Eine Untersuchung des St. Galler Amts für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (AVSV) hat gezeigt, dass Mineralöl aus Eutercrèmes in der Milch von Ausstellungen nachweisbar ist.

Abo Jeder Züchter freut sich, wenn seine Kuh die Schönste ist. Beim Eincremen des Euters ist allerdings Vorsicht geboten. (Symbolbild Ruth Aerni/BauernZeitung)) Viehschau Euter eincremen an Viehschau: Mineralöl in der Milch Wednesday, 28. July 2021 «Wir haben im Vorjahr zehn Rohmilchproben direkt vom Hof untersucht, dort aber keine oder lediglich vernachlässigbare Spuren von Mineralöl gefunden. Es ist auffällig, dass man an den Schauen plötzlich höhere Rückstände findet», sagte der St. Galler Kantonschemiker Pius Kölbener im Sommer gegenüber der BauernZeitung. 

Imagefrage, aber nicht nur

ASR-Reglement geändert Eingeölte Euter sind an Ausstellungen ab Dezember 2021 verboten Thursday, 28. October 2021 Nun reagiert die Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR). Ab dem 1. Dezember 2021 verbietet sie die Ausstellungsteilnahme oder Rangierung mit Tieren mit eingeölten, -gesalbten oder -gecrèmten Eutern.

«War uns nicht bewusst»

«Die Untersuchung des St. Galler Veterinäramts hat uns auf ein Problem aufmerksam gemacht, das uns so nicht bewusst war», sagt Matthias Schelling zum Entscheid der ASR. Der Direktor von Swissherdbook ist bei der ASR Vorsitzender des Geschäftsausschusses. Das oftmals verwendete Babyöl basiere wie das gewöhnliche Melkfett auf Parrafin und man habe diese Produkte für unbedenklich gehalten. «Aber es ist natürlich klar: Mineralöl hat in der Milch nichts verloren.»

Das sagen drei Bauern zum neuen Verbot

Paul Caduff, Morissen GR: Als Produzent von Milch, die hauptsächlich für Biobergkäse bestimmt ist, bin ich daran interessiert, dass die Milchqualität stimmt. Zu Verunreinigungen kommt es allerdings nur während den Schauen selbst, wenn die Euter eingeölt sind. Vorher und nachher betrifft es die Milch nicht. Auch das Tierwohl wird durch die Euterbehandlung nicht eingeschränkt. Dennoch ist für mich klar, dass ich als Viehzüchter den Entscheid eines Gremiums, das sich mit der Sache befasst hat, akzeptiere.

Michael Lang, Aristau AG: Natürlich ist ein schönes Euter auch ohne Öl schön. Auf der anderen Seite geht kein Model ungeschminkt an eine Modeschau. Das Einölen des Euters schadet dem Tier nicht und vor dem Melken werden die Zitzen ja gereinigt. Aber jetzt ist das Verbot da und es gibt nichts mehr zu diskutieren, ich akzeptiere das. Ich hoffe nur, dass jetzt aus diesem Thema in der Öffentlichkeit keine Mücke zum Elefanten gemacht wird und die Konsument(innen) dadurch beunruhigt werden. rae

Rudolf Sommer, Wynigen BE: Das Ölen der Euter ist ein Modetrend. Zuerst war Weiss gefragt – jetzt Glanz. Solche Trends kommen meist aus dem Ausland und ändern immer mal wieder. Ich habe kein Problem mit dem Verbot und habe bislang auch nichts gehört von Kollegen. Das wird sich wohl mit Beginn der Ausstellungssaison ändern, dann wird vielleicht mehr diskutiert. Ein entscheidender Vorteil wird sein, dass die Euter gleich sind und damit vergleichbar. Denn ein geöltes Euter sieht immer voller aus als ein ungeöltes. sb

«Immer dickere Schichten»

Eine Halblösung hätte deshalb keinen Sinn gemacht, das Verbot sei nun ein konsequenter Schritt, sagt Matthias Schelling. «Vor 25 Jahren hat man die Euter noch eingepudert. Dann kam etwas Öl, dann immer dickere Schichten. Dies hat auch unter den Züchterinnen und Züchtern für Diskussionen Anlass gegeben.»

Reaktionen aus der Basis auf das Verbot habe er bis jetzt keine erhalten. Braucht es in Zukunft weitere Verschärfungen des Reglements? «Wir sind laufend im Kontakt mit den Behörden und werden das Reglement auch weiterhin regelmässig überarbeiten», erklärt Matthias Schelling.

Zufriedene Kantonstierärzte

Der Berner Kantonstierarzt Reto Wyss begrüsst die neue ASR-Regelung, wie er auf Anfrage der BauernZeitung sagt. Er ist Präsident der Vereinigung der Schweizer Kantonstierärztinnen und Kantonstierärzte (VSKT). Die bisherige Praxis, die Euter an Ausstellungen mit diversen Produkten einzusalben, habe zu Rückständen in der Milch und teilweise zu Reizungen der Haut am Euter geführt.

«Dass das Verbot auf unsere Forderung hin zustande kommt, stimmt insofern, als dass wir als zuständige Vollzugsbehörde solche Milch als Lebensmittel nicht tolerieren können», erklärt der oberste Kantonstierarzt.

Einzige Alternative: Milch entsorgen

Die Alternative wäre die Entsorgung der Milch gewesen, sagt Reto Wyss. Es sei zu begrüssen, dass die ASR nun mit ihrem Entscheid ermögliche, dass Milch, die an Ausstellungen gewonnen wird, als Lebensmittel verwertet werden könne.