«Man kann nicht von den Bauernmärkten auf die Situation auf dem Betrieb schliessen», sagt Julika Fitzi, Leiterin der Tierärztlichen Beratungsstelle des Schweizer Tierschutzes (STS). Aber über die Art, wie Kleintiere privat oder gewerblich gehalten werden, habe man fast keine Informationen, erklärt Fitzi und betont gleichzeitig, dass die Dunkelziffer der Tierschutz-Verstösse bei Kleintieren gross sein müsse.

Aus den Augen und ab ins Garage

«Sobald ein Kaninchen an einem Markt gekauft wird und zuhause in einer Garage oder in einem Zimmer verschwindet, verlieren wir es aus den Augen», sagt Julika Fitzi. Weil der STS ein privater Verein ohne Amtskraft ist, darf er ohne Erlaubnis keinen privaten Boden oder Wohnungen betreten. Die Kontrollen laufen alle über die kantonalen Fachstellen. Und diese kontrollieren vielfach nur, ob die Mindestmasse eingehalten werden, so Fitzi. Letzte Woche veröffentlichte der STS einen 150-Seiten langen Rapport über das Tierwohl und den Tierschutz an Tierausstellungen.

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Die kantonalen Stellen machen Ausnahmen

Gerade an diesen Ausstellungen würde der Kanton oftmals Ausnahmen machen, bemerkt Julika Fitzi. Man dürfe an den Ausstellungen zwar während maximal vier Tagen von den Mindestmassen abweichen, aber die anderen Kriterien wie Sichtschutz, Rückzugsmöglichkeiten und Ähnliches müssten immer gewährleistet sein und dies sei eben häufig nicht der Fall. Der Kanton würde hier oftmals seine Vollzugspflicht nicht erfüllen, heisst es vonseiten STS. Seine Forderung: Die Veterinärämter müssten geschultes Personal vor Ort haben und die Tierschutz-Bestimmungen anwenden, damit die Kontrollen etwas bringen.

«Wir sagen auch, was gut gemacht wurde»

Einige Veranstalter und Aussteller hätten darüber die Hände verworfen und seien sogar laut geworden. Aber die Tierärztin betont, dass die Aussteller die Kontrollen des STS als Chance sehen sollten: «Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie, dass in unserem Bericht auch steht, was gut gemacht wurde. Das ist für die Ausstellung Gratis-Werbung», betont die Tierärztin.

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Viele Kleintiere werden nicht gesetzeskonform gehalten

Abo Analyse Gibt es nächstes Jahr keine lebenden Osterhasen im Loeb-Schaufenster? Monday, 8. May 2023 Problematisch an den Tiermärkten seien die Spontankäufe. «Auch sehen wir bei der Kontrolle von Inseraten im Kleintierbereich, dass Ställe verkauft werden, die den Mindestmassen gar nicht entsprechen», sagt Julika Fitzi. Dort liege ein grosser Handlungsbedarf.

«Wir gehen davon aus, dass im privaten Rahmen viele Kleintiere nicht gesetzeskonform gehalten werden», schliesst die Tierärztin und verweist auf den STS-Tierhaltungsrechner, der die geforderten Mindestmasse pro Tierkategorie angibt.

Hier finden Sie den STS-Tierhaltungsrechner.