«Pferde und Weideparasiten – diese Koexistenz ist unausweichlich», stellte Hubertus Hertzberg vom Institut für Parasitologie an der Universität Zürich fest. Damit die Parasiten – zumeist Magen-Darm-Würmer – nicht überhandnehmen würden, sei ein Parasitenmanagement genauso so grundlegend wie auch die regelmässige Überwachung der Zahn- und Hufgesundheit. Anlass für diese Worte war der Equiden-Workshop des Schweizer Tierschutzes, der am 1. Juni 2024 in Egg ZH stattfand.
Nur wenige Pferde sind mit Würmern infiziert
Bei den Würmern, die hierzulande über die Weide übertragen werden können, handelt es sich vorwiegend um Kleine Strongyliden, aber auch um Spul- und Bandwürmer. Ab den 60er-Jahren etablierte sich eine entsprechende Standardbehandlung mit jährlich drei bis vier Entwurmungen, die im Abstand von etwa zwei Monaten von Beginn bis Ende der Weidesaison erfolgen. «Dieses Verfahren hatte zur Folge, dass die Parasitenpopulationen laufend resistenter geworden sind», sagte Hubertus Hertzberg.
Zudem habe sich erwiesen, dass nur ein kleiner Teil der Behandlungen überhaupt notwendig sei. Zur Veranschaulichung nannte er ein Bestandesmonitoring, welches von 2013 bis 2018 mit rund 14 000 Kotproben in der Deutschschweiz durchgeführt wurde. Dabei seien 80 Prozent der Proben negativ ausgefallen, also gar keine Wurmeier festgestellt worden. Die Behandlungsschwelle von mehr als 200 Strongyliden-Eiern pro Gramm Kot sei dagegen nur bei 8,5 Prozent der Proben überschritten worden.
Akzeptanz für eines neues Konzept ist gefragt
«Dies zeigt, dass die bisherige Strategie nicht mehr zeitgemäss ist», stellte der Tierarzt fest. «Es braucht eine Neuorientierung.» Laut Hubertus Hertzberg geht daher das für die Schweiz von der Vetsuisse-Fakultät propagierte Konzept seit ein paar Jahren neue Wege. Es sieht vor, dass Pferde nur noch entwurmt werden, wenn die Behandlungsschwelle erreicht ist, was mit regelmässigen Kotproben festgestellt werden kann. Dennoch bleibt eine Entwurmung für alle Pferde pro Jahr bestehen, um die Verbreitung der problematischeren Grossen Strongyliden unter Kontrolle zu halten.
Eines der Ziele der bedarfsorientierten Parasitenkontrolle ist auch, die Behandlungsintensität an den Infektionsdruck anzupassen. Demnach benötigen Pferde, die einen höheren Weidekontakt haben und einem grösseren Parasitenrisiko ausgesetzt sind, mehr medikamentöse Behandlungen als solche, die seltener und kleinflächig weiden. «Mit dem diagnostikgestützten selektiven Vorgehen kann die Nutzungsdauer von Medikamenten, die noch wirksam sind, verlängert werden», so Hertzberg. Dazu brauche es jedoch das Wissen und die Akzeptanz der Pferdehalter und Pensionsstallbetreiber, Kotproben erstellen zu lassen und nur dann zu entwurmen, wenn es angezeigt ist.
