Der Trend zu Laufställen, der aus tierfreundlichen Haltungsüberlegungen resultiert, führt tendenziell zu höheren NH₃-Emissionen, da grössere verschmutzte Flächen entstehen. Ein Interessenskonflikt also, dem man in einer Agroscope-Studie konkret nachgegangen ist.

Massnahmen wie Anpassungen bei der Fütterung, beim Mist- und Güllemanagement sowie bauliche Veränderungen im Stall könnten die Emissionen senken. Allerdings wirken sich Bodenart und Entmistungsstrategien auch auf das Tierwohl aus, z. B. auf die Klauengesundheit und das Verhalten der Tiere.

Das sind die Hauptkonflikte

Die hauptsächlichen Zielkonflikte sind laut dem Bericht:

Bodenbeschaffenheit: Auf weicheren Gummiböden führen Kühe und Mastrinder natürliche Verhaltensweisen wie Selbstpflege und soziale Interaktionen im Vergleich zu Betonspaltenböden häufiger aus, und wenn sie wählen können, bevorzugen sie einen Aufenthalt auf Gummiböden. Komfortable Laufgangböden können aber in Kombination mit weniger bequemen Liegeboxen dazu führen, dass Kühe vermehrt in den Laufgängen liegen, mit stärkerer Verschmutzung und erhöhter Mastitisproblematik als Folge.

Gefälle: Bei einem Gefälle von 3 % kann der Harn besser abfliessen. Einerseits ist somit bei Böden mit Gefälle die Restverschmutzung etwas höher, andererseits sind die Laufgänge trockener, was sich positiv auf die Klauengesundheit auswirken kann.

Das Gefälle hat aber einen indirekten Zusammenhang mit der Häufigkeit des Ausrutschens, da es vermehrt zur Bildung von Schmierschichten kommen kann. Kurzfristig hat ein Gefälle von bis zu 9 % bei Kühen keinen Einfluss auf Unruheverhalten, Muskelaktivität und Zeit bis zum Abliegen nach einer Stehphase von 90 Minuten.

Entmistungssystem: Die gebräuchlichen Mistschieber und Spaltenroboter können tiergerecht betrieben werden und beeinflussen das Verhalten der Tiere wenig, sofern einige Aspekte beachtet werden. Durch die kleinere verschmutzte Fläche und das Ermöglichen häufigerer Entmistung führen Fressstände zu einer Reduktion von NH₃. Mögliche Probleme beim Einsatz von Festboden-Entmistungsrobotern können wahrscheinlich durch sorgfältige Planung, technische Massnahmen und Betrieb gewisser Routen unter Aufsicht kontrolliert werden. Eine zweistündige Reinigung führt zu erhöhter Sauberkeit, kann aber genauso wie das Gefälle eine Bildung von Schmierschichten bewirken, was zu vermehrtem Ausrutschen der Tiere führt.

Sauber, aber nicht emissionsarm

Herkömmliche Reinigungsroboter auf Spaltenböden und planbefestigten Böden führen zwar zu einer erhöhten Sauberkeit, aber nicht zu einer Reduktion der NH₃-Emissionen.

Was kostet der Umweltschutz?

Agroscope rechnet vor: Der Einsatz von Gummiböden, v. a. als Aufrüstung eines bestehenden Betonbodens, sind mit erhöhten Kosten verbunden. Eine Studie aus Schweden führte Modellanalysen in Milchkuhherden für Kosten und Nutzen vor und nach dem Einbau von Gummimatten über Betonböden (Spalten oder planbefestigt) durch. Mit verbesserter Gesundheit und Leistung wurde ein Gewinn von 13 bis 16 % pro Kuh beim Einsatz von Gummimatten prognostiziert.

Auch für den Einbau von Harnsammelrinne und Gefälle, belegt mit handelsüblichen Gummimatten, sind Mehrinvestitionen notwendig. Modellrechnungen kamen für 60 Tiere je nach Stallanordnung zu 330 bis 470 Franken pro Kuhplatz oder 280 bis 290 Franken pro Meter Laufgang.

Kein grosser Konflikt

Trotz aller Abwägungen bestehen laut dem Bericht hinsichtlich der Ammoniakemissionen grundsätzlich keine grossen Interessenskonflikte zwischen Tierwohl- und Umweltschutzaspekten bei der Gestaltung der Laufgangfläche und des Entmistungssystems.