Auf zwei Milchviehbetrieben im Toggenburg wurde vor einer Woche der Kurs «Fitte Wiesen, fitte Kühe» vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen durchgeführt. Die Teilnehmer erhielten in Kleingruppen anhand verschiedener Referate sowie praktischen Beispielen eine verstärkte Einsicht in die betrieblichen Zusammenhänge und konnten neue Inputs mit nach Hause nehmen, um Gesundheit und Milchleistung der eigenen Kühe zu fördern.
Bereits beim Boden ansetzen
Der Vormittag fand in Wattwil auf 870 m ü. M. statt, wo Peter Fritsche einen Biobetrieb mit 16,7 Hektaren bewirtschaftet. Dank der Südlage war der Schnee bereits zu einem schönen Teil geschmolzen. Doch die Vegetationszeit lässt auf dieser Höhe noch eine Weile auf sich warten. Eine gute Gelegenheit, um einen Blick in die Tiefe des Bodens zu werfen: «Damit Kühe fit sind, braucht es entsprechendes Grünfutter, welches auf fitten Wiesen und Weiden wächst», sagte Kursleiterin Daniela Paul vom LZSG. «Will man dieses verbessern, sollte man bereits beim Boden ansetzen.»
Es braucht viel Humus
Um die Bodenbeschaffenheit zu überprüfen, reiche die Bodenanalyse, die alle zehn Jahre erfolgen muss, nicht aus. Diese zeige nur die Zusammensetzung, jedoch nicht die Struktur. «Um abschätzen zu können, wie tief das Gras wurzelt und wie es um den Anteil an Humus steht, eignet sich die Spatenprobe», sagte Paul. Feinkörnige Erde beispielsweise weist auf eine hohe Aktivität von Bodenorganismen hin. Auch lohne es sich, Bodenverdichtungen entgegenzuwirken, damit genügend Humus für das Pflanzenwachstum vorhanden ist.
Tipps gegen Bodenverdichtung
«Bodenverdichtung ist nicht nur im Ackerbau ein Thema, sondern auch im Futterbau», sagte Severin Lehner, Agronomiestudent an der Berner Fachhochschule (BFH) am Kurs «Fitte Wiesen, fitte Kühe». Futter werde häufig auf feuchten Böden angebaut, und es gebe vier bis sechs Ernten. Dies seien Faktoren, welche das Risiko für Verdichtungen erhöhen. Oftmals handle es sich zudem um steile Hänge, wo es schwierig sei, den Boden zu lockern. Gerade dies wäre jedoch wichtig, um Nährstoffe freizusetzen, welche die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen. Einige Massnahmen:
- Bodenstruktur durch vielfältige Fruchtfolge fördern, Hofdünger ausbringen, allenfalls aufkalken
- Intensive Bodenbearbeitung vermeiden
- Bodenschonende Maschinen (z.B. grosse und breite Reifen)
- Reifendruck senken (z.B. mit Reifendruck-Regelanlagen)
- Keine Befahrung bei hoher Bodenfeuchtigkeit
- Möglichst wenig Überfahrten mit hohen Lasten.
Die Egge im Einsatz
Ein weiteres Thema war die Wiesenpflege im Frühjahr. Peter Fritsche hatte die Weiden vor dem erneuten Schneefall Mitte März bereits mit der Egge bearbeitet. «Diese eignet sie sich dazu, frische Mäusehaufen auszuebnen», sagte Bruno Nabulon vom LZSG. «Dazu sollte es jedoch möglichst trocken sein, damit keine Schmierschicht entsteht.» Zur Vorbereitung einer Übersaat sei Striegeln als wiesenschonende Methode ideal.
Danach sei Walzen sinnvoll, damit die Samen Bodenkontakt haben und nicht vertrocknen. Fritsche zeigte zudem auf eine von Blacken geplagte Wiese in einer höheren Lage. Da er als Biolandwirt keine Mittel einsetzen dürfe, sei er auf rein mechanische Methoden angewiesen. Gute Erfahrungen habe er mit intensivem Grubbern und anschliessender Unkrautkur gemacht.
Grundfutterqualität relevant
Ein Besuch im Stall rundete den Vormittag ab: Die 18 Kühe der Rassen Original Braunvieh und Brown Swiss waren mehrheitlich am Liegen und Wiederkäuen, von den Besuchern liessen sie sich nicht stören. Peter Fritsche hatte den Stall 2012 renoviert und dabei unter anderem einen Futtertisch eingebaut. Seither setzt er zudem auf eine Kalkstrohmatratze. «Der tägliche Mehraufwand dafür lohnt sich», sagte der Wattwiler. «Die Kühe fühlen sich darauf wohl, sind gesünder und leben länger.»
Am Nachmittag ging es ins rund acht Kilometer entfernte Oberhelfenschwil, wo Ueli Tanner auf 880 m ü. M. einen Milchviehbetrieb mit 10 Hektaren bewirtschaftet. Die Milch seiner 16 Kühe ist für die Herstellung von Appenzeller Käse bestimmt. Auch er hat seinen Anbindestall vor ein paar Jahren modernisiert.
Besseres Heu durch Warmdach
Dass hier ebenfalls die Mehrheit der Tiere am Fressen oder Wiederkäuen sind, wertet Thyas Künzle vom LZSG als ein positives Kuhsignal.
Seine Kühe seien in den letzten Jahren gesünder und leistungsfähiger geworden, stellte Tanner fest. Das dies so sei, fange bereits bei der Qualität des Grundfutters an. Die Gülle seiner Kühe bringt er mit dem Schleppschlauch aus. Er habe die Erfahrung gemacht, dass es sich lohne, auf 7–8 cm hoch zu mähen. «Das Gras wächst schneller nach, es gibt weniger Schäden», stellt Tanner fest. «Zudem bringt ein guter Bestand gutes Heu.» Um das Dürrfutter effizient zu konservieren, hat er seine Scheune mit einem Warmdach (Sonnendach) nachgerüstet. Dadurch lässt sich eine bessere Heuqualität erreichen, was sich wiederum positiv auf die Gesundheit der Tiere auswirkt. Auch muss nun der Heustock weniger beheizt werden, wodurch der Ölverbrauch deutlich gesunken ist.