Der 29-jährige Alain Bütler aus Kallern AG, oder «Challere», wie die Freiämter sagen, verfügt in jungen Jahren bereits über einen spannenden Lebenslauf. Aufgewachsen ist er auf dem Quellhof mit drei Geschwistern, seine Eltern führten ein bekanntes Agrotreuhand-Büro, welches sie mittlerweile dem Bauernverband Aargau abtraten. Erst machte Alain die Lehre als Informatiker, die er mit EFZ und Berufsmaturität abschloss. Es folgte eine längere Phase bei der Schweizer Armee. «Besonders während der Offiziersschule waren wir oft draussen, immer unterwegs mit Leuten», so Bütler.

Vollzeit vor einem Bildschirm zu sitzen, das konnte er sich anschliessend nicht mehr vorstellen. So machte er ein einjähriges Vorstudien-Praktikum auf einem Milchproduktionsbetrieb in Rotkreuz ZG mit Obst und Schweinemast. Eine spannende Zeit, «ich habe viel gelernt», bilanziert er. Ohne praktische Erfahrungen über Milchvieh nach Zollikofen an die HAFL zum Studium, sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht, das habe er dann doch nicht gewollt.

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Ausgeklügelte Flüssigfütterung

Seit dem Abschluss arbeitet er in Teilzeit bei Agroscope als wissenschaftlicher Mitarbeiter; insbesondere Maschinenkosten beschäftigen ihn beruflich. Seit 2022 führt Alain Bütler den Quellhof in einer Generationengemeinschaft mit den Eltern Marianne und Peter. Die Übernahme ist in Planung. Dazu absolviert seine Partnerin momentan die Ausbildung zur Bäuerin. Sein eigener Chef zu sein, fasziniere, mit allen Vor- und Nachteilen. Seinen Nebenerwerb wird der junge Agronom bald schon aufgeben.

Grund ist seine Wahl in den Aargauer Grossrat vom vergangenen Herbst. «Die bäuerliche Vertretung in unserem Bezirk schwächelte», sagt der SVP-Politiker. Da habe er sich zur Verfügung gestellt. Anfang Jahr geht es los. Bütler geht von einem politischen Engagement von rund 20 Prozent aus. Daneben führt er den Betrieb mit zwei familienfremden Angestellten. Schweinemast, Mutterkühe und Ackerbau sind die Standbeine, dazu kommen Biodiversitätsförderung, ein wenig Direktvermarktung und eine PV-Anlage auf der Remise.

Die Schweinemast betreiben Bütlers mit viel Leidenschaft. Die Ställe tragen schon lange Label, anfänglich CNf, heute IP-Suisse. Eine Besonderheit ist die ausgeklügelte Flüssigfütterung. Der Betriebszweig wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig auf heute 1000 Plätze ausgebaut. Diese sind auf drei Ställe verteilt, mit einem «alten», mittlerweile komplett sanierten Vormaststall (4 × 28), einem 2002 erbauten Stall mit 320 Plätzen für Vor- und Ausmast und einem zwölfjährigen, grösseren Ausmaststall für rund 600 Tiere.

Genetik mit Vor- und Nachteilen

Beim Schweinevermarkter Profera hat Alain Bütler einen fix zugewiesenen Mastferkelproduzenten aus dem Luzerner Seetal. Dieser setzt auf die F1-Sauen aus dem Schweizer Zuchtprogramm den Endprodukteeber Swiss Duroc ein. Wegen HIS (Hämorrhagisches Intestinal-Syndrom) wird Mästern mit Flüssigfütterung eher zu Duroc geraten. «Die Ferkel sind robust und vital», so die Erfahrung von Bütler. Dafür sind sie schreckhafter und mit den bekannten Herausforderungen beim Magerfleischanteil (MFA). Die Tageszunahmen betragen aktuell gegen 900 Gramm, der MFA liegt bei 55,5 bis 56 Prozent am unteren Rand des Preisbands. Mit den Zunahmen sei man hingegen zufrieden, mit der Flüssigfütterung sei die Intensität doch geringer.

Alle schlachtreifen Schweine werden alle zwei Wochen gewogen. Die «Mörli» werden etwas schwerer gemacht. Die Streuung beim MFA «nerve» ihn manchmal schon etwas, gibt Bütler zu. Dies war beim Endprodukteeber Premo noch anders. Rund 100 Tage sind die Tiere bei ihm. Wöchentlich gehen um die 50 Mastschweine in die Metzg. Im 10- bis 14-Tage-Rhythmus werden meist 84 oder 112 Jager geliefert. Bütlers 28er-Buchten führen zu dieser Postengrösse. Durch die verschiedenen Ställe und die Ausläufe sind die Schweine gut zu Fuss. «Die Chauffeure kommen immer gern zu uns», sagt Bütler.

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Viel Körnermais und Schotte

In der betriebseigenen Futterküche wird dreimal täglich eine Suppe für die Vor- und eine für die Ausmast gekocht. «Morgens und abends sind wir dabei, um zu überwachen und allenfalls die Futterkurven anzupassen», so Bütler. Mittags läuft das System autonom. Der Betrieb befindet sich in leichter Hanglage, die Futterküche liegt zuunterst. Mit einem komplizierten und langen Rohrsystem gelangt das Futter flüssig in die diversen Ställe und Buchten. «Es gibt überraschend wenige Störungen», sagt Bütler. Manchmal gebe es halt Häufungen, PVC-Rohre austauschen könne man schon fast so routiniert wie ein Sanitärinstallateur. Damit die Futtersuppe auch tatsächlich bis in die hinterste und letzte Bucht gelangt, brauchte es eine besonders leistungsfähige Doppelkolbenpumpe aus Deutschland.

Hygiene sei das A und O bei einer Flüssigfütterung. Speziell im Sommer. Mit der Zeit kenne man die neuralgischen Stellen. Dafür braucht es grosse Mengen Wasser. Seit Kurzem ist unter der Erde vor der Futterküche ein 14'000-l-Wassertank vergraben, alimentiert mit eigenem Quellwasser. Wasser sei ein Kostenfaktor, die Preise bei der örtlichen Versorgung mit Fr. 3.70 pro m3 recht hoch. Die Schotte, angeliefert aus dem Freiamt, wird angesäuert und passe gut zu den grösseren Mengen eigenem Körnermais, der in die Suppe kommt – auch kostenmässig ein spannender Mix. Im Silo ist Platz für rund 500 t Körnermais, täglich braucht es rund eine Tonne für die Schweine. Zusätzlich gelangen Weizen und Ergänzungen und Zusätze von der Futtermühle in den Tank. Zuerst wird das Futter für die Ausmast zubereitet, rund 2500 Liter aufs Mal, dann auf dieser Basis auch noch für die Vormast mit entsprechend höherem Eiweissanteil.

Klima fordert

Das Klima in den Ställen ist für den Vollblutmäster ein Kernelement. Vor allem die Temperaturschwankungen im Herbst führten teils zu Husten. Gegen die Sommerhitze habe man einiges investiert. Die Unterflurlüftung wurde noch mit einem Coolpad ergänzt. «Das Klima ist noch immer nicht perfekt», so der Tierhalter kritisch. Allerdings sei dies bei der Auslaufhaltung auch nicht ganz einfach. Die Haltungsweise birgt auch eine gewisse Gefahr bezüglich Biosicherheit. Die Gegend sei bislang zum Glück frei von Wildschweinen, relativiert Alain Bütler.