Der Besuch bei der Familie Fritz und Heidi Zurbrügg und dessen Sohn Martin und seiner Frau Fabienne und Tochter Aline aus Scharnachtal sorgt für regelrechte Gänsehaut. Mit ihren schönen Kühen gehören sie zu den erfolgreichsten Züchtern der Schweiz. Für Gänsehaut sorgt auch der Stallbesuch, denn die Familie Zurbrügg hat sich der Swiss-Fleckvieh-Zucht verschrieben. Blitzblank liegen die 20 SF-Kühe im dicken Strohbett auf dem Läger – massige SF-Kühe mit tadellosen Fundamenten und starken Eutern. Alles Tiere, welche dem Herdbuch A angehören, kein einziges C-Tier steht bei ihnen im Stall. Doch das war nicht immer so.

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Funktionierte nicht

«In den 80er-Jahren hielt mein Vater noch Simmentaler», erinnert sich Fritz Zurbrügg. Langsam habe man eingekreuzt, der Milchleistung wegen, so auch mit dem Stier Jonn. «Das Fleisch wollten wir schon damals nicht verlieren, so hat man auf die RH-Kühe wieder Simmentaler-Stiere eingesetzt», erinnert sich der Züchter. Noch heute bekommt Fritz Zurbrügg Stirnrunzeln, wenn er auf die Zurückkreuzung zu sprechen kommt. «Der Zuchtfortschritt war sehr gering», weiss er noch. Doch ein Stier brachte in den 90er-Jahren endlich den gewünschten Erfolg. Sein Name: Pickel. Pickel setzte neue Ziele.

Betriebsspiegel Zurbrügg

Fritz und Heidi Zurbrügg, mit Sohn Martin und dessen Frau Fabienne und Tochter Aline

Ort: Scharnachtal
Fläche: 22 ha LN, davon 13 ha gepachtet. Alp Egg mit 17 Normalstössen.
Viehbestand: 20 Kühe, 20 bis 25 Stück Jungvieh. Betriebsdurchschnitt 8000 kg Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiss.

Nahe am Zuchtziel

«Pickel hat bei uns eingeschlagen wie kein Stier zuvor und wie kein Stier danach», bestätigt die ganze Züchterfamilie. Eine Stammkuh nach der anderen brachte Pickel bei ihnen hervor. Pickel Primel, Pickel Belinda, Pickel Bettina sowie die Schaukuh Pickel Donau. «Donau kam unserem Zuchtziel nahe, sehr nahe sogar», weiss Fritz Zurbrügg noch. 2011 wurde sie Junior-Miss an der SF-Ausstellung, im gleichen Jahr wurde sie vom Publikum an der Bernischen Eliteschau zur Rassesiegerin gewählt und holte zwei Jahre später an der VSA-Ausstellung in Thun sogar den Siegertitel.

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Bekannte Stammkuh

Auch eine andere Stammkuh, Zurbrügg’s Manitou Grischa, sorgte bei Zurbrüggs in der Vergangenheit für Furore: «2022 konnten wir mit ihr eine A-Zuchtfamilie mit 92 Punkten präsentieren, und das war schon etwas Besonderes», zählt Martin Zurbrügg, der neu im Vorstand der IG Swiss Fleckvieh sitzt, die Vorzüge der Grischa-Familie auf. Die Familientradition setzt Grischa auch gleich mit ihrer Tochter Zurbrügg’s Odyssey Havanna fort: Havanna hat Leistungen von über 10 000 kg Milch bei hohen Gehalten, ist mit 55 55 98 punktiert und linear mit EX-95 beschrieben. «Solche Kühe wünschen wir uns. Unproblematisch, leistungsbereit, mit der nötigen Substanz und mit einem Exterieur, bei dem man Freude hat, jeden Morgen und jeden Abend in den Stall zu gehen», sagen Vater und Sohn lachend.

Kommen ins Schwärmen

Neben dem Stier Pickel kommen Zurbrüggs auch bei Odyssey ins Schwärmen. «Er hat uns sehr viel gebracht», bestätigt der Junior. Bis zu sechs Odyssey-Kühe hatten sie jeweils im Stall. «Wir hatten bei den Odyssey-Töchtern auch keine Probleme mit den Zellzahlen», so Vater Zurbrügg. Hingegen konnte man mit dem Stier Anjou auf ihrem Betrieb eher wenig anfangen. Heute werden die Stiere Aslan, Tommy, Elias, Obama, Diamant und Steve eingesetzt.

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Elias setzt Hoffnungen

Eine andere eindrückliche Odyssey-Tochter ist Zurbrügg’s Etoile. Die sehr grosse und massige SF-Kuh ist zurzeit galt und steht wie eine Königin im ersten Platz auf Läger. Auch sie ist mit dem Maximum von 55 55 98 punktiert und mit der hohen Note von EX-92 beschrieben. Neben ihr steht gleich ihre Tochter Saiko Emilia. Eine Brust und ein Körper wie ein Panzer und ein Voreuter, das nicht besser sein könnte. «Wenn Emilia galt ist, misst das Messband bei ihr über eine Tonne», so Martin Zurbrügg. Mit 54 55 97 ist sie punktiert und mit EX-91 beschrieben, im Euter sogar mit EX-95 und in den Zitzen mit EX-97. «Saiko hat hier wohl gepasst», so Fritz Zurbrügg. Denn Emilia ist nicht nur schön, sondern mit ihrem Eiweissgehalt von fast 3,9 % auch aussergewöhnlich. Sie ist für die Familie Zurbrügg so vom Üblichen abweichend, dass sie in ihren Sohn Orlando Elias grosse Hoffnungen setzen. «Wir haben Elias bei uns im Natursprung eingesetzt, bevor er dann zu Swissgenetics kam», so die Züchterfamilie. Dosen sind also bei Swissgenetics erhältlich, und diesen Winter haben bereits fünf Töchter abgekalbt.

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Eindrückliche Töchter

Vier von ihnen wurden an der Beständeschau mit 89 punktiert, eine mit 44 44 90. Alle Elias-Töchter erfüllen das Zuchtziel der Bergbauernfamilie auf eindrückliche Art und Weise. Nicht nur einen besonderen Sohn hat Saiko Emilia hinterlassen, auch ihre frisch abgekalbte Tochter Zurbrügg’s Steve Elena dürfte jedes Züchterherz erfreuen. «Sie ist bestimmt eine der besten Erstlingskühe, die wir bisher gezüchtet haben», so der Junior. Elena wurde diesen Frühling mit 44 43 89 punktiert.

Im Sommer auf die Alp

Der Dreistufenbetrieb der Familie Zurbrügg ist auf eine Kuh angewiesen, die robust genug ist, um im Sommer auf die Alp zu gehen. «Die Rasse Swiss Fleckvieh hat sich bei uns am besten bewährt», so der einhellige Tenor. Allerdings müsse man in Zukunft die Milchleistung und die Blutbreite im Auge behalten, doch neben dem Exterieur bringe die Rasse einen guten Milchgehalt und sehr gute Fitnesswerte mit sich. Auf die Frage, ob es in zehn Jahren die SF-Kuh noch geben wird, sagt Martin Zurbrügg klar und deutlich: «Ja, da bin ich mir sicher und ich freue mich sehr, mich im Vorstand der IG Swiss Fleckvieh einbringen zu dürfen.» Die Züchterfamilie Zurbrügg hat bewiesen, dass die SF-Kuh bestens ins Berggebiet passt. Die BauernZeitung wird die Familie bis zum Herbst begleiten. Das nächste Mal besuchen wir sie auf der Alp und werden schauen, wie sie dort oben Käse machen und wie es ihren wunderschönen Kühen geht.

Drei Fragen

Welches waren für Sie die besten Stiere?
Auf unseren Betrieb passten Odyssey und Pickel am besten.

Welcher SF-Züchter begeistert Sie?
Christian Delabays aus Châtelard-près-Romont.

Wird es die SF-Kuh in zehn Jahren noch geben?
Ja, weil diese Kuh für viele Betriebe die ideale Rasse ist: robust, mit genug Milch und genug Fleisch.