Es gibt Probleme, die kommen aus heiterem Himmel. Corona etwa. Auf andere wiederum kann man sich lange im Voraus vorbereiten. Man kann sogar etwas dagegen tun. Dazu gehört die Afrikanische Schweinepest (ASP). Seit Jahren breitet sich diese über Osteuropa mehr oder weniger langsam in Richtung Westen aus.

Frage der Zeit

Für Experten ist klar, dass irgendwann auch die hiesige Wildschweine-Population und im schlimmsten Fall Schweizer Schweinehaltungen davon betroffen sein werden. Realistischer und vor allem zeitnaher als ein Eintrag über Wildschweine (WS) ist eine Übertragung durch «menschliches Versagen».

Akteure der Branche wie der Schweineproduzentenverband Suisseporcs und die Suisag mit dem SGD und der ASP-Risikoampel, wo jeder Betrieb sein Gefahrenpotenzial abschätzen und Verbesserungen einleiten kann, wurden längst aktiv. Und auch die Behörden haben bereits mehrere grossangelegte Übungen durchgeführt, national aber auch in den Kantonen. Tobias Frink, Bereichsleiter Tiergesundheit beim Luzerner Veterinärdienst, informierte am Dienstag anlässlich der Tagung der Luzerner Landwirtschaftsbeauftragten.

ASP breite sich kontinuierlich grossflächig aus; in Europa verlaufe die Ausbreitung weiterhin in Ost- und Nordostdeutschland. Polen habe die Bekämpfung der ASP bei Wildschweinen weitgehend eingestellt. Schweinehaltungen waren im Spätherbst in Rumänien und Polen betroffen, dabei vor allem ganz kleine Betriebe.

Biosicherheit hochfahren

Abo Noch ist die Afrikanische Schweinepest nicht in der Schweiz. Höchste Zeit, um die hiesigen Schweinebestände vor dem Virus zu schützen. (Bild aem) ASP «Bedenkliche Ausbreitung» der Afrikanische Schweinepest – Schweinehalter müssen reagieren Saturday, 7. November 2020 Der bislang grösste Fall in Deutschland betrifft wenig überraschend einen Betrieb, der relativ weit entfernt von den WS-Funden liegt. Auch hier deutet einiges auf den Faktor Mensch hin. Entsprechend ist das Risiko auch in Luzern vor allem für Betriebe in der Nähe von Autobahnraststätten erhöht. Weggeworfene Speisereste sind gefährlich und seit einiger Zeit wird an neuralgischen Punkten entsprechend darauf hingewiesen. Kein Import von Schweinefleischprodukten und keine Verfütterung von Speiseresten gehören gemäss Tobias Frink denn auch zu den wichtigsten Vorsorgemassnahmen. Allgemein brauche es eine erhöhte Aufmerksamkeit bei Tierhaltenden, Tierärzten, der Jägerschaft und der Wildhut.

Wie sich Schweinehalter schützen können, darüber wurde an dieser Stelle schon viel geschrieben. Noch immer ist die betriebliche Biosicherheit das A und O, diese beginne im Kopf der Menschen auf dem Betrieb, sagte Frink. Die Suisag stellt ein Online-Tool zur Verfügung, um diese zu analysieren. Ausläufe gehören doppelt umzäunt. Impfstoffe stehen in absehbarer Zeit übrigens keine zur Verfügung, beantwortete Tobias Frink eine Frage anlässlich der Online-Veranstaltung. Dafür würden die Wildtierkorridore rasch gesperrt, versicherte er.

Doch was, wenn es trotzdem zu einem Ausbruch im Kanton Luzern kommt? Bislang habe man vor allem den Fall von Maul- und Klauenseuche geprobt, nun aber auch zur ASP Feldübungen durchgeführt, so Frink.

Behörden vorbereitet

Diese verlaufen anders, weil nebst dem Betriebsgelände plötzlich auch Feld und Wald wichtig werden. Die Zusammenarbeit mit anderen Behörden wurde vertieft, Ablaufpläne für Szenarien erstellt, Verantwortlichkeiten geklärt. Auch auf nationaler Ebene war Luzern an der NOSOS 21 beteiligt, einer unangekündigten Alarmübung. Im Falle eines Falles würde um den Fundort das Gebiet kreisförmig in ein grosses Initialsperrgebiet (Radius rund 15 km), in ein Puffergebiet (7 km) und in ein eigentliches Kerngebiet (3 km) eingeteilt. In Regionen mit hoher Schweinedichte befände sich eine stattliche Anzahl Betriebe in diesen Zonen.

Grosse Konsequenzen

So hat ein HF-Absolvent im Rahmen eines Praktikums beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband das Beispiel eines infizierten Wildschweines in einer Maisparzelle bei Ebersecken analysiert. Rasch wären Schweinebetriebe in drei verschiedenen Kantonen (Luzern, Aargau, Bern) mit Massnahmen konfrontiert. Im Beobachtungsgebiet sind es 628 Luzerner Schweinebetriebe. Und sogar im Sperrgebiet noch immer deren 61. Einzelbetrieblich haben Fälle vor allem beim Tierverkehr Auswirkungen. Betroffen sein könnte aber auch beispielsweise die Maisernte. Die Arbeit kommt zum Schluss, dass es keine Betriebsausfall-Entschädigung gibt und dass ein ASP-Ausbruch zu einem grossen wirtschaftlichen Schaden führt.

Für Menschen ungefährlich                   
Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruserkrankung, die für Menschen nicht gefährlich ist. Angesteckte Schweine und Wildschweine sterben jedoch meist innert weniger Tage. Ausser therapieresistentem Fieber und plötzlichen Todesfällen treten nur unspezifische Symptome auf. Bei gehäuften Tierabgängen müssen Untersuchungen durchgeführt werden, um ASP als Ursache auszuschliessen.