«Für das Bundesland Sachsen sind wir bei Weitem nicht die Grössten. Es gibt hier Betriebe mit gegen 5000 Hektaren», sagt Hagen Hartmann. Er ist Geschäftsführer der Miku Agrarprodukte GmbH, die in Oberseifersdorf in der Oberlausitz 2150 Hektaren bewirtschaftet.

Miku für Milchkuh

«Miku» ist eine Abkürzung für Milchkuh. Die Firma entstand nach der Wende aus Teilen der Insolvenzmasse einer ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) der DDR und hat heute sieben Gesellschafter. «Wie es der Name schon sagt, liegt unser Schwerpunkt auf der Milchproduktion – wir haben derzeit 950 laktierende Kühe», erklärt Hagen Hartmann.

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Die Holstein-Herde erbringt derzeit eine Leistung von knapp 10'000 Litern, bei einem rassetypischen Fettgehalt von etwa 5 Prozent. Die Miku GmbH ist Lieferant der Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG. Es gibt auch einige kleiner Abnehmer, die die Milch abholen. Mit dem aktuellen Milchpreis von gegen 50 Cent pro Liter ist Hagen Hartmann sehr zufrieden.

Betriebsspiegel Miku GmbH

Name: Miku Agrarprodukte GmbH

Ort: Oberseifersdorf (Bundesland Sachsen,Deutschland)

Ackerfläche: 2150 ha

Betriebszweige: Milchproduktion, Aufzucht, Schweineproduktion, Acker- und Futterbau, Biogasanlage für anfallenden Hofdünger

Viehbestand:  950 Milchkühe (Holstein), Jungvieh,150 Mutterschweine, 12 Angus-Mutterkühe und ein Stier.

Kulturen: Raps, Weizen, Mais, Gerste, Zuckerrüben, Kartoffeln, Hafer

Neuer Laufstall geplant

Die Kühe stehen derzeit noch in einem 40 Jahre alten DDR-Stall, als Einstreu wird ein Kalk-Stroh-Gemisch genutzt. In den nächsten vier Jahren soll aber ein neuer Laufstall gebaut werden. «Die Anzahl Tiere wird gleich bleiben, der Stall aber grösser werden, um mehr Luft und Licht reinzubringen», sagt Hagen Hartmann. Der alte Stall bleibt für die Jungrinder und Galtkühe stehen.

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Wechseln wird mit dem Neubau auch das Melksystem, vom heutigen Melkkarussell (32-Innenmelker) auf 17 Melkroboter. Heute werden die Kühe zweimal täglich gemolken, wobei ein Durchgang eine ganze Arbeitsschicht von acht Stunden dauert.

Kühe sollen robuster werden

Alle Kühe werden künstlich besamt. Der Betrieb hat einen eigenen Besamer. Die Genetik stammt vom Anbieter Masterrind. Zum Zuchtziel sagt Hagen Hartmann: «Wir züchten nicht auf Milchleistung. In den letzten Jahren gab es einen starken Trend nach oben, doch dadurch litt die Langlebigkeit und die Fruchtbarkeit. So kamen wir zum Entschluss, das Augenmerk auf robuste Kühe zu legen, die Milchleistung kommt dann von ganz allein.» Das Zuchtziel bezüglich Langlebigkeit wären drei Laktationen, derzeit liegen die Kühe im Schnitt noch bei zweieinhalb.

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30 Tonnen Mais pro Tag

Gefüttert wird über die automatische Fütterungsanlage, welche den Tieren das Futter in Gruppen von 80 Tieren vorlegt. Die Anlage springt morgens um 4 Uhr an, so dass die erste Gruppe vor dem Melken bereits gefressen hat. Die Fütterung läuft zweimal am Tag, damit es die Tiere zur freien Verfügung haben. Das ganze Futter wird selbst produziert. Der Betrieb braucht pro Tag 30 Tonnen Mais und pro Woche 30 Tonnen Getreide.

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Gemüsebau rentierte nicht mehr

Wenn man über die Fütterung redet, landet man automatisch beim Ackerbau. Auf den 2150 Hektaren werden Raps, Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln angebaut. Was nicht für die Fütterung verwendet wird, sind Marktfrüchte. «Leider mussten wir vor fünf Jahren unsere Gemüseproduktion einstellen, weil es sich aufgrund der Preise für uns nicht mehr gelohnt hat», sagt Hagen Hartmann bedauernd. Mit dem Verlust von 50 Hektaren Freilandgemüse (hauptsächlich Blumenkohl, Weisskohl und Rotkohl) sei eine jahrelange Tradition verloren gegangen.

Düngerpreise «beängstigend»

Die Preise für die Ackerfrüchte sind aufgrund des Kriegs in der Ukraine momentan gestiegen, «dies ist aber sicher keine nachhaltig wirtschaftliche Entwicklung, man muss hier vorsichtig sein», so Hagen Hartmann. Natürlich bekommt die Miku GmbH auch die gestiegenen Preise für Produktionsmittel zu spüren.

«Beim Diesel sind wir grösstenteils dem Markt ausgesetzt. Immerhin ist er noch verfügbar, beim Dünger ist es schwieriger. Dieses Jahr hatte ich das Glück, genügend früh bestellt zu haben, aber wenn der Preis des Kalkammonsalpeters von 250 bis auf 1000 Euro je Tonne steigt, ist das schon ziemlich beängstigend.»

Knapp ein Drittel sind Frauen

Ein entscheidender Punkt sind gute Mitarbeitende. 55 hat die Miku GmbH, der Grossteil davon arbeitet im Kuhstall in der Milchproduktion. Elf sind im Ackerbau tätig, einige in der Werkstatt und drei in der Verwaltung.Das Personal ist überwiegend deutsch und knapp ein Drittel davon sind Frauen. Der Betrieb bildet auch aus: Landwirt(innen), Tierwirt(innen) und Landmaschinenmechaniker(innen).

Fendt und Claas

«Wir fahren Fendt», sagt Hagen Hartmann auf die Frage nach der Mechanisierung. Sei diese homogen, mache es das einfacher für die Werkstatt. Die zwölf Traktoren haben zwischen 180 und 300 PS. Bei der Erntetechnik setzt man auf Claas. GPS-Technik ist längst Standard, was bei den grossen Flächen gut einsetzbar ist.

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«Eigentlich sind wir wie ein normaler Bauernhof, einfach grösser», fasst Hagen Hartmann zusammen. Denn zum Betrieb gehören auch noch 150 Mutterschweine im geschlossenen System, eine eigene Biogasanlage und eine kleine Angusherde mit zwölf Mutterkühen und einem Stier.

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«Eine Art Burgfrieden»

Hagen Hartmann ist in der nahe gelegenen Stadt Zittau in einem Gärtnereibetrieb mit Gemüsebau aufgewachsen und studierte in Berlin Landwirtschaft. 2012 zog es ihn zurück in die alte Heimat und er kam in die Firma. Seit 2015 ist er Geschäftsführer und hat tatkräftige Unterstützung in Form mehrerer Abteilungsleiter. Er selbst kümmert sich neben dem Job als Geschäftsführer noch um die Biogasanlage.

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«Ein sehr grosser Teil meiner Arbeit ist der Kontakt zu unseren 140 Verpächter(innen).» Bezüglich Flächenkonkurrenz sagt Hartmann, diese sei immer wieder einmal ein Thema. «Die grossen Betriebe halten eine Art Burgfrieden, man bleibt in seinem eigenen Dorf oder den eigenen zwei Dörfern. Aber es gibt immer mal wieder neue Betriebe, die für Unruhe sorgen.»

Handy und Stift

Doch zurück zum eigenen Betrieb: Das Management und die Organisation sei aufgrund der Grösse die grösste Herausforderung, hält Hagen Hartmann fest. Zeit, selbst auf den Traktor zu sitzen und «richtige Bauernarbeiten» zu erledigen, hat der 39-Jährige nicht mehr. «Meine wichtigsten Arbeitsgeräte sind längst der Stift und das Handy geworden. Aber das bringt der Job mit sich und es ist in Ordnung so.»