Eine nachhaltige und rentable Milchproduktion setzt gesunde Tiere voraus. Neben einem optimierten Management sowie einer angepassten Energie- und Eiweissversorgung gilt es auch ein Augenmerk auf die Mineralstoffversorgung der Tiere zu legen. An der von Multiforsa organisierten Fachtagung erklärte Verkaufsleiter Markus Burkard, worauf bei einer wiederkäuergerechten Mineralstoffversorgung zu achten ist.
20 kg Mineralstoff in einer Kuh
Unterschieden wird bei den Mineralstoffen grundsätzlich zwischen Mengen- (> 50 mg/kg LG) und Spurenelementen (<50 mg/kg LG). «Eine Kuh mit 650 kg Lebensgewicht besteht zu rund 20 kg aus Mineralstoff», weiss der Experte. Während gerade einmal 60 g davon Spurenelemente sind, machen Calcium und Phosphor mit 16 kg den grössten Anteil aus. Berechnet wird der Mineralstoffbedarf einer Kuh grundsätzlich anhand des Erhaltungsbedarfs, der Trächtigkeit, des Wachstums und der Leistung. «Ist es heiss, benötigt das Tier mehr Mineralstoffe wie beispielsweise Natrium, Calcium oder Phosphor. Ist die Kuh trächtig, sind mehr Spurenelemente wie Selen oder Eisen für das ungeborene Kalb nötig», erklärt der Agronom.
Daneben kann der Mineralstoffbedarf durch weitere Einflussfaktoren beeinflusst werden. So beeinflussen Wechselwirkungen zwischen den Mineralstoffen die Aufnahme. «Damit Eisen aufgenommen werden kann, braucht es zusätzlich Kupfer und Vitamin C. Hingegen können Futterfette die Aufnahme von Magnesium blockieren», so der Agronom. Nicht ausser Acht zu lassen sei zudem ein ausgewogenes Verhältnis an Calcium und Phosphor. Hier besteht laut Fachmann in der Praxis noch Verbesserungspotenzial.
Puffer gegen pH-Schwankungen
Damit die beiden Mineralstoffe richtig und dem Bedarf entsprechend aufgenommen werden, sollte das Calcium-Phosphor-Verhältnis bei 2:1 liegen. «Enthält eine Ration zu viel Calcium im Verhältnis zum Phosphor, führt dies zur Bildung von Calciumphosphat im Darm und wird statt aufgenommen wieder ausgeschieden», erklärt er. Erfahrungen aus der Praxis zeigen laut Fachmann ausserdem, dass durch zu wenig Calcium Phosphor weniger gut aufgenommen werden kann. Mit zu berücksichtigen sei hier auch der starke Calciumbedarf mit steigender Milchleistung.
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Damit die Stoffe aber auch richtig aufgenommen werden, muss auch der Pansen richtig funktionieren. Hierzu gilt es neben einer konstanten Fütterung und ausreichenden Wasserversorgung auch auf eine konstante Temperatur und einen stabilen pH-Wert im Pansen zu achten. So empfiehlt der Fachmann zur Stabilisation des pHs in allen Schweizer Rationen den Einsatz eines Pansenstabilisators. «Ein Versuch von Agroscope hat gezeigt, dass selbst Rationen mit viel Zucker keinen anderen pH-Verlauf aufweisen, als Rationen mit wenig Zucker», sagt er.
Futter für die Mikroben
Doch neben der Kuh benötigen auch die Pansenmikroben Mineralstoffe. «Sie sind das grösste Tier, das für uns arbeitet», erklärt Burkard. Um richtig arbeiten zu können, benötigen die Mikroorganismen neben weiteren Mineralstoffen genügend gelösten Phosphor. Doch nicht jeder Phosphor ist bereits zu Beginn gelöst, einige von ihnen sind zwar löslich, müssen aber zuerst über den Speichel während des Wiederkauens (Phosphor-Kreislauf) gelöst werden, wiederum andere sind unlöslich.
«Die Pansen-Mikroben benötigen 5 g löslichen Phosphor pro kg fermentierbare organische Substanz», so der Agronom. Dieser Tatsache werde in der Praxis jedoch zu wenig Beachtung geschenkt. Die verschiedenen Phosphorquellen gelte es daher so zusammenzustellen, dass kontinuierlich genügend löslicher Phosphor für die Mikroorganismen zur Verfügung stehe. «Ist zu wenig löslicher Phosphor vorhanden, sinkt die Cellulose-Abbaurate und somit die Futterverwertung», erklärt der Agronom. Zur optimalen Mineralstoffversorgung der Mikroorganismen hat die Firma Multiforsa zu diesem Zweck den Zusatzstoff Rumoplex entwickelt. Dieser sorgt dafür, dass den Mikroben kontinuierlich genügend pansenverfügbarer Phosphor zur Verfügung steht.
Die Menge ist entscheidend
Immer wieder ein Thema in der Praxis sei ausserdem die Versorgung mit Selen. «Die Landwirte wollen oft viel Selen im Mineralstoff, weil wir hier in der Schweiz einen Mangel an Selen haben», erklärt Markus Burkard. Zwischen einem Manko und einem Überschuss bestehe jedoch nur ein sehr kleiner Bereich. «Haben wir einen Überschuss in der Ration, gelangt das Spurenelement über die Düngung in den Boden, wo es sich anreichert», erklärt er. Diese Anreicherung sei sogar so dramatisch, dass in der Schweiz eine Höchstgrenze von 50 mg Selen pro kg Mineralstoff eingeführt wurde.
Dies sei aber mehr als genug, versichert der Berater und rechnet vor: «Der Selenbedarf einer Kuh mit einer Milchleistung von 50 kg liegt bei 5.2 mg/Tag. Schon bei der täglichen Fütterung von 150 g Mineralstoff mit 40 mg Selen pro kg wird das Tier bereits mit 6 mg Selen versorgt. Bei einer Milchleistung von 30 kg reichen sogar bereits 100 g Mineralstoff», so Burkard. «Wichtig bei der Mineralstoffversorgung ist die eingesetzte Menge», so der Agronom. Als Faustregel gelte: 6 g Mineralstoff pro kg Milch bei den Milchkühen und 10 g Mineralstoff pro 100 kg LG bei den Mutterkühen.
Betriebsbesuch auf dem Lindenhof von Familie Dürrenmatt
Neben dem fachlichen Input erhielten die Teilnehmenden in einem zweiten Teil einen Einblick in den Milchviehbetrieb von Claudia und Markus Dürrenmatt. Gemeinsam mit ihrem Sohn Dominik und ein bis zwei Lehrlingen pro Jahr führt das Betriebsleiterpaar den Lindenhof im aargauischen Muri. Der Betrieb umfasst 46 ha, wovon 29 ha offene Ackerfläche mit Kunstwiese, Mais und Weizen sind. Produziert wird nach IP-Suisse-Richtlinien. Neben der Milchproduktion gehören 180 Schweinemastplätze zum Betrieb.
Mehr Flexibilität dank Roboter
Vor rund vier Jahren baute die Familie einen neuen Milchviehstall für 80 Kühe und 50 Rinder. Aktuell leben 65 bis 70 Milchkühe der Rassen Holstein und Red Holstein und 38 Stück Jungvieh im neuen Stall. Der Herdendurchschnitt liegt bei 11 000 kg Milch. Seit einem Jahr mästet die Familie zusätzlich die eigenen Mastrassenkälber im ehemaligen Milchviehstall aus.
Neben einem Melkroboter erleichtern das automatische Fütterungssystem, zwei Entmistungsroboter und ein automatisches Einstreusystem bei den Rindern, Galtkühen, den frisch gekalbten Kühen und Kälbern den Arbeitsalltag. Etwa vier bis fünfmal täglich werden die Tiere vom Roboter gefüttert. Das automatische System mischt insgesamt fünf Rationen. «Ohne Roboter wären wir täglich drei Stunden mit Futter mischen beschäftigt. Der Robotor bietet Entlastung und Flexibilität», erklärt Markus Dürrenmatt.
Jede Umstellung bedeutet Stress
Im Zentrum des neuen Stalls befindet sich der Galtkuh- und Abkalbebereich. Das war der Familie wichtig, denn diese Kühe gelten als die wichtigsten Tiere im Stall. Ungefähr 56 bis 60 Tage vor dem Abkalbetermin werden die Tiere trocken gestellt und kommen in die Tiefstreubucht. Hier werden sie mit einer extensiveren Ration der laktierenden Kühe bestehend aus Ökoheu, Grassilage, ein wenig Mais, Galtmineralstoff und Viehsalz gefüttert. Der Fokus liegt hierbei auf einem möglichst hohen TS-Verzehr und einer geringen Futterumstellung, da jede Umstellung zusätzlichen Stress für die Tiere bedeutet. Ungefähr fünf Tage vor dem errechneten Geburtstermin wechseln die Tiere in die Abkalbebox. Hier erhalten sie die Mischung der laktierenden Tiere.
Um den Stoffwechsel zum Laufen zu bringen und eine allfällige Labmagenverlagerung vorzubeugen, werden die Kühe nach dem Abkalben mit möglichst viel lauwarmem Wasser, das einen Zusatz enthält, getränkt. «Wir versuchen, die Tiere prophylaktisch gut auf die anstehende Laktation vorzubereiten und haben dadurch nur selten Probleme mit Milchfieber oder Nachgeburtsverhalten», so Markus Dürrenmatt. Neben dem Einsatz eines speziellen Galtmineralstoffes kommen vorbeugend zusätzliche Produkte zur Unterstützung gegen Milchfieber und Ketose zum Einsatz.
Kein einfaches Futterbaujahr
Die Startphase versucht der Betrieb mit einem Hochenergiefutter am Roboter abzudecken. Maximal 6 kg Kraftfutter erhalten die Tiere über den Automaten am Melkroboter. Das Ziel sei es, möglichst viel Milch aus dem Grundfutter zu produzieren. Das letztjährige Futterbaujahr war jedoch auch für die Betriebsleiter des Lindenhofs sehr anspruchsvoll. Seit keine Erstschnitt-Silage mehr vorhanden sei, sank die Milchleistung ein wenig. «Wir versuchen, das Beste daraus zu machen», so Dürrenmatt.
Zur Stabilisation des Pansens setzt der Betrieb zudem einen Pansenpuffer ein. Seit einem Jahr wird nun durch die Zugabe des Puffers auf das Stroh in der Ration verzichtet und man habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Die Fressplätze der Tiere sind voneinander abgetrennt. «Das System hat sich bewährt. So können auch rangniedrigere Tiere ungestört fressen und somit möglichst viel Trockensubstanz aufnehmen», so Claudia Dürrenmatt. Neben den vier grossen Wasserbecken im Stall befindet sich an jedem zweiten Fressplatz zusätzlich eine Wassertränke. «Seit der Montierung der zusätzlichen Wassertränken konnten wir eine höhere Wasseraufnahme bei den Tieren feststellen», so die Betriebsleiterin.