Auf einem Landwirtschaftsbetrieb im Kanton Bern kam es jüngst zu einem ungewöhnlichen Vorfall: Zwei Kühe erlitten innerhalb kurzer Zeit Aborte. Der Tierarzt untersuchte die Fälle und stellte die Diagnose Coxiellose. Diese bakterielle Infektion betrifft vor allem Rinder, Schafe und Ziegen. Meist bleibt die Krankheit bei Tieren symptomlos, doch Aborte oder eine verringerte Fruchtbarkeit können Anzeichen einer Infektion sein.

Sohn wird krank

Der Fall schien zunächst abgeschlossen – bis einige Wochen später der Sohn der Bauernfamilie erkrankte. Der sportliche junge Mann bekam plötzlich hohes Fieber und fühlte sich zunehmend erschöpft. Sein Zustand verschlechterte sich rasch und schliesslich so weit, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Auch ein Angestellter des Betriebs fühlte sich krank: Bei ihm traten ähnliche, wenn auch weniger ausgeprägte Symptome auf. Während die Ärzte lange nach einer Erklärung suchten, äusserte der Tierarzt schliesslich einen entscheidenden Verdacht: Könnte es sich um Q-Fieber handeln, die menschliche Form der Coxiellose?

Tests bestätigten diesen Verdacht. Sowohl der Sohn als auch der Angestellte waren infiziert. Dank einer raschen Behandlung mit Antibiotika konnten beide wieder genesen.

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Die Fälle mehren sich

Coxiellose und Q-Fieber befinden sich auf dem Vormarsch. Ein Blick in die Zahlen zeigt: Die Krankheit hat sich bei Tieren und Menschen innert weniger Jahre vervielfacht. Coxiellose und Q-Fieber sind zwei Namen für dieselbe Krankheit, die von Coxiella burnetii ausgelöst wird. Dieser Erreger ist äusserst widerstandsfähig und weltweit verbreitet. Er kommt in zahlreichen Tierarten vor, darunter Rinder, Schafe, Ziegen, Hunde und Katzen. Besonders problematisch sind Geburtsprodukte wie Plazenta oder Fruchtwasser infizierter Tiere, die den Erreger in sehr hoher Konzentration enthalten. Aber auch über Kot, Urin oder Milch können Tiere die Bakterien ausscheiden. Menschen infizieren sich in der Regel durch das Einatmen von erregerhaltigem Staub, etwa bei der Arbeit im Stall. Seltener kann die Krankheit durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel wie nicht pasteurisierter Milch übertragen werden.

Während die Infektion bei Tieren oft unauffällig verläuft, zeigt sich laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei Menschen ein variableres Krankheitsbild. Viele Betroffene haben keine oder nur milde Symptome. Bei anderen jedoch beginnt die Krankheit plötzlich, meist zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung, mit hohem Fieber, Schüttelfrost, starken Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. In seltenen Fällen können schwerwiegende Komplikationen auftreten, wie eine Lungen- oder Herzklappenentzündung. Besonders gefährdet sind Schwangere, da die Infektion während der Schwangerschaft zu Aborten oder Frühgeburten führen kann. Rund ein Prozent der Infektionen wird chronisch, häufig in Form einer Herzklappenentzündung.

Seit zwölf Jahren meldepflichtig

In der Schweiz ist Q-Fieber seit 2012 meldepflichtig. Ärzte müssen bestätigte Fälle innerhalb von sieben Tagen an das BAG melden. Auch in der Tierhaltung besteht eine Meldepflicht: Aborte bei Rindern, Schafen oder Ziegen müssen Tierärzten umgehend gemeldet werden. Diese Vorschriften seien wichtig, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und weitere Übertragungen zu verhindern, heisst es beim BAG.

In der Schweiz werden jährlich zwischen 40 und 100 Fälle von Q-Fieber gemeldet, heuer waren es bereits 146 (siehe Grafik). Neben sporadischen Infektionen kann es auch zu regionalen Ausbrüchen kommen, insbesondere in Gebieten mit intensiver Viehhaltung. Vorbeugung ist laut den zuständigen Bundesämtern daher zentral, wobei die Hauptmassnahmen im Bereich der Veterinärmedizin liegen. Tierhalter sollten Hygienevorschriften einhalten, Aborte genau abklären lassen und mögliche Infektionsquellen schnell isolieren. In einigen Ländern, in denen Q-Fieber stark verbreitet ist, gibt es zudem eine Impfung, die in der Schweiz jedoch nicht zugelassen ist.

Ein Fazit ist rasch gezogen: Der Vorfall auf dem Berner Hof zeigt, wie wichtig Wachsamkeit und ein schnelles Handeln sind. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierärzten und Humanmedizinern können Zoonosen wie Q-Fieber rechtzeitig erkannt und effektiv bekämpft werden.