten am Stand der dänischen Stalleinrichtungsfirma Cow Well goldene Bändel an den ausgestellten Boxenbügeln «Flex Air Stall». Die flexiblen Bügel dienen nicht nur zur Abgrenzung der Boxen, sondern sind zusätzlich mit einer Luftzufuhr ausgestattet. Besonders in Anbetracht des Klimawandels, der längere Hitzeperioden mit sich bringt, gewinnen Lüftungssysteme in der Nutztierhaltung an Bedeutung.
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Mit dem System gelangt kontinuierlich frische Luft von aussen durch die oberen Bügel in einem 45-Grad-Winkel direkt in die Liegebox. Die Jury des «Innovation Award Eurotier» zeigte sich von den dänischen Boxenbügeln überzeugt und zeichnete das Konzept mit einer Goldmedaille aus. Auch den «Animal Welfare Award» konnte die Innovation für sich entscheiden. Prämiert wurde damit ein Produkt, dass in besonderem Mass den Anforderungen an einen höheren Tierwohlstandard gerecht wird.
Krankheiten frühzeitig erkennen
Auch für die Kleinsten im Rindviehstall wurden auf der Messe Innovationen vorgestellt. Unter anderem präsentierte das Unternehmen MSD seinen «Sense Hub Dairy Youngstock»-Ohrmarkensensor. Dieser Sensor wurde beim «Innovation Award» mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Mit dem Sensor in der Ohrmarke können Kälber und Jungrinder in den ersten zwölf Lebensmonaten rund um die Uhr automatisch überwacht werden.
Verhaltensparameter wie Aktivität, Saugen, Fressen oder Wiederkäuen werden mithilfe der elektronischen Ohrmarke erfasst und mit dem betrieblichen Herdenmanagementsystem verknüpft. Dies ermöglicht eine frühzeitige Erkennung potenzieller Gesundheitsprobleme und ein schnelles Eingreifen bei Auffälligkeiten.
Saubere Volieren dank flexiblem Wascharm
Auch in der Geflügelhaltung wurden beim «Innovation Award» Medaillen verliehen. So erhielt beispielsweise der weiterentwickelte Waschroboter Sharky 430 von der Firma Big Dutchman International eine Auszeichnung. Der Roboter wurde speziell zur Reinigung von Aufzucht- und Legehennenställen mit Volierenanlagen entwickelt und mit einem flexiblen Wascharm ausgestattet, um alle Bereiche im Stall zu erreichen.
Der Sharky 430 ist der erste hochautomatisierte und flexibel programmierbare Waschroboter, der speziell für diese Einsatzbereiche konzipiert wurde. Seine Flexibilität und Effizienz verbessern die Arbeitsqualität und steigern gleichzeitig die Arbeitsleistung. Darüber hinaus soll er durch einen reduzierten Wasserverbrauch einen ressourcenschonenden Betrieb ermöglichen.
Bis zum nächsten Mal
Neben einem umfassenden Überblick über die Neuheiten in verschiedenen Bereichen der Tierhaltung bot die Eurotier auch zahlreiche Fachveranstaltungen, Konferenzen und Branchenevents, die das Angebot ideal ergänzten. Der internationale Ausstelleranteil von 65 Prozent unterstreicht die weltweite Bedeutung der Messe.In zwei Jahren öffnen die Tore der Eurotier in Hannover erneut, um Besuchern die Gelegenheit zu geben, weitere Innovationen zu entdecken.
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Die BauernZeitung fragt: Was war Ihr Highlight an der Eurotier?
[IMG 7] Kein Vergleich mit den Dimensionen der Schweiz - Lorenz Glauser, Krauchthal BE
Ich war das erste Mal an der Eurotier. Das Highlight war für mich der Lely-Eingrasroboter Exos. Während bisher bekannte Fütterungsroboter vor allem auf intensive Fütterung mit Maissilage ausgerichtet sind, bietet der Exos eine neue Möglichkeit zur Automatisierung vom Feld bis in die Krippe in graslandbasierten Systemen. Die Dimensionen der Messe sind mit denen in der Schweiz nicht vergleichbar. Die Eurotier bietet einen umfassenden Überblick darüber, was in der Tierhaltung durch Automatisierung und Digitalisierung bereits möglich ist – und was in Zukunft noch möglich sein wird.
[IMG 6]«Ich habe längst nicht alles gesehen» - Annalis Müller, Spiez BE
Es war mein erster Besuch auf einer Messe im Ausland, und die Dimensionen der Eurotier haben mich besonders beeindruckt. Obwohl ich anderthalb Tage auf der Messe verbrachte, habe ich längst nicht alles sehen können. Ein persönliches Highlight sind für mich immer die verschiedenen ausgestellten Rinderrassen. Trotz der Nähe der Schweiz zu Deutschland und Österreich fielen mir deutliche Unterschiede im Aussehen der Zweinutzungsrassen Fleckvieh und Simmental auf. Die an der Messe präsentierten Kühe wirkten auf mich kräftiger gebaut als unsere Tiere zu Hause.
[IMG 5] Ein clever ausgeklügeltes System - Marco Willi, Würenlos AG
Mein Highlight der Eurotier waren die flexiblen Boxenbügel «Flex Air Stall», die durch die integrierte Lüftung die Tiere gleichzeitig kühlen. Dieses System kannte ich bisher noch nicht, finde es aber clever umgesetzt. Im Gegensatz zu einem Deckenventilator befindet sich die kühle Luft so auch direkt am Tier. Auch die Grösse der Messe hat mich beeindruckt. Für jeden Tierhalter – egal ob für Rinder, Hühner oder Schweine – war etwas Passendes dabei. Die Stände waren grosszügig gestaltet, sodass genügend Platz vorhanden war, um die Produkte genauer zu betrachten.
