Gemäss einer Populationserhebung Anfang des Jahres durch die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues (AGFF) ist die Schermauspopulation an rund 2/3 der Standorte über das gesamte Erhebungsgebiet zurückgegangen oder sogar zusammengebrochen. Die AGFF berichtete, dass der nasskalte Frühling und Sommer 2021 den Schermäusen vermutlich nur wenig behagte.
Auch zeigte sich in den letzten Jahren, dass trockene Jahre, wie 2022 eines war, die Schermauspopulationen in ihrer Entwicklung bremsen. «In solchen Jahren ist das Wasser für die Mäuse zu knapp, die Pflanzen, also auch ihr Futter, wachsen spärlich und im trockenen und harten Boden können sie nur schlecht graben, um an neue Wurzeln zu gelangen. Das sind nicht die geeignetsten Bedingungen für Nachwuchs», berichtet Cornel Stutz vom Forschungsinstitut Agroscope der BauernZeitung. Er führt mit der AGFF die Erhebungen für das Schermausradar durch. In den Bergen habe es jedoch auch Gebiete gegeben, in denen es immer wieder einmal regnete, so dass es dort den Mäusen wahrscheinlich nicht allzu schlecht erging, sagt er weiter.
Trotz des mehrheitlichen Rückgangs der Populationen ist die Mäusebekämpfung im Herbst in den nächsten Wochen nicht zu vernachlässigen.
Mäusepopulation auf tiefem Niveau bekämpfen
Auch im Winter sind Mäuse aktiv und können Kulturschäden und Ertragsausfälle im darauffolgenden Jahr verursachen. So kann eine Population von 100 Tieren pro Hektare in einem Monat rund 300 kg Pflanzenwurzeln fressen. Dieser Verlust reduziert das Pflanzenwachstum und führt unweigerlich zu Ertragsminderungen. Der optimale Zeitpunkt für die Bekämpfung von Mäusen ist, wenn deren Population noch auf geringem Niveau ist und die Tiere nur an gewissen Stellen vorkommen, d. h. es sind noch keine grossen Schäden zu sehen und es macht den Eindruck, als würde es praktisch keine Mäuse geben. In der jetzigen Jahreszeit kann man dafür sorgen, dass die Wiesen und Weiden mit kurzem Gras in den Winter gehen. Dadurch wird einerseits der Unterschlupf für Mäuse limitiert und andererseits wird die Jagd durch die natürlichen Feinde erleichtert.
Zur natürlichen Bekämpfung empfehlen sich im Herbst folgende Möglichkeiten:
- Nach der letzten Nutzung gut verankerte Sitzstangen für Greifvögel aufstellen – mind. eine pro Hektare.
- Sitzstangen nach der Windrichtung ausrichten, da die Greifvögel den Sitz gegen den Wind bevorzugen.
- Hermeline, Turmfalken, Schleiereulen oder sonstige Nützlinge mit Hecken, Steinhaufen und Einzelbäumen fördern, um die Mäusepopulation mit geringem Arbeitsaufwand natürlich zu regulieren.
- Eine flächendeckende Bekämpfung ist notwendig, d. h. es muss eine gemeinsame Mäusebekämpfung mit benachbarten Parzellenbewirtschaftenden erfolgen.
Direkte Bekämpfung mit Fallen
Alle 5 bis 7 Jahre erfolgt bei den Schermäusen eine Massenvermehrung, welche meist etwa ein Jahr später natürlicherweise zusammenbricht. Schermäuse müssen deshalb bei tiefem Mäusedruck direkt mit Fallen oder Begasung bekämpft werden – während der Massenvermehrung ist die direkte Bekämpfung (Mäusefallen) nicht wirtschaftlich, so Claudia Degen vom Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve zur BauernZeitung 2020.
Schermäuse erkennt man durch ihre unregelmässig verteilten, relativ flachen Erdhaufen. Die Topcat-Schlagfalle ist in der Anwendung relativ einfach. Mit einem Suchstab wird ein Gang gesucht und die Falle richtig positioniert. Eine andere Möglichkeit, die Mäuse zu bekämpfen, ist die Vergasung mit dem Mäusevernichter, dem sogenannten Mauki. Dabei wird mit einer Benzinpumpe ein Benzin-Diesel-Gemisch angesaugt und der Rauch über einen flexiblen Metallschlauch in das Gangsystem geleitet. Die Anwendung sei gemäss Degen einfach, komfortabel und die Investition lohne sich langfristig.
Bewilligungen laufen aus
Eine mechanische ist der chemischen Bekämpfung vorzuziehen. Ausserdem laufen im aktuellen Jahr Bewilligungen von einigen Mäusebekämpfungsmitteln aus, informiert der Pflanzenschutzdienst des Kanton Bern. So darf beispielsweise Arvicolon 200CT (Wirkstoff Bromadiolone) nur noch bis zum 30. November 2022 eingesetzt werden. Die Bewilligung für Polytanol (Wirkstoff Calciumphosphid) ist am 1. Juni 2022 ausgelaufen.
150 Mäuse pro Schermauspärchen und Jahr
Landwirtschaftlich relevant ist die Wühlmaus bzw. Schermaus. Sie lebt unterirdisch in Gängen. Nur wenn das Gras sehr hoch steht oder eine Schneedecke längere Zeit vorhanden ist, getraut sie sich an die Oberfläche. Die Schermaus ernährt sich hauptsächlich von fleischigen Klee- und Kräuterwurzeln.
Ein Schermausweibchen wirft pro Jahr drei- bis fünfmal 2 bis 8 Junge. Nach zwei bis drei Monaten sind sie geschlechtsreif. Bei genügend Platz und Nahrung kann ein Schermauspärchen ungefähr 150 Mäuse pro Jahr produzieren. Wenn sich die Mäusepopulation einmal aufgebaut hat, sind direkte Bekämpfungsmassnahmen zu wenig wirksam. Die maximale Dichte einer Population liegt bei rund 1000 bis 1200 Tieren pro Hektare. Spätestens wenn diese einmal erreicht ist, bricht die Population in der Regel zusammen und nur einige Individuen überleben.
