Der Biopoulet-Markt wächst. Obwohl der Trend nach oben zeigt, bleibt Biopoulet mit einem Marktanteil von unter drei Prozent ein Nischenprodukt. 2021 betrug der Bioabsatz von frischem Poulet im Detailhandel 2,6 Prozent (1549 Tonnen). 1,77 Millionen Biopoulets wurden geschlachtet, grösstenteils in Vertragsproduktion.

Pouletbrust beliebter als Schenkel und Flügel

Eine besondere Herausforderung liegt in der Vermarktung des gesamten Tieres: Wie beim konventionellen Poulet ziehen die Konsument(innen) Brüstli den Schenkeln und Flügeln vor. Auch der grosse Preis-Gap zwischen Bio und Konventionell hilft nicht. Die beiden Integratoren Bell und Micarna schlachten über 90 Prozent der Biopoulets.

Im Dezember vor einem Jahr berichtete die BauernZeitung, dass Bell noch auf der Suche nach neuen Biopoulet-Produzenten sei. Wir haben nachgefragt, wie sich die Situation mittlerweile entwickelt hat.

Einige Interessenten

«Durch unseren Aufruf konnten wir einige Interessenten für den Einstieg in die Pouletproduktion erreichen. Wir sind aber weiterhin auf der Suche nach neuen Pouletproduzentinnen und -produzenten in allen Bereichen», sagt Fabian Vetsch, Projektleiter Corporate Communication bei der Bell Food AG auf Anfrage.

Die Nachfrage nach Bio-, Freiland und BTS-Geflügel sei in der Schweiz immer noch am Wachsen und die Rahmenbedingungen für die Geflügelproduzenten seien nach wie vor gut. «Die erhöhten Baukosten, die gestiegenen Futterkosten und auch die steigenden Energiepreise werden in der Berechnung der Gestehungskosten für die Produzenten abgebildet», hält Vetsch weiter fest.

Nicht ganzes Tier

Und wie sieht es bei Micarna beziehungswiese der Migros aus? «Bio ist ein wichtiger Teil unserer Sortimentsstrategie. Beim Biopoulet haben wir es aber bislang noch nicht geschafft, das ganze Tier als Bio zu vermarkten», sagt Marcel Schlatter, Leiter der Medienstelle, auf Anfrage. Um den leicht gestiegenen Bedarf zu decken, habe die Micarna dieses Jahr die Suche «nach zwei, drei Produzenten» gestartet.

«Wir spüren vonseiten der Landwirtschaft durchaus Interesse, in die Biopoulet-Mast einzusteigen, auch wenn sich dabei immer wieder Fragen zur benötigten Fläche und rund um die Eingabe von Bauprojekten stellen», bilanziert Schlatter.

Nachgefragt: «Wir produzieren das, was wir verkaufen können»

[IMG 2]Woran liegt es, dass Biopoulet-Mast immer noch eine Nische ist?
Adrian Waldvogel: Ganz klar am Absatz. Wir produzieren das, was wir verkaufen können. Mit Bio geht es einfach nicht recht aufwärts, deshalb können wir wenig neue Ställe aufstellen. Das Label BTS scheint zu genügen, wobei auch der Preis ein wichtiges Kriterium ist. Wir hatten vor einigen Jahren einen kleinen Biopoulet-Boom, aber dieser hielt nicht an.

Unterstützen Sie die Grossverteiler bei der Suche nach neuen Produzenten?
Im Prinzip werben die Integrationen selber, aber wenn Bedarf ist, unterstützen wir, denn wir sind bestrebt, Produzenten zu haben. Wir müssen schon nur aufgrund der Fluktuation neue Produzenten finden. Im Biobereich ist es fast einfacher, neue Produzenten zu finden. Hier ist der Investitionsbedarf deutlich geringer als bei BTS. Viele junge Betriebsleiter wollen nicht 1,8 Mio Franken investieren für einen BTS-Stall.

Können Sie unter heutigen Bedingungen noch einen Einstieg mit BTS empfehlen?
Auf jeden Fall. Alle fünf Integrationen haben eine Vollkosten-Kalkulation. Innert 30 Jahren ist alles amortisiert. Wir haben eine absolut gerechte Entlöhnung. Die Futterpreise sind 2022 um 13 Prozent gestiegen, die Preise werden aber entsprechend angepasst. Das einzige, was uns passieren kann, ist, dass wir aus dem Markt katapultiert werden und Poulet durch Schwein ersetzt wird, aber das passiert nicht. Bald überholen wir beim Pro-Kopf-Konsum das Schweinefleisch.

Die Massentierhaltungs-Initiative ist in Ihrem Sinn klar abgelehnt worden. Haben Sie trotzdem Lehren gezogen aus der ganzen Diskussion?
Ganz sicher. Die Weiterentwicklung beim Geflügel läuft und die ganze offene Diskussion mit der Bevölkerung nehmen wir mit. Für uns ist klar, dass die Bevölkerung mitreden will. Für uns ist das nicht abgehandelt, jetzt geht es an die Arbeit.