Roman Zimmermann ist geografisch gesehen ein Grenzgänger. Sein Betrieb liegt in Merlischachen, Kanton Schwyz, hoch über dem Vierwaldstättersee. Es ist der äusserste Schwyzer Zipfel in Richtung Luzern betrachtet, quasi umzingelt von den Luzerner Gemeinden Meggen und Adligenswil. Nicht an die Grenzen geht der 35-jährige Meisterlandwirt im Milchviehstall. Obwohl an milder Lage in der voralpinen Hügelzone gelegen, begnügt sich Zimmermann mit einem Stalldurchschnitt von 6500 Kilo, bei 3,5 % Eiweiss und 4,2 % Fett.
Den Aufwand im Griff
Den Fokus legt er seit der Betriebsübernahme mit Frau Jeanine auf die Produktionskosten. Von Mitte März bis Mitte November sind die 50 Braunviehkühe auf der Weide. Während dem Hochsommer wird nachts geweidet. Einmal umgestellt bleibt es dabei, auch wenn das Wetter zwischendurch wieder Tagesweide zulassen würde. «Die Kühe mögen ständige Wechsel nicht», so seine Erfahrung. Und auch für die Betriebsleiterfamilie führe Konstanz zu mehr Ruhe auf dem Betrieb. Das Jungvieh ist auf einem Luzerner Betrieb ausgelagert, rund 26 Monate beträgt das Erstkalbealter. Von den 27 ha LN auf 640 m ü. M. gibt es wenige ganz ebene Flecken, von rund 150 Aren abgesehen, lässt sich aber die ganze Fläche gut maschinell befahren. Je nach Jahr bauen Zimmermanns wenig Mais an auf dem Grünlandbetrieb. Zwei Drittel der Flächen sind Eigenland und arrondiert, die Pachtfläche befindet sich im Kanton Luzern.
«Die Kühe mögen ständige Wechsel nicht.»
Milchproduzent Roman Zimmermann, Merlischachen
10 bis 15 Weidekoppeln
Beim Weidesystem hat Zimmermann einige Jahre «gepröbelt», und zwar von der Kurzrasenweide bis zum täglichen «Nachhagen», bis er fündig wurde. Er setzt je nach Wachstum auf 10 bis 15 fixe Koppeln à je rund 70 Aren. Täglich wird gewechselt. «Passt die Anzahl Koppeln, braucht es kaum Säuberungsschnitte», so die Erfahrung von Zimmermann. Die Kühe gehen jeden Tag auf die Weide. Während nassen Perioden einfach zeitlich kürzer. Die Weiden sind bereits Mitte Februar sattgrün, zumindest im Sonnenlicht.
Den Bestand dominieren das Englische Raygras, Wiesenrispe und Weissklee. Im Sommer beträgt der Weideanteil in der Ration rund zwei Drittel, schätzt der Milchproduzent. Im Stall gibt es zusätzlich Heu, Grassilo oder je nach Jahr etwas Mais. Im Winter macht Zimmermann eine Mischung mit Grassilo und Heu. Dazu kommt etwas Mais oder wenig Zuckerrübenschnitzel und etwas Eiweisskonzentrat. «Möglichst einfach muss es sein», erklärt Zimmermann die Strategie. Dank der Weide müsse er weniger konservieren. Er hätte auch nicht Platz für mehr Heu beispielsweise, schiebt er nach.
Stallneubau steht bevor
Vor gut 30 Jahren wurde der Anbindestall recht einfach in einen Laufstall umgebaut. Gemolken wird im Melkstand, 1 × 6 Side-by-Side. Dieser hat nun seinen Dienst getan. Im Hintergrund plant Zimmermann an einem Neubau. Vorabklärungen verliefen positiv und er ist froh, was man so höre, dass der Betriebsstandort auf Schwyzer Gebiet sei. Läuft alles nach Plan, steht der neue Stall 2022. Die grosse Umstellung wird die Melkerei sein: «Es gibt einen Melkroboter und Platz für 55 Kühe». Da der neue Stall am Standort des alten zu stehen kommt, braucht es noch ein wenig Organisation.
Ein schlaues Weidetor soll auch weiterhin den hohen Weideanteil ermöglichen. «Flexibilität und Lebensqualität», hätten den Ausschlag gegeben für das automatische Melksystem. Die Arbeitsbelastung sei doch recht hoch für den jungen Familienvater. Noch hilft der Vater mit, vor allem auch bei den 20 Abferkelplätzen. Die Sache mit den Angestellten in der Landwirtschaft sei nicht ganz einfach. Lernende auszubilden könnte er sich aber irgendwann durchaus vorstellen.
Kaum noch Antibiotika
Diese würden dann auch einiges über Tiergesundheit erfahren. Zimmermann macht alle paar Jahre die Vollkostenrechnung Milch auf seinem Betrieb, die Tierarztkosten sind tief. Sein Verdienst stieg mit sinkender Milchleistung. Stoffwechsel und Eutergesundheit sind wohl zwei Stärken der Herde. Viertel müssen kaum mehr behandelt werden. «Ausmelken, Homöopathie und Salben», zählt der Milchbauer seine Herangehensweise bei sich anbahnenden Problemen auf. Trockensteller sind ab 150 000 Zellen ein Thema. Ebenfalls funktioniert das System rund ums Abkalben. Bei Tieren, die eher etwas viel auf den Rippen haben, kommt Kalzium rund um die Geburt zum Einsatz. Milchfieber ist kaum mehr Thema. Zum Laktationsstart verzichtet er darauf, zu stark zu «pushen». Moderate Einstiegsleistungen passten eher zu seiner Weidestrategie.
Das Weiden hilft auch gegen Mortellaro. «Vor allem im Winterhalbjahr ein Thema bei uns», sagt Roman Zimmermann. Bei der Auswahl der KB-Stiere setzt er entsprechend seinem System auf die Fitness. Simbaboy ist sein Favorit bei den nachzuchtgeprüften. «Bei den jungen Stieren versuche ich möglichst breit einzusetzen», sagt Zimmermann. Etwa die Hälfte des Bestandes wird mit Fleischrassen-Stieren gedeckt. Gute Euter, gute Gehalte und nicht zu «extrem» im Rahmen, sind wichtige Stichworte. Ab und zu wird auch ein OB-Stier ausprobiert. An Viehschauen geht er kaum noch. Einerseits eine Frage der Zeit, anderseits haben es mittelrahmige Kühe auch nicht gerade einfach. Er nimmt es gelassen.
Betriebsspiegel Buseri
Betriebsleiter: Roman und Jeanine Zimmermann
Ort: Buseri, Merlischachen SZ, 640 m ü. M.
Flächen: 27 ha LN, Grünland in meist Hanglage, ab und zu wenig Mais, 250 Hochstämmer für Konserven-Kirschen
Tiere: 50 Braunvieh-Kühe, Jungvieh ausgelagert, 20 Abferkelplätze im Ring
Milchproduktion: Molkereimilch ZMP, rund 300 000 Kilo jährlich
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Roman, Vater Alois im Angestelltenverhältnis
Ressourcenprojekt sucht zwölf Praxisbetriebe
Von 2021 bis 2026 setzen die Zentralschweizer Landwirtschafts- und Umweltschutzämter, der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband, der Zentralschweizer Bauernbund sowie die Luzerner Gemeinde Hohenrain gemeinsam das Ressourcenprojekt «Ammoniak- und Geruchsemissionen in der Zentralschweiz reduzieren» um. Dieses wird vom Bundesamt für Landwirtschaft wesentlich mitfinanziert. Die Trägerschaft sucht nun zwölf Musterbetriebe mit aktuell noch bedeutender Futterzufuhr, welche die gesamte Rindviehhaltung bezüglich der Futterproduktion, Fütterung und Ammoniakemission durchleuchten und optimieren möchten. Die Betriebe können 2021 und 2022 in das Projekt einsteigen.
Voraussetzungen für die Beteiligung:
- Reduktion der Ammoniakemissionen um mind. 20
- Richtgrösse Kuhbestand: mind. 25 GVE im Durchschnitt der letzten drei Jahre
- jährlicher Milchharnstoffwert bei max. 25 mg/dl (Ausnahmen bei Vollweide möglich)
- Keine Zunahme der GVE/ha LN im Verlauf der Projektdauer 2021 bis 2026
- Verwendung Schleppschlauchverteiler auf allen geeigneten Flächen
- Gute ÖLN-Aufzeichnungen, kommunikativ.
Der Betrieb wird von ausgewiesenen Fachpersonen während fünf bis sechs Jahren kostenlos und intensiv begleitet. Milchviehbetriebe werden mit Fr. 5000.– bis Fr. 8333.– pro Betrieb und Jahr pauschal, je nach Emissionsreduktion, während maximal sechs Jahren entschädigt. Mutterkuhbetriebe werden betriebsspezifisch unterstützt, etwa durch Investitionen in Graslandpflege, Futterkonservierung oder Lagerung. Dazu kommt ein Bonus bei Verzicht auf jegliche Futterzufuhr.
Ansprechpersonen für Interessierte sind Remo Petermann, BBZN Schüpfheim, und Peter Wyrsch, Amt für Landwirtschaft Kanton Nidwalden.
Infos: www.geruch-ammoniak.ch