«Fütterung – mit Strategie zum vollen Milchtank», das Thema am Nordwestschweizer Milchtag 2024 war ein Volltreffer. Über 230 Milchproduzentinnen und Milchproduzenten erwarteten von den verschiedenen Referenten möglichst praxisnahe Tipps zur Optimierung ihrer Fütterungsstrategie.
Inputs aus Österreich
Die ersten drei Fachreferate beleuchteten einzelne Aspekte wie Wiesenbestände und Mischgenauigkeit der Futtermischung mit dem Ziel, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kuh zu erhalten. Dabei müssen aber immer die Futterkosten berücksichtigt werden. Matthias Lins aus Feldkirch (A), seines Zeichens praktizierender Landwirt und Fütterungsberater, brachte in seinem abschliessenden Referat die einzelnen Aspekte unter einen Hut. Er führt seit zehn Jahren einen eigenen Milchwirtschaftsbetrieb in Österreich und war vorher viele Jahre in der Mischfutterindustrie tätig.
Er begann mit einem Vergleich: «Wir dürfen den Kühen keine Steine in den Weg legen, um die Gesundheit zu erhalten.» Er meinte damit, dass die Milchviehhalter alles unternehmen müssen, um die Kühe vor Entzündungen zu schützen und nach dem Abkalben den Gewichtsverlust möglichst klein zu halten. Dafür braucht es eine schnell ansteigende Futteraufnahme nach der Abkalbung und die ist abhängig von der Fütterung in der Galtphase. Der grösste Einflussfaktor ist eine geringe Kaliumversorgung; damit erhöht sich nach der Abkalbung der Kalziumabbau aus den Knochen und durch den tieferen Blut-pH die Futteraufnahme.
«Den Kühen keine Steine in den Weg legen.»
Matthias Lins, Milchproduzent und Fütterungsspezialist aus Österreich.
Die Fütterung während der Laktation muss einfach sein, das heisst, sie muss aus wenig Komponenten bestehen. Dadurch ist die Fehleranfälligkeit auch bei hoher Arbeitsbelastung klein. Somit kann eine hohe Konstanz gewährleistet werden und der Pansen funktioniert so am besten. Die Konsequenz davon ist eine geringe Krankheitsanfälligkeit und eine hohe Leistungsbereitschaft der Kühe. Durch die konstant hohe Futteraufnahme steigt auch die Grundfutterleistung und somit die Wirtschaftlichkeit. Die Eckwerte der Fütterung müssen regelmässig überprüft und die Resultate analysiert werden. Bei Abweichungen müssten sofort Korrekturmassnahmen eingeleitet werden. Nur so kann der Milchviehhalter eine produktive und gesunde Fütterung aufrechterhalten.
Emmi und der Detailhandel
Sara Hesseling, Head Marketing Dairy bei Emmi Schweiz, zeigte aus Sicht des Milchverarbeiters die Trends und Herausforderungen im Molkereiregal. Sie begann ihr Referat mit einem Zitat: «Früher waren die Menschen froh, wenn sie beim Detailhändler gefunden haben, wonach sie gesucht hatten. Heute sind die Detailhändler froh, wenn sie ihren Kundinnen und Kunden bieten können, wonach diese verlangen.»
Dieses Zitat zeigt auch den Wandel im Detailhandel vom kleinen Dorfladen zum grossen Discounter. Der Detailhandel sieht sich aktuell mit einer sinkenden Konsumlaune und steigenden Auslandeinkäufen konfrontiert. Als Reaktion darauf finden sich mehr Handelsmarken, zum Beispiel von Emmi, im Molkereiregal und es werden mehr Aktionen geschaltet. Der Konsument hat immer höhere Ansprüche, ist preissensibler und weniger loyal gegenüber «seinem» Detailhändler. Zusätzlich werden immer mehr Fertig- oder Halbfertigprodukte nachgefragt, vor allem in Tankstellenshops und Bahnhöfen. Die Anteile der einzelnen Kategorien im Molkereiregal verändern sich laufend.
Genuss und Nachhaltigkeit
«Der Mensch neigt dazu, kurzfristige Trends zu überschätzen und langfristige Entwicklungen zu unterschätzen», meinte Sara Hesseling mit Blick in die Zukunft. Von den Megatrends haben bei Emmi Genuss und Nachhaltigkeit die höchste Priorität. Der Genuss steht über allem und wird hauptsächlich mit Spezialitäten gefördert. Bei der Nachhaltigkeit wird das Schwergewicht auf die Kreislaufwirtschaft gelegt. Emmi versucht sich dank nachhaltiger Verpackungen zu differenzieren. Bereits am Laufen ist die Milch-Mehrwegflasche bei Coop.