Abo Agridea-Studie Rindviehbranche will Klimagase reduzieren, aber nicht auf Kosten der Produktion Wednesday, 26. January 2022 Fütterungsmassnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen sind ein oft und kontrovers diskutiertes Thema. Etwa 300 wissenschaftliche Studien zum Methanausstoss bei Wiederkäuern werden jährlich gemacht. Das berichtete Marie Dittmann, Departement für Nutztierwissenschaften am FiBL, an einem vom Plantahof organisierten Webinar Ende März. 

3-NOP am effektivsten, aber in der Schweiz nicht zugelassen

Obwohl so viele Studien zur Reduktion von Methangas (CH4) im Wiederkäuerbereich gemacht werden, ist die Variabilität bei den Resultaten gross, erklärte Marie Dittmann. Sie stellte verschiedene Fütterungsmassnahmen vor, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:

  • Pflanzliche Öle und Fette:  CH4-Reduktion 15–20 %; unterbinden Methanogene, aber auch andere Mikroorganismen; Verabreichung unpraktisch; Nahrungsmittelkonkurrenz.
  • Leicht verdauliche Kohlenhydrate: CH4-Reduktion 6–10 %; mehr Kraftfutter, weniger Faserstoffe und leicht verdauliche Kohlenhydrate fördern Pansengesundheit; hohe Kosten im Vergleich zum Wirkungsgrad.
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Tannine, Polyphenole): in Esparsette, Hornklee oder Chicorée enthalten; CH4-Reduktion 5–8 %; positiver Einfluss auf Stickstoffverdaulichkeit und Parasitenbekämpfung (v. a. bei Schafen).
  • 3-Nitrooxypropanol (3-NOP): Organische Verbindung, die als Futtermittelzusatzstoff verabreicht wird; CH4-Reduktion bis 30 %; keine negativen Nebenwirkungen bekannt; Zulassung in der EU im Verlauf 2022, in der Schweiz nicht zugelassen.
  • Meeresalgen: CH4-Reduktion 48–65 % pro kg TS; können Pansengesundheit einschränken; Unklarheit bezüglich Rückständen in der Milch.
  • Pflanzenkohle: CH4-Reduktion 3 % pro kg TS; widersprüchliche Studien; Qualitätsunterschiede.

Milchproduktion Methan senken via Mineralfutter: Mooh lanciert Klimaprogramm Friday, 19. November 2021 Die Referentin zog das Fazit, dass das Potenzial, die CH4-Emissionen mit Fütterungsmassnahmen zu reduzieren, gering ist. «Je nach Futtermittel sind der Aufwand und die Kosten hoch und der Erfolg schwierig zu messen.»

Systemänderungen mindestens so wirksam

Marie Dittmann erklärte, dass Systemänderungen mindestens so effektiv sein können wie Fütterungsmassnahmen. So zeigte eine Studie, dass sich durch die Verlängerung der Nutzungsdauer der Kühe oder durch eine Koppelung von Milch- und Fleischproduktion bis zu 10 % Treibhausgasemissionen einsparen lassen. «Die effektivste Massnahme wäre natürlich eine Reduktion der Tierzahlen», sagte sie bewusst etwas provokativ. In der Praxis sei es aber schon so, dass es gerade in einem Grasland wie der Schweiz ohne Wiederkäuer nicht gehen würde. Dittmann erwähnte eine weitere, im Moment eher futuristische Option.

«Ideal wäre, wenn wir das Methangas von den Tieren ‹ernten›, also wie Erdgas nutzen könnten.»

Marie Dittmann, Departement für Nutztierwissenschaften am FiBL

Versuche mit Masken für Kühe gibt es vereinzelt, aber bis zur Praxisreife solcher Technologien wird es noch einige Zeit dauern. 

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